Dierk Schaefers Blog

»Gott wurde schon allerhand abgewöhnt«

Posted in Geschichte, heimkinder, Kinderrechte, Kirche, Menschenrechte, Theologie by dierkschaefer on 17. Juli 2012

»Gott wurde schon allerhand abgewöhnt«

… und zwar von den Theologen.

Mit dieser saloppen, aber treffenden Überschrift ist ein Leserbrief in der heutigen Printausgabe der FAZ überschrieben. Es geht, wie auch in allen anderen Leserbriefen um die Beschneidung.

Fassen wir das Problem einmal grundsätzlicher. Die christliche Theologie ist, jedenfalls im Abendland, seit langem unter Modernisierungsdruck geraten und ist dem weitgehend gerecht geworden. Selbst in der katholischen Kirche, die sich äußerst lange dem Druck widersetzt hat, ist, um es auf eine Formel zu bringen, Gott nicht mehr für das Gewitter zuständig. Der Anpassungsdruck war so schmerzlich, daß er von manchen Gläubigen, auch von manchen Theologen und Kirchenleuten zum Teil ignoriert wurde. Einige haben sich zu kleinen Glaubensgemeinschaften zusammengeschlossen. Wenn ich sie die „Gestrigen“ nenne, soll das kein Unwert-Urteil sein, denn es gehört für mich unbestreitbar zur Meinungs- und Glaubensfreiheit, eine abweichende Meinung zu haben.

Zwei Probleme tauchen aber auf – ich bin immer noch beim engeren Thema des christlichen Glaubens.

Das eine Problem ist nur störend. Christen, die sich für „aufgeklärt“ halten, müssen das aushalten. Es melden sich vermehrt Stimmen, die Religion generell für Humbug halten. Sie orientieren sich dabei an den Gestrigen, die sich tatsächlich leicht karikieren und bekämpfen lassen. Diese Kritiker haben meist keine Ahnung von Religion und Theologie, schließlich kennen sie nur die Sichtweise der Gestrigen. Dann gibt es, besonders unter den Lesern dieses Blogs, viele, denen sich Kirche dermaßen schmerzhaft in den Lebenslauf eingeschnitten hat, daß man ihnen den Haß auf alles, was mit Religion zu tun hat, nicht verübeln kann. Leider haben die ehemaligen Heimkinder am Runden Tisch mit den Kirchen auch weiterhin schlechteste Erfahrungen machen müssen. Doch es ist ein Trugschluß, die Kirchen als alleinige Bewahrerin von Religion zu sehen. In mancher Beziehung ist Religion bei ihnen in schlechten Händen.

Das zweite Problem entsteht durch das Elternrecht auf religiöse Erziehung, das auch den Gestrigen zusteht. Manche der Verächter der Religion wollen das Kind mit dem Bade ausschütten. Sie meinen, sie könnten Religion untersagen. Das sind illusorische Forderungen, nicht nur auf dem Hintergrund des Grundgesetzes. Denn Kinder wachsen immer im Wert- und Glaubenshorizont ihrer Eltern auf, was auch für Atheisten gilt. Die Vorstellung, man könne Kinder davon fernhalten, ist naiv. Was zu fordern ist, kann nur das Verbot sein, Kinder von anderen Meinungen fernzuhalten, zum Beispiel von der Abstammungslehre oder vom Sexualkundeunterricht. Auch die Gestrigen müssen ihren Kindern die Gelegenheit geben, die Meinungen der Mehrheitsgesellschaft kennenzulernen – und sie müssen diesen Modernisierungsdruck in der Konfrontation mit ihren Kindern aushalten können. Mir ist klar, daß religiöse Erziehung zu psychischen Problemen führen kann, verbiesterte nicht- oder antireligiöse aber auch.

Nun zu den körperlichen Eingriffen. Hier sollte das Recht auf Unversehrtheit gelten, mindestens bis zur Religionsmündigkeit mit 14 Jahren. Also keine Beschneidungen, keine Tattoos, keine Solarstudios, auch kein Ohrlochstechen. Eingriffe dürfen nur aus gesundheitlichen Erfordernissen vorgenommen werden. Schwierig wird es bei kosmetischen Eingriffen. Doch wohl niemand wird etwas gegen den kosmetischen Anteil bei einer Gaumenspaltenoperation („Hasenscharte“) einwenden wollen. Es geht darum, daß Kinder so gut wie möglich unbeschwert ihren Weg ins Leben finden können.

