Dierk Schaefers Blog

Die Rechtsnachfolger in den Täterorganisationen haben gut kalkuliert.

Posted in heimkinder, Kinderrechte, Kirche, Staat by dierkschaefer on 24. Juli 2015

Die Dead-line für Zahlungen aus den Heimkinderfonds hat funktioniert. Viele haben die Frist verpasst[1]. Über das Warum und Wieso gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Aber die Täterorganisationen aus Staat und Kirche haben das, was sie ohnehin wollten: sie haben gespart. Für einen Skandal halten das ohnehin nur die negativ Betroffenen.

Natürlich ist es auch ein Skandal, dass selbst Qualitätszeitungen wie die Süddeutsche immer noch von „Entschädigungen“ schreiben. Denn das sollen die Zahlungen aus „gutem“ Grund nicht sein. Es handelt sich um freiwillig und auf Antrag gewährte Erleichterungen in heimbedingt schwierigen Lebenslagen. Wären es Entschädigungen gäbe es einen Anspruch. Und den soll und darf es nicht geben. So geraten selbst Rentenersatzleistungen und Therapiekosten zu freiwillig gewährten Leistungen der Täterorganisationen. Dabei wären solche Leistungen nicht einmal Entschädigungen, sondern selbstverständliche Pflicht und Schuldigkeit. Die ehemaligen Heimkinder wurden in eine Bittstellerposition gedrängt.

„Wir sind Bettler. Das ist wahr.“[2] Doch so hatte Luther das auf seinem Sterbebett wohl nicht gemeint. Der Kollege, der mit der Sammelbüchse „bettelnd“ unterwegs war, schreibt: „Die, die etwas gegeben haben, die gingen gewöhnlich froh weiter. Die sich verweigerten, waren nachher nicht glücklicher, sondern griesgrämig.“[3] Wenn ich mir die betrügerischen Machenschaften von Kirchen und Staat anschaue, um die Kosten für die Versündigungen ihrer Vorgänger gering zu halten, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass sie in gutem Sinne froh waren, sondern eher griesgrämig, weil sie überhaupt etwas zahlen mussten. Sie haben die Sünden der Väter taktisch fortgesetzt. Mögen sie an ihrem Erfolg verrecken.

[1] http://www.sz-online.de/sachsen/hunderte-ex-heimkinder-ohne-entschaedigung-3156994.html Freitag, 24. Juli 2015

[2] http://www.update-seele.de/fr/impuls-der-woche/impulse-april/wir-sind-bettler-das-ist-wahr/

[3] http://www.update-seele.de/fr/impuls-der-woche/impulse-april/wir-sind-bettler-das-ist-wahr/

15 Antworten

Subscribe to comments with RSS.

  1. Lutz Adler said, on 25. Juli 2015 at 05:19

    Es werden nicht einmal die Zahlen veröffentlicht, die könnte man ja ins Verhältnis setzen! Dann würde auch der letzte Dödel merken, daß dieser „Fonds“ der größte Betrug an einer Opfergruppe nach dem zweiten Krieg in Deutschland ist!
    Aber auch das kann ich gern nachholen!!
    Also im Westen haben es doch tatsächlich gewagt sich bis zur “ Ausschlussfrist“ 20000 Betroffene zu melden!
    Von 800000!!!!
    Im.Osten ist es nicht besser!
    Von nachweisbar ( da die alle Einweisungsbeschlüsse der ehemaligen DDR vorliegen haben)
    270000 Betroffenen haben es gewagt sich ca. 27500 zu melden und Almosen zu beantragen!!!!
    Diese Regierung wörtlich noch im Sommer 2012 :
    “ es wird „keine“ Entschädigungslösung angestrebt!!!“
    Zitat Ende.
    Wer das gesagt hat?
    Die damalige amtierende Familienministerin Frau van der Laien!!!
    Das ist die hässlich Fratze Deutschlands wenn es um die Opfer eigenen tuns geht!!!
    Erbärmlich!!!!

