Dierk Schaefers Blog

Schieflage

Posted in heimkinder, Kirche, Kriminalität by dierkschaefer on 18. März 2014

Wollen sie es nicht kapieren oder können sie es nicht?

Es ist für viele ehemalige Heimkinder ein absolutes Unding, bei den Nachfolgern der Täter vorstellig zu werden, um irgendein Almosen zu erhalten. Täternachfolger triggern, d.h. sie lösen heftigste Erinnerungen an erfahrenes Leid aus. Die Bedingungen, die zum Beispiel von der Troika Westfälische Landeskirche und Konsorten gestellt werden, sind für viele ehemalige Heimkinder unannehmbar. Es ist, als müßte eine von Gewalttätern auf dem U-Bahnhof zusammengeschlagene Person einen Antrag an die Täter stellen, mit genauer Schilderung des Tathergangs, um etwas Geld für ihre zerrissene Kleidung zu erhalten.

Im Fall der erwähnten Troika kommt noch das widerwärtige Sparmodell hinzu. Man bleibt mit dem – vielleicht – erhältlichen Sachleistungsangebot weit hinter der Summe zurück, die eine andere Landeskirche zahlt.

So werden Täternachfolger selber zu Tätern und negative Vorbilder praktizierten Christentums. Manchmal wünsche ich mir Feuer und Schwefel über diese Brut – doch nein, das wäre ebenso abscheulich.

 

Hier der Kommentar eines ehemaligen Heimkindes im Wortlaut:


 

Es wird noch viele ehemalige Heimkinder geben, die keine Anträge stellen, da sie sich zu beschämt fühlen mit den Täter-Nachfolgeorganisationen zu sprechen. Ein Jugendamt, dass meine Heimeinweisung besorgte, soll nun befähigt sein, darüber zu befinden, ob ich Hilfe brauche. Ich teilte dem Jugendamt per E-mail mit, dass es ausreichen müsse, wenn mein Psychotherapeut den Antrag für mich ausstellt. Das Jugendamt lehnte ab und wollte noch eine persönliche Vorsprache. Nein danke, ihr Täter von damals und heute. Ihr als Täter könnt mir nicht helfen, ich als Opfer weiß nur, wer mir helfen kann. Also konsequenterweise bin ich aus der Kirche ausgetreten und finanziere mir nun von meiner ersparten Kirchensteuer meine Therapien sowie natürlich auf Kosten der Allgemeinheit. .
Wenz, denn die Täter können nicht helfen.

4 Antworten

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  1. helmutjacob said, on 18. März 2014 at 18:02

    Man muss sich schon stark zusammenreißen, um das Verhalten der evangelischen Landeskirchen nicht in beleidigendem Ton zu kritisieren.
    Unsere Arbeitsgruppe hilft einem Opfer. Man versuchte, sie mehrmals zu vergewaltigen, über Monate hinweg. Behinderungsbedingt gelang dies nicht. Zur Triebbefriedigung des Verbrechers dienten dann die Fummeleien an dem Kind. Es wusste nicht, wie ihm geschah. Noch heute leidet sie und ihre Familie unter diesen traumatischen Erlebnissen.
    Der Täter war Mehrfachtäter und ging dafür etliche Jahre in den Bau. Dies ist aktenkundig und nachprüfbar. Auch andere Mädchen begrabschte er im Intim- und Brustbereich.
    Dies alles inklusive der Angabe des Ortes, der Zeit, des damaligen und heutigen Alters des Opfers und aller sonst notwendigen Details habe ich der Geschäftsstelle unter Stefan Wutzke mitgeteilt. Nur eben bewusst den Namen und die Anschrift nicht. Ich wollte verhindern, dass das Opfer im Alter noch einmal retraumatisiert wird. Auch habe ich den Fragebogen dieser Stelle nicht als Grundlage genommen, sondern den des Familienministeriums. Die betroffene Dame bekam nämlich diesen Fragebogen zu Gesicht und war am nächsten Tag nach einer dringenden Terminanfrage bei mir. Sie habe die ganze Nacht nicht geschlafen und so wie sie vor mir saß, war sie, salopp gesagt, fix und fertig. Jedes Gespräch der Anlaufstelle mit ihr hätte üble Folgen mit sich gezogen.
    Das alles geht der Anlaufstelle am Auspuff vorbei. Sie besteht auf das Ausfüllen dieses unsäglichen Formulars und die Angabe aller Personalien.
    Man möchte die Anlaufstelle fragen, ob sie nicht zur Klärung des Tatortes noch Fotos aus dem Intimbereich des Opfers brauchen. Denn da fand ja die Tat statt. Vielleicht eine Vorderansicht und eine Rückansicht. Aber ich reiße mich zusammen.
    Den Brief werde ich nicht beantworten. Das würde nichts bringen (eigentlich müsste ich schreiben: Das wäre Perlen vor die Säue zu schmeißen).
    Ich werde dem Opfer raten, auf diese mickrigen Almosen in Stolz zu verzichten.

    • dierkschaefer said, on 18. März 2014 at 18:16

      lassense doch mal herrn kronschnabel ran

      • helmutjacob said, on 18. März 2014 at 18:25

        Herr Kronschnabel? Bei dem habe ich mich zunächst zu entschuldigen:
        Entschuldigen Sie, sehr geehrter Herr Kronschnabel, dass ich Ihre oft ruppigen Formulierungen in diesem Blog kritisiert habe. Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass Ihre Sprache die einzige ist, die bei den Tätervertretern verstanden wird.
        Mit freundlichem Gruß
        Helmut Jacob


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