Damit ist im Fall der Beschneidung jedoch ein weiteres Problem verbunden. Ausgerechnet ein deutsches Gericht hat sie als strafbar beurteilt. Damit wird jüdisches Leben erschwert oder gar unmöglich gemacht. Und das in einem Land, das Juden millionenfach ermordet hat. Wäre der Vorfall nicht so ernst, könnte man von einem Treppenwitz der Weltgeschichte sprechen, daß ausgerechnet in Deutschland als einzigem Land der Welt ein Grundelement jüdischer Identität unter Strafe stehen soll. Aber sollen wir nur wegen unserer verbrecherischen Vergangenheit Religionen vor dem bewahren, dem sie ohnehin ausgesetzt sind, wenn sie sich in der Welt umschauen – dem Modernisierungsdruck nämlich. Mir scheint, daß jüdische wie auch islamische Theologen versäumt haben, Gott einiges abzugewöhnen. Wem das zu blasphemisch klingt: Diese Theologen haben versäumt, ihre Glaubensbrüder, natürlich auch –schwestern zur Mündigkeit gegenüber Gott und der Welt zu führen.

Was die Beschneidung betrifft: Sie ist selber ein Symbol und kann durch unblutige ersetzt werden. Sind die Kinder groß, werden sie selbst über ihren Körper verfügen.

19 Antworten

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  1. E.Kronschnabel said, on 17. Juli 2012 at 14:30

    Nicht nur die islamistischen und jüdischen Theologen versäumten es, ihre Glaubensbrüder und -schwestern
    zur Mündigkeit gegenüber Gott und der Welt zu führen.

    Ist es ein Zeichen von Mündigkeit, wenn erwachsene Menschen einem im Beichtstuhl sitzenden Typen das
    erzählen, was nur sie selbst was angeht? Wie entmündigt muss ein Mensch sein, wenn er derartige Idiotien
    wissend begeht? Dazu gibt es folgende Erzählung, die die ganze Lächerlichkeit des Kirchensystems zeigt:

    Ein junger, katholischer Priester vertritt einen Kollegen, sitzt im Beichtstuhl und hört sich die „Sünden“ an, sanktioniert sie auch. Dann kniet da eine junge Frau und beichtet die Sünde des Oralverkehrs. Der junge
    Priester weiss nicht, welche Strafe er ansetzen soll. Da sieht er einen Messdiener, ruft den Knaben zu sich
    und fragt flüsternd „Was gibt der Pfarrer für Oralverkehr?“ „Kommt ganz drauf an“ antwortet der Knabe „mal’n
    Mars, mal’n Snickers, mal 5 Euro“ (stimmt, ein Heimkinderwitz)

    Bei den Mitgliedern der anderen Glaubensfirmen sieht das auch nicht besser aus, die lassen sich auch auf Mummenschanz und Entmündigungsrituale ein.

    Man muss das m.E. anders definieren. Es wurde nicht versäumt, Gott etwas abzugewöhnen. Es wurde
    versäumt, den Menschen die Hörigkeit gegenüber jeglicher Religion abzugewöhnen! Geht nicht, weiss ich, mussten schon Staatslenker feststellen.Glaskugellesen und die Geschäftsgrundlagen der Religionsfirmen
    lassen sich nicht verbieten. Missionierung war aber immer nur Ausrottung der Konkurrenz, mehr nicht.

    Ich bewundere die Geschäftstüchtigkeit aller Handelsvertreter der Glaubensfirmen. Die dürfen eine Ware
    verkaufen, die sie nicht vorzeigen können. Wenn ich das mache, steckt man mich wegen Betrug für Jahre
    in den Bau und verpasst mir zusätzlich noch Berufsverbot.