  2. sabine s. said, on 25. Juli 2015 at 08:25

    Niemand kann so wirklich glücklich über das „unser“ Ergebnis sein. Auch die Politik kann sich mit diesem Ergebnis nicht rühmen.
    Allerdings gibt uns unser Frust nicht das Recht, Menschen (hier: von der Leyen) als „…die hässliche Fratze Deutschlands“ zu betiteln. Das macht die Situation auch nicht besser.

    sabine s.

    • Uwe werner said, on 25. Juli 2015 at 10:30

      Sehe ich auch so @ Sabine !
      Sachlich angreifen ja, denn Verunglimpfungen brachten damals nichts und heute auch nicht!
      Vieles, was wir heute zu akzeptieren haben, bzw. was uns an Antragsprocedere aufgezwungen wird, haben wir uns auch selber eingebrockt.
      Wo finde ich heute die ehemaligen Heimkinder, die das Rund-Tisch-Schlamassel mit zu verantworten haben?
      Die HK, die sich haben blenden lassen, die, welche sich in den Vordergrund gedrängt und vor Selbstüberschätzung am Runden-Tisch Platz genommen haben!
      Heute schweigen diese HK und anstatt politisch für eine Verbesserung zu kämpfen, sind sie in der Versenkung abgetaucht. Tausende HK müssen das jetzt ausbaden, oder schauen wegen der eigenen Machtlosigkeit, in die Röhre.
      Eine Verhaltensänderung und eine andere sachliche Denkweise unter uns HK, könnte dennoch etwas bewirken, wenn endlich auch die zu Wort kämen, die innerhalb der HK – SZENE aufs übelste diffamiert werden, aber sie selber nicht bereit sind, bestimmte Verhaltensmuster aus der damaligen Heimzeit, abzulegen.

      • sabine s. said, on 25. Juli 2015 at 13:51

        Frag doch mal, wo die Heimkinder sind, die außer Schlammschlachten anzuzettel, wirklich konstruktive Lösungsvorschläge eingebracht haben (das Ergebnis drei Betroffenen anzulasten, ist nicht fair (die wirkliche Macht liegt bei Bund, Länder und Kirchen). Ich habe in Foren etc. nicht mitbekommen, dass sie wirklich Unterstützung von „uns“, die wir nicht am RTH gesessen haben, erhalten haben.

        Den politischen Kampf für eine Verbesserung könnten jetzt diejenigen führen, die noch die Kraft und Lust dazu haben. Der Ruf nach denjenigen, die am RTH gesessen haben, klingt in meinen Ohren wie Hohn.

        sabine s.

  3. Marion V. said, on 25. Juli 2015 at 08:37

    Wenn es ja keine Entschädigung ist,wieso wird die Auszahlungshöhe an das Erlebte in der Heimzeit geknüpft? Warum muss ich detailliert die schlimmen Erfahrungen wieder geben,zumal sich im Nachhinein herausstellet,dass Verwaltungsapparat des Heimes Bescheid wusste. Warum muss ich jeden Cent begründen wofür ich es ausgebe????

  4. sabine s. said, on 25. Juli 2015 at 15:11

    Das Wort Entschädigung ist leider aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr rauszukriegen, ist aber genau das, was gefordert wurde. Aber die ganze Geschichte zu wiederholen, würde zu weit führen. Fakt ist, dass die Fondserrichter sich auf eine materielle Hilfeleistung, die sich an den Folgeschäden orientiert, geeinigt haben. Deshalb gibt es auch nur auf Antrag Sachleistungen. Die Begründung wird gefordert, weil die Sachleistungen an Folgeschäden gekoppelt ist.
    Je nach Beratungsstellen wird man da aber ganz gut beraten, entsprechende Gründe aufzulisten (leider ist das so).

    sabine s.

