Dierk Schaefers Blog

Was möglicherweise hilfreich sein kann.

Posted in heimkinder, Kirche, Kriminalität, Politik by dierkschaefer on 4. Oktober 2013

 

 

Erika Tkocz hat eine Liste für den Zu- und Umgang mit Anlaufstellen für ehemalige Heimkinder in einem Kommentar zur Verfügung gestellt. Damit diese „Gebrauchsanweisung“ möglichst vielen hilft, habe ich sie als Blogbeitrag nach vorn geholt und möchte damit Mut machen, von den beschämenden Möglichkeiten des Fonds ganz unverschämt Gebrauch zu machen. Schämen sollten sich Antje Vollmer samt Staat und besonders die Kirchen mit ihren rücksichtslosen Interessenvertretern am Runden Tisch/Heimkinder.

 

 Was möglicherweise hilfreich sein kann.

Schritte für den Weg der Anlaufstellen

 

1. Bestätigung des Heimes dass man dort war. Die meisten Heime existieren noch, direkt dort anrufen, sagen, dass man die Bestätigung wegen des Fonds braucht. Auch mal fragen, ob noch Akten vorhanden sind. Die sagen dann was sie brauchen, in der Regel eine Kopie vom Personalausweis.

 

2. Seine Rentenauszüge anfordern, denn die geben darüber Auskunft, ob Rente bezahlt worden ist oder nicht, und man kann selber schon sehen, in welcher Zeit man im Heim war und ob dort einbezahlt worden ist oder auch nicht.

 

3. Sich bei der jeweiligen Anlaufstelle melden. Es gilt Wohnortnähe, d.h. dort wo man wohnt geht man zur Anlaufstelle und nicht wo man im Heim war. Fährt man zu der jeweiligen Anlaufstelle bekommt man schon per se 250 Euro, egal wie weit die Anlaufstelle entfernt ist. Man kann aber auch von einem Mitarbeiter der Anlaufstelle besucht werden, muss jeder selbst wissen.

Bei dem Termin seinen Personalausweis mitnehmen.

 

4. Sollte man keine Bestätigung vom Heim haben, aufschreiben, an was man sich erinnern kann, z.B. wie sah das Haus aus, wie groß war die Gruppe, kann man sich an Namen erinnern, was hat man dort gearbeitet. War man im Kinderheim, gibt es vielleicht Zeugnisse aus denen hervorgeht, dass man dort in der Heimschule war.

 

5. Man kann auch schon vorab eine Schilderung der Heimerlebnisse aufschreiben und diese abgeben. Dann muss man es nicht dort sagen und schaut was passiert, ob die Sachbearbeiterin es gleich liest oder sagt, sie liest es später, und man kann das Gespräch dann weiter führen, indem man dann das Thema Sachleistungen anspricht.

 

6. Hier kann man auch seine gewünschten Sachleistungen aufschreiben und die entsprechende Begründung auch gleich dabei. Es gibt auch Sachbearbeiter, die darüber froh sind; erspart ihnen Arbeit und man selber hat ein besseres Gefühl, wenn man von sich aus eine aktive Rolle einnimmt und nicht darauf wartet, bis die andere Person etwas fragt.

 

7. Man muss nicht mit der Einstellung zu dem Gespräch gehen ein Bittsteller zu sein. Das Geld gehört auch nicht der Sachbearbeiterin, diese hat lediglich die Aufgabe die Sachleistungen in Kategorien einzuordnen. Andere Ehemalige haben durchaus das Bedürfnis, sich auch etwas von der Seele zu reden, dann sind sie auch dafür da, das ist sehr individuell.

 

 

Was gibt es?

 

  • Zunächst die Rentenersatzleistung pro Monat geleistete Arbeit 300 Euro.
  • 250 Euro wenn man zur Anlaufstelle fährt.
  • Vorab kann man nun 1 x 2.000,00 Euro in einem vereinfachtem Verfahren bekommen, also nur angeben, was man möchte, und dann wird das Geld überwiesen
  • und in einer 2.ten Vereinbarung noch einmal 1000 Euro beantragen.

Sich vorher überlegen was man an Sachleistung braucht, sich nicht von denen einreden lassen, dass es nichts gibt.

Die Sachleistungen müssen den Zusammenhang der Heimerziehung darstellen und da gibt es mehrere Varianten. Die beste ist, durch die Heimerziehung nicht so viel Geld zu haben. Viele von uns leben ja nur von der Grundsicherung. Allerdings sollte die Sachbearbeiterin sich was einfallen lassen; dafür sind die da.