    • dierkschaefer said, on 17. Juli 2012 at 23:57

      Na ja, Herr Kronschnabel, die nicht unwitzige Karikatur trifft nicht voll ins Schwarze.
      Das, was Sie mit vielen anderen beknackt finden, hat für wohl mindestens ebenso viele eine erhebliche Bedeutung in ihrer Lebensführung, die in der Beichte eine Hilfe für ein „gottgefälliges“ Leben sehen, wie sehr man auch den Begriff gottgefällig problematisieren mag.
      Die Beichte selbst war immer, begründet oder nicht, auch von Verdächtigungen umgeben. Das Lied vom Pater Gabriel, dem Kapuziner, mag für die eine Art der Verdächtigung stehen. Er pflanzt mit seinem Nagel der Anna Dunzinger eine nagelneue Seele ein, die daraufhin das Beichten famos findet. Der andere Generalverdacht ist, daß man in der Beichte seine Sünden billig los wird, um frei zu sein für neue. Beides ist sicherlich nicht aus der Luft gegriffen. Dazu kommt die Mißbrauchbarkeit der Beichte als Herrschaftsinstrument. Bonaventura führt die Beichtpflicht ausdrücklich im Rahmen der Ketzerkontrolle an. Meines Wissens wurde die Beichtpflicht im Zusammenhang mit den Albigenser-Kreuzzügen eingeführt. Auf die Perversion des Beichtgedankens durch den Ablaßhandel will ich nicht weiter eingehen.
      Aber die Fairneß gebietet es, daß ich, der ich mit Beichte persönlich nichts anzufangen wüßte, dennoch die positiven Seiten benenne. Richtig verstanden ist Beichte die Gelegenheit, in vertraulichem Gespräch sein eigenes Handeln zu bewerten und zukünftiges zu überdenken. So verstanden also eine Vorform des psychotherapeutischen Gesprächs und damit Lebenshilfe. Belächelt werden oft die auferlegten Bußen. Doch sie sollen das sein, was die ehemaligen Heimkinder mit Recht bei den Kirchen vermissen, ein sichtbares Zeichen der Reue; also keine „billige Gnade“, sondern Entschädigungen, die ihren Namen verdienen.

      Wir sollten es uns mit der Beurteilung unserer Gegner nicht zu leicht machen, denn das Pendant der billigen Gnade ist der billige Triumph.

      Falls Sie mehr über die Ihnen fremde Welt wissen wollen:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Beichte Beim Lesen werden Sie merken, wie fremd Ihnen diese Welt ist. Kein Grund, in ihr heimisch zu werden.

  2. Dirk Friedrich said, on 17. Juli 2012 at 16:00

    Spontaner Beifall, Herr Kronschnabel!

    Noch´ne Anmerkung, Herr Schäfer!
    Zitat: …daß man ihnen den Haß auf alles, was mit Religion zu tun hat, nicht verübeln kann. – Zitatende.

    Ich bestätige Ihnen das gern.
    Manchmal geschieht es mir noch, das ich die Straßenseite wechsel muss, wenn mir die schon von außen sichtbaren Religionsfirmenvertreter und Vertreterinnen entgegen kommen. Da passiert es mir schon mal, das eine unglaubliche heiße und ohnmächtige Wut in mir hoch kommt. Da krampft sich alles in mir zusammen. Es triggert bis zur Atemnot.
    Und das obwohl ich schon einige jahrelange Therapien hinter mir und mir eingeredet habe, dass diese „armen verwirrten Würstchen“ ihre eigenen Probleme nicht bewältigen konnten.

    Ich halte mich von allem was mit einem Talar oder einer Ordenstracht daher kommt fern.
    Ich habe große Angst auszurasten, wenn mir solche Typen näher als 50 cm kommen. Ich wüßte nicht was ich tun würde. – Also eine große Distanz halten und gut ist es. –

    Wenn das Haß ist, dann haße ich wohl!

    Haß, so meine ich, lernt ein Kind nur von den Erwachsenen.
    Ein Heimkind lernte es nur von den erziehenden Nonnen und Brüdern. (Anscheinend haben sich diese selbst gehaßt!)
    Und so schließt sich der Kreis.