  5. Helmut Jacob said, on 25. Juli 2015 at 15:24

    2,5%, oder wenn es die Tätervertreter schön rechnen und von den 800.000 Opfern die Hälfte als gestorben meldet, 5%! Was für eine Ohrklatsche für den Runden Tisch Heimerziehung. Für Vollmer, Schruth, Wieland und all die Namen, die man schleunigst vergessen sollte. Sie haben sich erbärmlich jenen gegenüber aufgeführt, die Vertrauen und Hoffnung in sie gesetzt haben. Diese Typen haben den Heimopfern noch einmal so richtig ins Gesicht getreten!
    So abgebrüht, wie ich die einschätze, schämen die sich kein Stück, sondern feiern noch diese mikrigen 2,5 bis 5% als totalen Sieg. Was für ein erbärmlicher Haufen hat da eigentlich in Berlin zusammengesessen. Mit Abstand betrachtet kann man nur noch Abscheu für diese Truppe aufbringen. Ja woll, Schäfer hat wieder Recht: „Die Dead-line für Zahlungen aus den Heimkinderfonds hat funktioniert. “ Und ich stimme Lutz Adler zu. Er meinte mit „hässlicher Fratze“ nicht das Gesicht an sich. Wer nicht nur lesen sondern auch nachdenken kann, weiß dies. Außerdem: Anderenfalls wäre der Leserbrief nicht eingestellt worden.

  6. sabine s. said, on 25. Juli 2015 at 18:23

    Es besteht die Möglichkeit, in der Entschädigungsfrage für ehemalige behinderte Heimkinder und ehemalige Heimkinder in den Psychiatrien alles besser zu machen, so viel besser, dass alle, aber auch wirklich alle erreicht werden, und nicht mit einem Betrag in selber Höhe wie das für ehemalige Heimkinder der Fall ist, klar kommen müssen.

    Solange das aber nicht in Ihrem Sinne (darin sind wir uns sogar einig) entschieden ist, lässt sich laut tönen und beleidigen.

    sabine s.

  7. Erika Tkocz said, on 25. Juli 2015 at 19:20

    Es ist schon interessant, denn offensichtlich haben hier Einige keine Ahnung -oder wollen sich nicht erinnern-, unter welchen Umständen der Runde Tisch gegründet wurde, was eigentlich in den vorherigen Petitionen gefordert wurde, welche ursprünglichen Aufgaben der Runde Tisch als Auftrag hatte. Keine Sorge ich werde nicht daran erinnern, es wäre sinnlos.
    Es ist leicht einfach die Ehemaligen für das Ergebnis verantwortlich zu machen, da lebt man dann auch gelegentliche Erfahrungen seiner Heimzeit aus, ein früheres übliches Prozedere sich gegenseitig fertig zu machen.

    Bei klarem Verstand käme man nicht auf die Idee das Ergebnis den Ehemaligen am Runden Tisch in die Schuhe schieben zu wollen, aber leichter, weil man selber nichts beweisen muss. Mensch habt Ihr es gut, da kann sich aber der eine oder andere glücklich schätzen nichts beweisen zu müssen und ein potentieller Held zu sein, besonders auf leerer Straße.

    Ich bekenne mich da definitiv zu Hans Siegfried Wiegand und da wir damals eng zusammen gearbeitet haben bekenne ich mich auch zu unseren gemeinsamen Arbeit. Na ruhig draufhauen, das kenne ich schon seit Jahren und ich bin an so einem Punkt das es mich nicht einmal mehr wirklich kratzt. Ihr Ahnungslosen wisst nicht einmal im Ansatz was wie gelaufen ist, also spinnt mal weiter Eure Geschichten wenn es doch hilft Euch auf Kosten Andere gut zu fühlen muss das wohl so sein. Aber eines solltet Ihr auch einmal bedenken: irgendwann wird Euer Heldentum und Euer angeblicher Kampf vorbei sein und da frage ich mich was zurückbleibt, wenn einmal alles vorbei ist?

    Haltet an Euer Feindbild fest und seht den Kampf als Euren Lebensinhalt und haltet daran fest, denn würdet Ihr anderes denken entstünde eine große Leere und damit umzugehen wäre schwierig. Ja und wenn ich dann an mein wichtiges Thema „Vom Kinderheim ins Altersheim“ denke mache ich mir Sorgen, sehr große Sorgen und so nehme ich es Euch nicht krumm, wenn Ihr Eure Legenden strickt über die angeblichen Helden und Feiglinge.