 

Nähere Erklärung was eigentlich die Sachleistungen sind:

Grundsätzlich kann man ohne weitere Probleme einen PC mit allen Sachen bekommen, weil man angeben kann, mit anderen Ehemaligen vernetzt zu sein bzw. sich vernetzen zu wollen.

 

Dann mal zu den Kategorien:

Es gibt es 7 Kategorien und sie kreuzen für die entsprechende Sachleistung die jeweilige Kategorie an und dann ist noch Platz für nähere Erklärungen. Der Platz ist nicht so groß, also werden da auch nicht so ausführliche Begründungen hinein geschrieben.

Also das sind die 7 Kategorien und ich habe zu der jeweiligen Kategorie einmal den Grundgedanken und ein Beispiel aufgeführt:

  1. Wohnung
  2. Mobilität
  3. Ernährung
  4. Soziale Kontakte und Integration
  5. Bildung und Arbeit
  6. Gesundheit
  7. Identität

Zu 1 Wohnung:

Es gibt sicherlich einige von uns, die gewisse Umbauten in ihrer Wohnung vornehmen lassen möchten, z.B. anstelle einer Badewanne eine Dusche fürs Bad

Zusammenhang der Heimvergangenheit zu Heute:

Auf den ersten Blick würde man doch meinen, dass es sich hier um die Kategorie Nr. 6 handeln müsste, aber hier würde es schon schwieriger werden einen Zusammenhang zu dem Heim herzustellen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann man es machen; letztlich werden auch sicher bei so einer Maßnahme beide Kategorien angekreuzt.

Man kann es aber auch folgendermaßen begründen:

Für ein ehemaliges Heimkind ist es wichtig so lang wie möglich seine Selbständigkeit zu behalten, weil es sehr viele traumatische Erlebnisse durch die Abhängigkeit der Erzieherinnen erfahren hat. Man denke da beispielsweise an die Verhältnisse beim Baden/Duschen in den Heimen, wo die Erzieher immer dabei waren , man immer unter Beobachtung stand und noch Schlimmeres passierte, was dann dazu führt nicht durch andere Personen Hilfe annehmen zu wollen.

Aber auch andere Sachen in der Wohnung, beispielsweise seine Küche bequemer zu gestalten, Arbeitserleichterung schaffen, das sorgt letztlich dafür, seine Unabhängigkeit zu bewahren.

Hier wäre es sogar möglich einen Umzug finanziert zu bekommen, wenn man beispielsweise im 3. Stockwerk wohnt und es keinen Fahrstuhl gibt und man nicht mehr so in der Lage ist, die Treppen zu steigen.

Also zusammenfassend gilt bei der Wohnung, Leistungen zu bekommen, die dazu führen seine Unabhängigkeit zu behalten, letztlich auch so lang wie möglich in seiner Wohnung zu bleiben zur Vermeidung in ein Altersheim zu müssen.

 

2. Mobilität

Auch diese Kategorie kann man auch noch im Zusammenhang mit der Kategorie 4 betrachten, also soziale Kontakte und Integration.

Es ist zunächst einmal sehr individuell, was ein Mensch braucht, um mobil zu sein. Der eine möchte ein Elektrofahrrad, ein Anderer ein Moped und wiederum ein Anderer ein Auto.

Hier kann man beispielsweise ein Auto nicht ablehnen, weil das zu teuer ist, sondern muss schauen, wieso das Auto die einzige Option ist. Z.B. wohnt man auf dem Lande und hat es doch sehr weit zu Ärzten und Geschäften, oder aber auch die nächsten Verwandten/Freunde wohnen etwas weiter weg empfiehlt sich ein Auto, weil man auch im Winter doch erhebliche Probleme bekommt Einkäufe mit Fahrrad oder Moped zu tätigen.

Auch hier gilt die Begründung der Unterstützung zur Unabhängigkeit, aber auch im Zusammenhang zu der Kategorie 3 geht es auch darum, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten um nicht zu vereinsamen. Der Zusammenhang mit der Heimerfahrung sollte klar sein, dort waren soziale Kontakte Freunde zu haben verboten, bis hin überhaupt untereinander kommunizieren zu dürfen. Man kann auch nicht immer erwarten dass die Verwandten/Freunde einen besuchen, sondern möchte auch das Gefühl haben selber aktiv zu sein, also mobil genug, um auch die Verwandtschaft/Freunde zu besuchen, denn Passivität aus Mangel an Möglichkeiten (Geld) mindert das Selbstbewusstsein.

Selbstverständlich hat diese Kategorie auch einen Zusammenhang mit der Gesundheit, will man diese Kategorie mit hinein nehmen braucht man die ärztl. Unterlagen.

