Notfallseelsorge …
… ist das wohl letzte unumstrittene volkskirchliche Angebot in unserer sich immer mehr säkularisierenden Gesellschaft. Es war ein steiniger Weg dorthin.
Der Flugzeugabsturz in den französischen Alpen bringt sie wieder in die Schlagzeilen, die Notfallseelsorger. Das Notfallseelsorgeangebot ist inzwischen fest etabliert und von den Kirchenkritikern hört man —- nichts. Keine Angst, missioniert zu werden, kein Protest gegen eine seelsorgliche Dienstleistung im Notfall.
Liest man das Interview, dass ein Notfallseelsorger gerade dem Spiegel[1] gegeben hat, dann wird das verständlich. In der Notfallseelsorge kommt es nur auf den vom plötzlichen Leid betroffenen Menschen an. Seine Situation bestimmt das Vorgehen, nichts sonst.
Es war ein steiniger Weg, dort hinzukommen. Ich weiß es, denn ich habe ihn mitbeschritten gegen den hinhaltenden Widerstand meiner Kirchenleitung. Inzwischen finanziert sie eine volle Stelle für Notfallseelsorge, finanziert die Fortbildung der Notfallseelsorgerinnen und –seelsorger. Doch die müssen immer noch ihren Einsatz zusätzlich erbringen und bekommen keine Erleichterung bei den normalen pfarramtlichen Aufgaben. Vielleicht ist das aber auch gut so. Denn Notfallseelsorger sind im Normalfall von ihrer Aufgabe so überzeugt, dass sie sie auch freiwillig erbringen.
Zu den beigefügten Anlagen
Sie geben einen Abriß über die Anfänge der Notfallseelsorge. Vorläufer der Notfallseelsorge waren ein (gescheiterter) „Unfallfolgedienst“ in Schleswig-Holstein. Mein Kollge Wolfgang Kilger nahm die Idee auf und versuchte eine „Katastrophenseelsorge“ in der württembergischen Landeskirche zu etablieren, doch das funktionierte auch nicht richtig. Erst nach den großen Unglücksfällen (Busunglück bei Pfäffikon, Zugunglück bei Eschede und Flugzeugunglück bei Ramstein) war die Zeit reif für die Notfallseelsorge, so wie wir sie heute kennen. Meine Landeskirche tat sich besonders schwer damit. Dabei ist Notfallseelsorge Seelsorge par excellence.
Die Anlagen sind ein Rückblick aus dem Jahr 2005, als man es bei uns endlich verstanden hatte, dass Notfallseelsorge Not tut. Wenn auch ein Prälat meinte, Notfallseelsorger benötigten keine zertifizierte Zusatzausbildung. Zertifizierte Kompetenz sei „zu Käse geronnenes Charisma“, so als ob er ohne jede Zertifizierung/Prüfung die zweithöchste Leitungsebene der Landeskirche erreicht hätte.
Hier die Anlagen:
Bringt die Notfallseelsorge überhaupt etwas, und wenn, was – und wem? Notfallseelsorge1
Die Bedeutung der Notfallseelsorge für das gesellschaftliche Bewußtsein Notfallseelsorge2
[1] http://www.spiegel.de/panorama/flugzeugunglueck-notfallseelsorger-ueber-hilfe-fuer-angehoerige-a-1025588.html
Nun sind in Frankreich, Deutschland, Spanien nicht nur die Notfallseelsorger zur Stelle, sondern auch eine große Zahl von Psychologen, die dieselbe Arbeit tun, dieselben Angebote machen, ohne christlich organisiert zu sein.
Das ist nämlich notwendig und wird durchaus auch geleistet – auch ohne im kirchlichen Sinne „Seel“sorge zu sein. Nicht nur bei solch einem tragischen Unglück, wie dem Flugzeugabsturz, sondern ständig, täglich, ehrenamtlich, professionell.
Genau so ist es und da ja diese Form der „Notfallseelsorge“ fern von anderen Seelsorgemodellen (z.B. kerygmatische, nuthetische Seelsorge) ist, gibt es auch kein Grund kritisch zu sein. Letztlich waren es die Humanwissenschaften, die die Denkweise der engstirnigen Kirchenmännern ein wenig über die Auffassung von Seelsorge komplexer machten, denn offensichtlich fanden sie in ihrer Bibel nicht ausreichendend Input. Auch sind es in der Regel Psychologen, die diese Helfer ausbilden und so ganz unentgeltlich arbeitet die Kirche sowieso nicht, denn sie bekommt vom Staat und ihren „Schäfchen“ genug Geld und da kann man ja wohl erwarten, dass sie diese Form der seelsorgerischen Konzepte selbstverständlich in ihren Hilfeangeboten hat. In den Schlagzeilen steht allerdings die seelsorgerische Hilfe nicht und zumal auch andere Organisationen in diesem Unglück helfend zur Seite stehen und es jetzt auch nicht um ein seelsorgerisches Konzept gehen sollte, sondern um die „eigentliche“ Tragödie und es absolut kein Grund gibt, sich jetzt auf ein seelsorgerisches Konzept zu fokussieren.
[…] [3] Die Notfallseelsorge nannte ich einmal das „letzte volkskirchliche“ Projekt. https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/03/26/notfallseelsorge/ […]