  8. Beckers said, on 25. Juli 2015 at 20:28

    Sie einzigen die sich an den Fond bereichert haben, sind die Anlaufstellen. (Täterorganisationen)
    Es ist auch ungerecht die Opfer so zu behandeln. Der eine war 21 Jahre in diesen Höllen und ein anderer ein paar Monate. Die Leistung aus dem Fond ist die gleiche!!!!! Echt erbärmlich. Der eine macht eine Zwangslehre , der andere macht den Hausburschen. Der Hausbursche holt sich 15.000,- Euro aus dem Fond, der Zwangslehrling, der die Ausbildung in der Anstallt mit Gewalt machen musste, bekommt nichts aus dem Fond. Der darf froh sein eine Gesellenbrief zu besitzen, mit dem er in der freien Wirtschaft ausgelacht wird und nicht gebrauchen kann. Echt erbärmlich.

  9. Erika Tkocz said, on 26. Juli 2015 at 00:29

    Das ist so nicht richtig, die Anlaufstellen haben sich nicht an dem Fonds bereichert. Über Begriffe kann man sich ja streiten, aber mit dem Begriff „Täterorganisationen“ bin ich nicht einverstanden, für mich ist es die Verantwortungskette, denn in den entsprechenden Organisationen arbeiten Menschen, die letztlich eine Organisation ausmachen und ich kann sie nicht zu Tätern machen.

    Aber was Du sonst schreibst kann ich absolut unterstreichen und finde es ist das größte Unrecht alle Ehemaligen gleich zu behandeln, Ich kenne auch Einige, die in ihrem Heim eine ungewollte Lehre machen mussten und nun nicht einmal die Rentenersatzleistung bekommen, weil das Heim den Minimalbetrag damals zahlte. Ja und mit diesen unsinnigen Ausbildung- wie Du schreibst- später sowieso nicht anfangen konnte. Also Wiederholungen von Kollektivlösungen, wie früher gelegentliche Kollektivstrafen und das Ignorieren der Individualität. Besonders für jene Ehemaligen schlimm, die möglicherweise schon als Kind im Heim waren und da besteht kein Zweifel, dass ihre langjährige „Sozialisation“ in den Heimen wesentlich prägender und schädlicher waren, als die jener Ehemaligen, die später in einem Erziehungsheim waren und vielleicht schon nach einigen Monaten raus kamen. Leid und Traumata sind in der Schwere sicherlich nicht so bemessbar und das sollte man auch nicht tun, aber langjährige Heimerziehung einfach zu ignorieren ist und bleibt erbärmlich.

  10. Martin MITCHELL said, on 28. Juli 2015 at 12:46

    .
    »FONDS HEIMERZIEHUNG« „Pech gehabt“ – „»Anmeldefrist« versäumt“

    Nach weitgehendem zu vorherigem Lobbying des Vereins ehemaliger Heimkinder e.V.

    wurde zumindest seitens des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen entschieden :

    ERSTENS: – Münster

    Schreiben des Direktors des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe an den „Lenkungsausschuss“ des Fonds Heimerziehung-WEST :
    Re »Antragsfristverlängerung« : »Fonds „Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975« (Münster, 1. August 2014) @ http://www.veh-ev.eu/Downloadbereich/2_pdfsam_LWL-Fondsverlangerung.pdf
    „die Antragsfrist für Betroffene beim Fonds Heimerziehung West um zwei Jahre bis zum 31.12.2016 zu verlängern.“

    ZWEITENS: – Köln

    Beschlussfassung des Landesjugendhilfeausschusses Rheinland :
    Re »Antragsfristverlängerung« : »Fonds „Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975« (Köln, 20.08.2014) @ https://dom.lvr.de/lvis/lvr_rechercheWWW.nsf/0/A2B2F084BFC64C5EC1257D3B00311351?OpenDocument
    „4. Der Landesjugendhilfeausschuss Rheinland appelliert an das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, bei den Fondserrichtern darauf hinzuwirken, die Antragsfrist für Betroffene beim Fonds „Heimerziehung West“ um zwei Jahre, bis zum 31.12.2016, zu verlängern.“

    Der „Lenkungsausschuss“ des Fonds Heimerziehung-WEST gab dem aber bisher nicht statt.

