Dierk Schaefers Blog

Merkwürdige Gesellschaft

Posted in Gesellschaft, heimkinder, Kinderrechte, Kirche, Kriminalität, Soziologie by dierkschaefer on 20. November 2013

Wenn ein Bischof Kirchenvermögen für edle Gebäude und persönlichen Luxus ausgibt, dann stehen die Leute Schlange, um aus der Kirche auszutreten, egal aus welcher.

Kommt aber ans Tageslicht, daß in kirchlichen Erziehungseinrichtungen Ausbeutung, Mißhandlung und Mißbrauch geläufig waren, und werden die so Geschundenen dann auch noch aktuell um anständige Entschädigungen betrogen durch eine Staats-Kirchen-Mafia, dann konsumiert man zwar die Sensationen, zieht aber keine Konsequenzen.

»In der Tat ist es so, und das ist für mich schon überraschend, dass in Hinblick auf die Debatten in der Kirche, außerhalb der Kirche und bei den Kirchenaustritten diese Vorgänge noch gravierender waren als bei der Missbrauchsdebatte.« [1]

Woran mag die Diskrepanz liegen?

Sind wir eine Neidgesellschaft, die dem Bischof die Badewanne nicht gönnt, aber den ehemaligen Heimkindern auch nicht die Entschädigung? Oder zählen bei uns Kinder weniger als die Empörung über Badewannen?

Man gönnt sich ja sonst nichts. Wenn schon keine Kinder, dann wenigstens die Mißbilligung, die zudem noch kirchensteuersparend wirkt.


3 Antworten

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  1. Helmut Jacob said, on 20. November 2013 at 17:49

    Ich glaube, viele Menschen tragen sich schon lange mit dem Gedanken, aus der Kirche auszutreten. Dass die Zahl jetzt so hoch ist, ist ja nur eine Steigerung der auch schon kontinuierlich steigenden Austrittszahlen, die in den letzten zehn Jahren. Außerdem glaube ich, dass etliche Ausgetretenen oder Austrittswillige meinen, jetzt ist das Maß voll, das Fass am Überlaufen. Zu den vermehrten Austritten tragen gewiss auch die Skandale in den Heimen unter kirchlicher Trägerschaft, die Vertuschungen dieser Skandale und der unwürdige und asoziale Umgang der Kirchen mit ihren Opfern bei.
    Vielleicht wäre es ihnen doch billiger gekommen, wenn sie sich am RTH und am Tisch sexueller Missbrauch für eine wirkliche Entschädigung eingesetzt hätten. Es könnte sogar sein, dass sie in einem solchen Fall sogar Kircheneintritte hätten verzeichnen können. Nun geht den Kirchen viel Geld flöten, obwohl sie doch an den Heimkindern sparen wollten. Das ist ein glattes Eigentor.

  2. Rolf Schmidt said, on 21. November 2013 at 17:17

    Die Kirchen verlieren nicht nur Ihre Schäfchen, sondern auch noch die Kirchensteuern Ihrer Schäfchen.

  3. Heidi Dettinger said, on 22. November 2013 at 07:48

    „Worin mag die Diskrepanz liegen?“, fragen Sie. Und: „SInd wir eine Neidgesellschaft?“

    Die Kirchen sind (leider) immer noch als Moralinstanz in unserer Gesellschaft verankert. Darum ist die Empörung so groß bei dem Geprasse besonders des Herrn Tebartz-van-Elst. Wer Moral predigt, aber Lüge lebt, kann nun nicht erwarten, er besonderen Beifall hervorruft.

    Was die Überlebenden der Kinderheimhöllen angeht, so beweist das derzeitige Vorgehen auf allen möglichen Ämtern (Gelder werden nicht oder verspätet ausgezahlt, Termine werden nicht eingehalten, die Anlaufstellen ob der Unterbesetzung wohl überlaufen usw. usw.), dass die Meinung über uns weiterhin nicht die allerbeste ist, um es mal vorsichtig auszudrücken.

    Das passt wie die vielzitierte Faust aufs Auge zum Vorgehen am Runden Tisch…


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