 

3. Ernährung

Eine nicht zu unterschätzende Kategorie, wenn man bedenkt wie viele Jahre man den Fraß in den Heimen „genießen“ durfte, bis hin zwangsernährt worden zu sein.

Das hat sensibilisiert fürs weitere Leben und somit ist der Zusammenhang mit den Heimerfahrungen hergestellt.

Alles was mit Ernährung zusammenhängt, sollte bei den Sachleistungen überdacht werden, angefangen von einer Küche, die so funktionsfähig sein muss, dass man ohne Stress sein Essen zubereiten kann, sowie Küchengeräte, selbstverständlich auch Kühlschrank und Spülmaschine. Oder entsprechende Kochtöpfe, und weil das Auge mit isst Geschirr, und auch gibt die Wohnung es her, ein Esszimmer. Auch diese Kategorie korrespondiert mit 1 Wohnung, aber auch mit 3, denn man möchte ja auch Verwandte/Freunde zu sich in die Wohnung einladen und bekochen.

 

4. Soziale Kontakte und Integration

In dieser Kategorie finden sich auch einige andere hier aufgeführten Kategorien wieder. So ist es beispielsweise wichtig, um Freunde/Bekannte zu besuchen, mobil zu sein. Sicherlich möchte man auch Leute nach Hause einladen und vielleicht auch bekochen und braucht deswegen entsprechendes Mobiliar, Sitzecke oder eine funktionierende Küche. Auch kann man für sich sehen, was anstehen könnte bei Hobbys, sei es zum Fußball zu gehen, Konzerte oder Theater und als Sachleistung ein Abonnement beantragen. Auch ein Laptop gehört in diese Kategorie, denn das Internet ist nun einmal immer mehr eine Plattform geworden, um Menschen kennen zu lernen und für uns besonders auch Kontakte zu anderen Ehemaligen zu suchen. Letztlich hat diese Kategorie die Bedeutung, nicht ausschließlich isoliert Zuhause zu sein aus Mangel an entsprechenden Mittel, was die Gefahr birgt depressiv zu werden. Der Zusammenhang mit den Heimerfahrungen ist auch klar, dort wurden soziale Kontakte/Freunde-haben unterbunden.

 

5. Bildung und Arbeit

Erscheint auf den ersten Blick sicherlich etwas eigenartig, denn in unserem Alter sind wir ja größtenteils aus der Arbeit heraus. Aber was ist mit Bildung?

Hier kann man beispielsweise ja auch einmal überlegen, was man noch so machen kann in Bezug auf sein Hobby. Wie ist es, wenn Jemand gerne reist, warum nicht einen Bildungsurlaub beantragen. Oder wie steht es mit unseren Künstlern, hier sich weiter fortbilden in der Malerei, andere vielleicht in der Musik. Es gibt auch viele interessante Angebote in der VHS da kann man auch schauen.

Aber auch ein Laptop gehört zu dieser Kategorie, denn es ist ja unterschiedlich, für was man einen Laptop bzw. das Internet nutzt.

 

6. Gesundheit
Was man auch immer braucht muss, vorab seitens der Krankenkasse geklärt werden, welche Leistung in welcher Höhe die Krankenkasse zahlt. Hier wird dann lediglich die Differenz dazu bezahlt. Nun gibt es keine eindeutigen Beweise welche Krankheiten aufgrund der Heimzeit primär im Zusammenhang stehen, aber das ist auch nicht wirklich maßgeblich, auch wenn das gelegentlich von Mitarbeitern der Anlaufstelle behauptet wird. Es reicht als Begründung, dass die betroffene Person im Hier und Jetzt soweit es geht bei Krankheiten dahingehend unterstützt wird, dass das Leben erträglicher macht.

Sollte es aus welchen Gründen auch immer nicht mehr möglich sein, eine REHA zu beantragen, kann man sich durchaus einen Urlaub wünschen, denn der Grundgedanke dabei ist, die „Seele baumeln zu lassen“; sollte es körperliche Beschwerden/Krankheiten geben, kann man dann bestimmte Anwendungen vor Ort bekommen. Sicherlich gehört auch in diese Kategorie die Bezahlung von Therapiekosten. Wenn man eine Therapie macht, weiß man nicht im Vorfeld, wie lange sie dauern wird und ob die bezahlten Stunden der Krankenkasse ausreichen. Deshalb ist es wichtig, von dem Geld der Sachleistungen nicht gleich die gesamte Summe für Sachleistungen auszugeben, sondern sich die Option offen lassen, hier auch Geld zu haben, um seine Therapie weiter zu machen.