    Ich persönlich wüßte von keiner Betroffenen, die / keinem Betroffenen, der die Antragsfristverlängerung jemals abgelehnt hat oder aktuell oder zukünftig ablehnen würde.
    .

  11. Martin MITCHELL said, on 28. Juli 2015 at 12:48

    .
    »FONDS HEIMERZIEHUNG« „Pech gehabt“ – „»Anmeldefrist« versäumt“

    .
    Verein ehemaliger Heimkinder e.V. auf seiner FACEBOOKSEITE (27.07.2015)

    @ https://www.facebook.com/VEHeV

    »Nach wie vor ist der VEH e.V. der Meinung, dass der Fonds im besten Fall eine mittelfristige Lösung sein kann. Denn – egal wie oft die Presse meint, das verkünden zu müssen – eine Entschädigung ist es NICHT! Eine solche aber streben wir an – nach wie vor!
    Solange es aber für die meisten von uns kaum eine andere Möglichkeit gibt, zumindest etwas Geld zu bekommen, ist die Befristung des Fonds schändlich und dient einzig und allein den EInzahlern, so viel Geld zu sparen, wie es geht… und zwar von der absolut ERBÄRMLICHEN SUMME, die überhaupt nur eingezahlt wurde!«

    .
    Verein ehemaliger Heimkinder e.V. auf seiner VEREINSWEBSEITE (26.07.2015)

    @ http://www.veh-ev.eu/home/vehevinf/public_html/uncategorized/petiton-zur-entfristung-des-fonds/

    ANFANG DES ZITATS ALL DESSEN WAS DIESBEZÜGLICH AUF DER VEREINSWEBSEITE DES VEREINS EHEMALIGER HEIMKINDER e.V. VERÖFFENTLICHT WURDE.

    *Petiton zur Entfristung des Fonds*

    Am 11.11.2014 schrieb der VEH e.V. folgende Petition an den Bundestag:

    Petition Text
    Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass der Fonds Heimerziehung (Ost wie West) entfristet wird und Anmeldungen sowie Zahlungen für ehemalige Heimkinder damit wieder möglich werden.

    Begründung:
    In der Zeit von 1949 bis 1975 lebten etwa 700.000 bis 800.000 Kinder und Jugendliche in Säuglings-, Kinder- und Jugendheimen in der Bundesrepublik Deutschland. Andere Schätzungen sprechen von 800.000 bis 1.000.000 Personen. Hinzu kamen Kinder und Jugendliche, die über einen längeren oder kürzeren Zeitraum in der Psychiatrie eingesperrt waren und tausende von Kindern in Einrichtungen für Behinderte.

    Dieser Zahl entspricht eine geschätzten Zahl von 270.000 Kindern und Jugendlichen, die gezwungen waren, in Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen in der ehemaligen DDR zu leben.

    Der Heimaufenthalt war vielfach von traumatisierenden Lebens- und Erziehungsverhältnissen geprägt: Misshandlungen, sexuelle Gewalt, Zwangsarbeit, Bildungsentzug waren systembedingt und an der Tagesordnung.

    Wem während der Heimunterbringung im vorgenannten Zeitraum in der Bundesrepublik Deutschland bzw. in den Heimen der ehemaligen DDR Unrecht und Leid zugefügt wurde, das heute noch zu Beeinträchtigungen führt, „kann Unterstützung“ gewährt werden.

    Aus einer Übereinkunft von Bund, westdeutschen Bundesländern und Kirchen ist der Fonds „Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975“ hervorgegangen, der zum 1. Januar 2012 errichtet wurde.

    Der Fonds „Heimerziehung Ost“, zuständig für Menschen, die in den Heimen der ehemaligen DDR ein ähnliches Schicksal wie in Westdeutschland erlitten, wurde erst zum 01.07.2012 eingerichtet, ist aber bereits seit dem 30.09.2014 für Neuanmeldungen geschlossen.