  3. E.Kronschnabel said, on 17. Juli 2012 at 17:15

    @ dierk schäfer

    Ergänzend zu Herrn Friedrich’s Erklärungen möchte ich hinzufügen, dass das heutige ebenfalls erbärmliche
    Verhalten der Täterorganisationen gegenüber den Opfern neuen Hass erzeugt.

    Karl Janssen war Pastor und Vorsteher des Kinder-KZ’s Stephansstift in Hannover. Der wusste ganz genau was seine Schergen dort mit uns machten! Er billigte es, er förderte es!

    Janssen bekam eine Professur !!!!!!!!! Klar, war er doch Fachmann für Perversitäten, die man Heimkindern
    angedeihen liess! Amen….sagten sogar die Schergen der Kinder-KZ’s.

    Uns bietet man heute 300,- Euro/Monat als einmalige Rentenersatzleistung, Schweinehunde wie Karl Janssen waren fürstlich dotiert.

    Unsere Tochter(20) war ungetauft. Sie entschied sich mit 13 für den Konfirmandenunterricht und die Taufe.
    Ich schwieg dazu, beeinflusste sie nicht. Vor drei Jahren nahm sie bewusst die Sauereien wahr, die an Heimkindern begangen wurden. Sie empörte sich – und war fassungslos, als wir ihr sagten, dass ich eines
    dieser Heimkinder bin.Ich ersparte ihr in den Erzählungen die allergrössten Sauereien der Schergen mit
    Diakontitel.

    Sie trat sofort aus der Kirche aus und bleibt jeder Veranstaltung – ausser Trauerfeiern – fern, auf der ein Pfaffe
    auftritt.

    Ist der Hass der Kirchenopfer jetzt verständlicher?

  4. Heidi Dettinger said, on 17. Juli 2012 at 20:09

    Meiner Meinung nach geht es nicht nur um den Hass, den ich zu 100% verstehen kann. Es geht auch um die ganze Geschäftemacherei mit dem „Unsichtbaren“ wie Herr Kronschnabel es nennt.

    Das kann – wenn man mit einem bisschen Logik dran geht – doch eigentlich nur ein Kopfschütteln hervorrufen. Es ist doch beim besten Willen nur vorstellbar, dass dieser Glaube an das Unsichtbare mit Angst und Panik, mit Blut und Tränen implantiert und weiter getragen wird. Und zwar unter zynischer Ausnutzung der wohl verständlichen Sorgen der Menschen um ihr Leben und Sterben, um – historisch – die ihnen dunkel und unverständlich erscheinenden Vorgänge in ihrer Umwelt und in ihnen selbst.

    Kirche ist ein Machtapparat, Religion ist das ultimative Machtinstrument. Dazu sind diese Geschichten erfunden, durchgesetzt, gepredigt und mit brachialster Gewalt in die Köpfe gehämmert worden. Und dabei sind die an Heimkindern begangenen Verbrechen doch wohl nur die Spitze des Eisberges…

    Sie schreiben: „Es melden sich vermehrt Stimmen, die Religion generell für Humbug halten. Sie orientieren sich dabei an den Gestrigen, die sich tatsächlich leicht karikieren und bekämpfen lassen. Diese Kritiker haben meist keine Ahnung von Religion und Theologie, schließlich kennen sie nur die Sichtweise der Gestrigen.“

    Ich bin der Meinung, Sie täten gut daran, diejenigen, die Religion generell für Humbug halten, nicht zu unterschätzen und vielleicht sollten Sie sich auch dazu überwinden, diese Kritiker nicht zu diffamieren („Diese Kritiker haben meist keine Ahnung von Religion und Theologie…“). Ich vermute mal ganz stark, dahinter steckt eine gehörige Portion Wunschdenken – aber daraus sollten Sie keine falschen Schlüsse ziehen.