Wichtig ist hier durchaus ein Grundgedanke, sich etwas Gutes zu tun und da gibt es ja nun ein direkten Zusammenhang mit der Heimerfahrung, in dem man dort nicht gelernt hat, für sich gut zu sorgen, weil man oft nur die Erfahrung gemacht hat, schlecht behandelt worden zu sein, arbeitsmäßig ausgebeutet wurde und es kein Freizeitangebot gab. Sicherlich haben Viele später gelernt, für sich etwas zu tun, aber es gibt durchaus Ehemalige, die es bis heute nicht geschafft haben, zu entspannen und auch für sich etwas zu genießen. Also da kann man gut überlegen, was man denn eigentlich bräuchte um es sich auch einmal gut gehen zu lassen.

 

7. Identität

Hier geht es vor allen Dingen darum, bei unvollständiger Biografie zu recherchieren. Sei es nach den Eltern, Geschwistern oder anderen Verwandten. Hier sind die Anlaufstellen angehalten nachzuforschen und behilflich zu sein.

Bei den Ehemaligen der DDR sollten eigentlich die Anlaufstellen bei Zwangsadoptierten recherchieren; jeder Mensch hat ein Recht darauf zu erfahren, woher er kommt, was seine Wurzeln sind.

So gilt dann auch bei der Familienzusammenführung einen Anspruch haben zu dürfen.

In diese Kategorie gehören aber auch z.T. Leistungen, die bestimmte Hobbys unterstützen, weil sie auch zur Identität gehören.

 

So das waren einmal Beispiele wie das Prinzip gedacht ist.

6 Antworten

Subscribe to comments with RSS.

  1. sabine s. said, on 4. Oktober 2013 at 12:48

    Danke!°

    • Elvira W. said, on 5. Oktober 2013 at 12:10

      Das ist sehr übersichtlich und verständlich zusammengefasst.
      Danke, Erika

      • Hans-Peter Scheerer said, on 22. April 2014 at 23:10

        @.Elvira W.stimmt aber nicht im Detail. 250 Euro werden in München nicht per se ausbezahlt

  2. sabine s. said, on 7. Oktober 2013 at 23:30

    Der Lenkungsausschuss hat auf seiner Sitzung am 04. 09. 13 die „Vereinfachung des Verfahrens zum Abschluss von Vereinbarungen über materielle Hilfebedarfe“ beschlossen.
    Auszugsweise Wiedergabe:

    1. Rahmenvereinbarung über Kategorien von Hilfebedarfen

    In den jetzt vier Bereichen:

    * Wohnung (z. B. Mobilar, Haushaltsgeräte „weiße Ware“, Renovierungsmaßnahmen)
    * Mobilität (z. B. Auto, Fahrrad, Zeitkarte für ÖPNV)
    * soziale Kontakte und Integration (z. B. TV-Geräte, Computer, Theaterkarten)
    * Gesundheit und Erholung (z. B. Therapie, Kuraufenthalte, Urlaub)

    können Rahmenvereinbarungen geschlossen werden…

    2. Erweiterung des vereinfachten Nachweisverfahrens:

    Die Beschränkung auf maximal eine Vereinbarung über Hilfeleistungen zu „Dingen des täglichen Bedarfs“ bis zu 1.000,– € pro Jahr ist aufgehoben. Stattdessen können innerhalb der Fondslaufzeit bis zu zwei Vereinbarungen im Gesamtwert von bis zu 3.000,– € über Hilfeleistungen zu „Dingen des täglichen Bedarfs“ im vereinfachten Nachweisverfahren abgeschlossen werden…

    Quelle: http://www.fonds-heimerziehung.de

    sabine s.

    • Hans-Peter Scheerer said, on 22. April 2014 at 23:05

      Zur Sache @ Erika Tkocz Das Prozedere läuft leider nicht so ab,wie von Fr.Erika Tkocz beschrieben wird.
      Es gibt keine 250 Euro per se für die Fahrt zur Anlaufstelle. Nicht in München!
      Die Auslagen werden erst nach Genehmigung des Antrages -durch die Verwaltungsstelle in Köln – mitverrechnet. Und es gibt nicht vorab im vereinfachten Nachweisverfahren schnell mal 2000,-Euro.
      Im Jahr 2013 habe ich meinen Antrag gestellt. Bis heute 21.April 2014 habe ich keinen Cent erhalten.
      Wartezeiten sind nach wie vor zu lang. Besonders in München. Und dann wird vom Leiter der Anlaufstelle
      Stefan Rösler bescheinigt, das sei noch sehr schnell, man liege im Zeitplan.
      Ich habe eher einen Eindruck, je älter ein Opfer ist, desto länger sind die Wartezeiten. Das Opfer könnte zuvor ja sterben.Kommt mir bekannt vor. Das gleiche Spiel wie mit den Naziopfern


Hinterlasse einen Kommentar