    Die Anmeldefrist für ehemalige Heimkinder beim Fonds West war bis zum 31.12.2014 befristet, auch diese Frist ist also demnächst abgelaufen, obwohl:

    1. davon ausgegangen werden kann, dass lediglich etwa 1 – 2 % der Anspruchsberechtigten West und weniger als 10 % der Anspruchsberechtigten Ost sich bislang überhaupt bei einer der Anlauf- und Beratungsstellen gemeldet haben;

    2. der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. auch heute noch täglich Anrufe von Ehemaligen bekommt, die noch nie von diesem Fonds und dessen (wenn auch eingeschränkten) Möglichkeiten erfahren haben;

    3. sich auf Grund weiterer Auswertungen von Akten und Unterlagen neue Tatsachen (u.a. auch zu dem festgelegten Zeitfenster 1949 – 1975 Fonds West) ergeben können und tatsächlich ergeben, aus denen sich Ansprüche ableiten lassen;

    4. es nie eine ausreichende Bekanntmachung der Möglichkeiten der Inanspruchnahme des Fonds gegeben hat;

    5. es sattsam bekannt ist, dass viele ehemalige Heimkinder es erst nach langer Zeit überhaupt wagen, den Verein, eine Behörde oder Anlauf- und Beratungsstelle aufzusuchen, selbst wenn sie von dem Fonds gehört oder gelesen haben;

    6. die Namen der ehemaligen Heimkinder, die aus den unterschiedlichen Gründen in Heime der ehemaligen DDR eingewiesen wurden, den entsprechenden Behörden vorliegen, diese jedoch eine Benachrichtigung der Personengruppe aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ verweigert;

    7. es nicht mit dem Grundsatz zu vereinbaren ist, nach dem alle Menschen gleich seien und ihnen demnach die gleichen Möglichkeiten offen stehen müssen. Es kann und darf nicht sein, dass, wer erst nach dem 30.09.2014 (Ost) bzw. dem 31.12.2014 (West) von dem Fonds erfahren oder die Kraft gefunden hat, sich an diesen zu wenden, einfach leer ausgeht.

    ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

    Einige Zeit später bekamen wir die Nachricht, dass die Petition nicht online gestellt werde, da es sich um die Petition einer Gruppe ( VEH e.V. ) handele.

    ENDE DES ZITATS ALL DESSEN WAS DIESBEZÜGLICH AUF DER VEREINSWEBSEITE DES VEREINS EHEMALIGER HEIMKINDER e.V. VERÖFFENTLICHT WURDE.

    .
    Verein ehemaliger Heimkinder e.V. auf seiner VEREINSWEBSEITE (26.07.2015)

    @ http://www.veh-ev.eu/home/vehevinf/public_html/uncategorized/petiton-zur-entfristung-des-fonds/

    Vor einem Monat erreichte uns dieses Schreiben:

    »Deutscher Bundestag
    Petitionsausschuss

    Berlin, 24. Juni 2015
    Bezug: mein Schreiben vom 9. April 2015

    Referat Pet 3
    AA, BKAmt, BMAS (Soz.), BMBF,
    BMEL, BMFSF, BPrA

    Oberamtsrätin Sonja Schuffla
    Platz der Republik 1
    11011 Berlin
    Telefon: +49 30 227-39346
    Fax: +49 30 227-30013
    vorzimmer.pet3@bundestag.de

    .
    Verein ehemaliger Heimkinder e.V.
    Frau Heidi Dettinger
    Gartenstr 21
    31535 Neustadt am Rübenberge

    .
    Petitionsrecht

    Pet 3-18-17-1030-018066 (Bitte bei allen Zuschriften angeben)

    Sehr geehrte Frau Dettinger,

    Ihre Eingabe habe ich den Abgeordneten, die dem Petitionsausschuss zu Ihrem Anliegen bericht erstatten werden, zugeleitet.

    Nach abschließender Behandlung Ihrer Petition durch den Deutschen Bundestag werden Sie unaufgefordert über das Ergebnis unterrichtet werden. Ich bitte Sie sich bis dahin zu gedulden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Im Auftrag

    S o n j a S c h u f f l a

    Sonja Schuffla«
    .

  12. sabine s. said, on 29. Juli 2015 at 00:16

    Genaue Angaben zu den Anmeldefristen auf http://www.fonds-heimerziehung.de

    sabine s.


Hinterlasse einen Kommentar