    Wir sind nämlich nicht unbedingt dämlich, die wir uns mit Religion und sogar mit Theologie mehr oder minder intensiv auseinandergesetzt haben und das ganze als ein Kasperletheater oder eben schlicht als „Humbug“ erkannt haben…

    veh-ev.eu

    • E.Kronschnabel said, on 17. Juli 2012 at 23:48

      @ Frau Dettinger

      Dierk Schäfer hat da nicht unrecht, wenn er meint, dass ich als Kritiker jeder Religion keine oder wenig Ahnung davon habe. Ich richte mich tatsächlich nach dem, was ich durch die „ewig Gestrigen“ der Kirchen
      erlebte. Das führte automatisch dazu, dass ich mich mit dem Rest jedweder Religion überhaupt nicht mehr
      befasse. Warum sollte ich als Negativierter nach Positivem bei Religionen suchen?

      Ich glaube nicht, dass Dierk Schäfer die Kritiker von Religionen für dumm hält und sie auch nicht diskriminieren will. Er hat nur eine andere Sicht auf die Dinge. Die lasse ich ihm auch, denn der Mensch
      Dierk Schäfer hat mir nichts getan, und Ihnen wohl auch nicht.

      Die Institutionen Kirchen können mir gestohlen bleiben, diese Geier brauche ich wahrlich nicht.Der einzelne
      Gläubige hat meine Achtung. Streiten kann ich mit denen schon, wenn sie mich missionieren wollen.Dann
      haue ich ihnen meine Erfahrungen mit ihrer „Firma Kirche“ um die Ohren, bis die runterhängen.

  5. Helmut Jacob said, on 17. Juli 2012 at 23:42

    Man möchte sich zwischen die vier Beiträge schmeißen und laut schreien: „Nein, nein, so verludert ist der ehrbare Stand der Pfarrer doch nun wirklich nicht geworden! Es gibt doch auch noch die Guten!“ Aber direkt nach diesem Aufschrei beschleicht einen die Frage: Wo sind sie denn, die Guten? Wo sind die, die gegen die Ungerechtigkeit, die den ehemaligen Heimkindern vor siebzig bis fünfzig Jahren wiederfahren ist, wo sind die, die gegen den Beschiss am Runden Tisch Heimerziehung auf die Straße gehen, durchs Brandenburger Tor und die in den Talaren gegen diese Ungerechtigkeit, gegen Lug und Trug im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der unzähligen Verbrechen an Säuglingen, Kleinkindern, Schulkindern und jungen Männern und Frauen ihre Stimme erheben? Und dann fängt man an zu zählen unter den bekannten Pfarrern und bleibt beim ersten Finger stecken. Da ist der Pfarrer im Ruhestand aus Bad Boll. Da ist – da ist sonst niemand mehr.
    Wir Volmarsteiner setzten 2006 unsere Hoffnung in den neuen Stiftungssprecher der Evangelischen Stiftung Volmarstein Jürgen Dittrich. Wir erhofften uns, dass er den geistigen Müll seines Vorgängers Ernst Springer, der mit Bibelzitaten aus der Gruselkiste des Alten Testaments die Verbrechen an den Hilflosesten der Gesellschaft zu entschuldigen versuchte, zusammenfegt. Wer die Homepage der Opfergruppe liest, weiß, dass diese Hoffnung gestorben ist. Da ist der Schnarchsack aus der Nachbargemeinde, der von den Verbrechen an behinderten Klein- und Schulkindern gelesen haben muss und einen so blöden Brief geschrieben hat, dass man ihm um die Ohren hauen möchte. Da ist der katholische Pfarrer, mit dem ich oft abends ein Bierchen trank und der schon darum von den Verbrechen wusste. Wo sind sie im Kampf gegen den Betrug an den Entronnenen der Heimkinderhöllen? Ich brauche gar nichts zu Schneider, Stockmeier und Robert Zollitsch überzuschwenken. Ihr Versagen ist in vielen Blogs dokumentiert.
    Also bleibe ich beim ersten Finger hängen. Und ich bekenne: Auch ich, der ich den Glauben an ein höheres Gut nicht verloren habe und auch nicht verlieren werde, auch ich meide inzwischen Kirchen. Auch ich spiele mit dem Gedanken, dieser Institution den Rücken zu kehren und mir meinen persönlichen Hausaltar aufzubauen. Und ich kann inzwischen diesen Hass gegen die Institution Kirche und gegen diese faulen Säcke, die eigentlich per Befehl Jesu Christi auf die Straße gehen müssten, verstehen.
    Wenn Jesus heute leben würde? Er würde sich selbst ans Kreuz nageln, – allein schon zur Vergebung der Sünden seines Bodenpersonals.

  6. Muriel said, on 19. Juli 2012 at 17:33

    Sie orientieren sich dabei an den Gestrigen, die sich tatsächlich leicht karikieren und bekämpfen lassen. Diese Kritiker haben meist keine Ahnung von Religion und Theologie, schließlich kennen sie nur die Sichtweise der Gestrigen.

    Hm. Nach meiner Erfahrung ist die religiöse Weltsicht der Aufgeklärten (Ich habe mir jetzt auch mal einen handlichen Begriff herausgesucht, in der Hoffnung, dass wir schon irgendwie verstehen, was der andere meint.) eher noch alberner und leichter karikierbar als die der Gestrigen.
    Mag ja aber daran liegen, dass ich keine Ahnung habe.
    Kannst du vielleicht je ein Beispiel nennen, woran du bei den mehr und weniger leicht karikier- und bekämpfbaren religiösen Ideen denkst?

    • dierkschaefer said, on 21. Juli 2012 at 18:23

      @ muriel

      die frage ist mir zu wichtig, um sie als antwort zu einem kommentar zu verfassen. ich werde demnach einen eigen beitrag dazu im blog schreiben.

      • Muriel said, on 22. Juli 2012 at 19:56

        Das kann ich gut nachfühlen. Ich hoffe auf Verständnis, dass ich diesen dann voraussichtlich nicht lesen werde. Inzwischen habe ich auch noch ein paar andere Artikel hier im Blog gelesen und bin dabei zu dem Schluss gekommen, dass eine Kommunikation zwischen uns wahrscheinlich keinen Ertrag bringen wird, der in einem auch nur annähernd sinnvollen Verhältnis zum dafür erforderlichen Aufwand steht.
        Cheerio.

  7. dierkschaefer said, on 23. Juli 2012 at 21:50

    Mit einem „Ich ziehe meine Frage zurück“ wäre ich zufrieden gewesen. Nun aber bin ich neugierig, was im Blog Sie zu der Meinung geführt hat, »dass eine Kommunikation zwischen uns wahrscheinlich keinen Ertrag bringen wird, der in einem auch nur annähernd sinnvollen Verhältnis zum dafür erforderlichen Aufwand steht«.
    Wenn es an meinen Beiträgen liegen sollte, wäre ich um so interessierter und würde keinen Aufwand scheuen, Ihre Befürchtungen zu zerstreuen, es sei denn, ich käme zu der Einsicht, »dass eine Kommunikation zwischen uns wahrscheinlich keinen Ertrag bringen wird, der in einem auch nur annähernd sinnvollen Verhältnis zum dafür erforderlichen Aufwand steht«.
    In Erwartung Ihrer aufschlußreichen Antwort

    Mit freundlichem Gruß

    dierk schaefer

    • Muriel said, on 23. Juli 2012 at 22:16

      Ach naja. Eigentlich genügt ja dieser Artikel hier schon, aber andererseits habe ich da vielleicht auch überreagiert.
      Vielleicht magst du mir ja sagen, was du mit deinem Beitrag zum Amoklauf in Aurora zum Ausdruck bringen wolltest, und dann kann ich anschließend sagen, ob ich das missverstanden habe.
      Kommt ja vor.

      • dierkschaefer said, on 23. Juli 2012 at 23:27

        hallo, herr silberstreif,

        sie weichen aus und stellen einfach die nächste frage in den raum.
        da steht sie nun rum und ich habe das unbestimmte gefühl, daß die frage für den raum, – – ja so irgendwie und ungefähr, sozusagen und eigentlich in ihrer ungeheuren relevanz so in etwa … na ja, wie soll ich’s sagen? – ach, sie wissen schon.

      • Muriel said, on 23. Juli 2012 at 23:40

        Das war nicht als Ausweichmanöver gedacht. Ich meinte eigentlich sogar, die Frage beantwortet zu haben. Aber ich kann gerne noch mal deutlicher:
        Zunächst ist der Beitrag hier für mich ein solcher Hinweis, denn diese Idee, dass es eine unhaltbare leicht karikierbare Form von Religion gibt, und eine viel fortschrittlichere, aufgeklärte, habe ich schon oft behauptet gehört, aber noch nie gerechtfertigt, und bisher wurde das Gespräch von da an auch regelmäßig mit beängstigender Geschwindigkeit völlig albern.
        Darüberhinaus liest sich der Beitrag zum Amoklauf für mich so, als würde er den Zuschauern einen Vorwurf daraus machen, dass sie sich den Film ansehen wollten, und sogar andeuten, dass die Opfer des Amoklaufs in gewisser Weise nur bekommen haben, was sie wollten.
        Was an meinem ersten Antwortversuch möglicherweise schwammig rüberkam, war die Anerkenntnis, dass ich besagten Beitrag missverstanden haben könnte, weshalb ich die Frage stellte, wie er gemeint war, in der Hoffnung, vielleicht festzustellen, dass ich daneben lag und alles gar nicht so ist.

      • dierkschaefer said, on 24. Juli 2012 at 23:18

        Hallo, Herr Silberstreif,

        die Antwort auf Ihre zweite Frage finden Sie unter https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/07/22/der-dunkle-ritter-kam-in-der-morgenrote/#comment-3010

    • Muriel said, on 25. Juli 2012 at 10:40

      Danke für die Antwort. So ungefähr hatte ich mir das gedacht.

      • dierkschaefer said, on 25. Juli 2012 at 21:11

        Auch vielen Dank für die Antwort, wenn sie auch inhaltlich sehr einsilbig ausfällt.
        Immerhin, ein Schwarzes Loch ist schwärzer, das hätte nicht einmal geantwortet.
        Da eine Antwort von mir noch aussteht, die Sie sich vielleicht auch schon so ungefähr denken, schlage ich eine Arbeitsteilung vor: Sie antworten für mich und ich sage, ob ich mir das so ungefähr gedacht habe.

  8. E.Kronschnabel said, on 24. Juli 2012 at 00:22

    @ Muriel
    Sie und Dierk Schäfer diskutieren u.a. darüber ob es eine veraltete und eine fortschrittlichere Form von Religion gibt – und ob eine der Formen oder beide karikierbar sind.

    Religionen karikieren sich selbst, wir erleben es täglich, Warum ist das so? Weil bei aller „Fortschrittlichkeit“
    doch nur altes Messing auf Hochglanz poliert wird, damit man wieder bessere Geschäfte machen kann.
    Ich erinnere mich noch an das Wehklagen wegen der Kirchenaustritte. Die Zahler verschwinden, die Kohle
    wird knapper (und jetzt muss man von dem mühsam erschlichenen Geld auch noch was in die blöden Ex-Heimkinder stecken!) und die Macht bröckelt mit jedem verloren Schaf, dass man nicht mehr scheren kann.

    Die Gegenmassnahmen sind schon Karikatur, denn man weiss, wann man den Bogen überspannt hatte,
    man kennt die Gründe für die Flucht der Schäfchen. Heuchelei (Fundament jeder Religion!) soll’s richten, man hofft, dass die Worthülsen bei neuen Dummen landen.

    Und ich glaube, die Rechnung der Konzernbosse mit Kreuz im Logo geht wieder mal auf. Denn hier diskutieren schon zwei darüber, ob man das neue oder das alte Geschäftsmodell nutzen soll. Merket, liebe
    Leute: Die „Verbraucher“ beginnen zu denken, lassen sich nicht mehr ganz so leicht von der Wolle befreien.
    Jeder Versuch, das zu verdrängen oder umzukehren, ist Karikatur pur, denn es fehlt eben immer öfter an
    Glaubwürdigkeit.

    Wie war das mit der Meinungsäusserung von Kirchenleuten zum Thema Heimkinder, Herr Schäfer? DAS
    ist Realität, die Menschen spüren immer öfter die Empathielosigkeit der Handelsvertreter „Gottes“.


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