Dierk Schaefers Blog

Korntal: Ein System der Gewalt

„Die Aufklärer sehen ein System der Gewalt in Korntal, dafür bat die Diakonie heute um Entschuldigung“.[1]

Detlev Zander hatte den Stein ins Rollen gebracht. Er sagt: „Die haben uns regelrecht die Seele gebrochen.“ [2]

Die „Diakonie der evangelischen Brüdergemeinde Korntal gGmbH“[3] denkt schon weiter: „Wir erleben aber, dass in persönlichen Kontakten mit Betroffenen ein Verständigungsprozess vielleicht – sogar ein Versöhnungsprozess möglich ist“.[4]

O ja, die Harmonie, es gab sie nicht, doch man hätte sie gern.

Wenn man sich anschaut, wie lange Korntal sich gesträubt hat beim ersten Schritt, der Erinnerung, wie aufwendig der zweite Schritt war, die Verständigung, dann denkt man doch etwas vorschnell an Versöhnung.[5] Auch die Aufarbeitung der Erinnerungen wurde nur unvollständig und wenig professionell geleistet. Heftige Kritik übt auf zwanzig Seiten Ursula Enders unter der Überschrift „Doppelter Verrat, – Demütigende Aufarbeitung der Gewalt in Heimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal“[6]. Die Opfer – und nur sie – können entscheiden, ob sie so etwas wie Vergebung und Versöhnung überhaupt wünschen, unter welchen Umständen sie möglich ist, und wann der Zeitpunkt dafür sein könnte. Denn durch den aktiven Widerstand gegen die Aufarbeitung, es begann mit der Verleugnung, begleitet von Verleumdungen, wurde die heutige Diakonie zu einer Täterorganisation, die nicht nur die damaligen Taten bei einer Versöhnung, sondern ihr eigenes Verhalten auf den Prüfstand stellen muss.

Bei der internen Aufarbeitung – hat sie schon begonnen? – muss man im Fall von Korntal drei Kategorien von Kindesmisshandlung unterscheiden.

  1. Die gewalttätige Pädagogik (Misshandlungen)
  2. Die „ideologische“ Beeinflussung
  3. Den sexuellen Missbrauch.

Dazu gesellt sich durchgehend der Faktor der Vertuschung, angefangen vom Nichtwahr­habenwollen zur Zeit der Misshandlungen bis zur Leugnung der Taten und der Verschleppung der Aufklärung.[7]

Mit dem sexuellen Missbrauch ist man schnell fertig, denn er war nie entschuldbar.

Die „ideologische“ Beeinflussung ist schon etwas schwieriger einzuordnen, schließlich war Korntal von Beginn an eine dezidiert pietistische Einrichtung. Selbstverständlich gab es Andachten und Gottesdienste, selbstverständlich versuchte man die Kinder im Geiste des Pietismus zu erziehen. Erziehung geschieht immer im weltanschaulichen Rahmen der Erziehenden, selbst wenn dieser ein freigeistiger ist. Die Frage ist nur, was man tut, wenn die Kinder aus dem weltanschaulichen Korsett austeigen wollen.

buschSchwieriger ist schon die gewalttätige Pädagogik.[8] Sie war in der Regel ideologisch unter­mauert – wie auch die Erziehung zu Demut und Gehorsam. Gerade für eine „fromme“ Einrichtung wie Korntal geht es dabei an die Substanz, jedenfalls soweit die frühere Pädagogik betroffen ist. Denn die speist sich aus der Überzeugung, dass das Leben im Himmel wichtiger ist als das auf der Erde. Dafür die Weichen zu stellen, rechtfertigte auch – zuweilen heuchlerisch – die Gewalt. Da werden sich unsere Frommen zu anderen frommen Vorstellungen überwinden müssen. Ich empfehle die Besinnung auf Christph Blumhardt. Der war fromm, dabei nicht engstirnig und sozial sehr aktiv.[9]

Fußnoten

[1] So auf der Pressekonferenz: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/Missbrauchsfaelle-Bruedergemeinde,av-o1029559-100.html

[2] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/Missbrauchsfaelle-Bruedergemeinde,av-o1029559-100.html

[3] http://www.diakonie-korntal.de/

[4] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/Missbrauchsfaelle-Bruedergemeinde,av-o1029559-100.html

[5] Zu diesem Dreischritt: https://dierkschaefer.wordpress.com/2017/09/27/das-geheimnis-der-erloesung-heisst-erinnerung/

[6] https://www.zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/images/Presse/Bericht_Korntal.pdf

[7] In anderen kirchlichen wie staatlichen Einrichtungen kämen noch die Zwangsarbeit und das Vorenthalten angemessener Bildung hinzu. Von zweckdienlichen Fehldiagnosen (geistig behindert) ganz abgesehen.

[8] http://gutenberg.spiegel.de/buch/plisch-und-plum-4189/25

[9] Dazu findet man etwas in https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/16/was-ist-denn-an-bad-boll-so-toll/

70 Antworten

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  1. Martin MITCHELL said, on 22. Juli 2018 at 05:59

    .
    Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal. — „Aufarbeitung“ und sein Nachspiel.

    ERSTENS:

    »„Uns wurde die Würde genommen“ — GEWALT IN HEIMEN DER EVANGELISCHEN BRÜDERGEMEINDE KORNTAL IN DEN 1950ER BIS 1980ER JAHREN — AUFKLÄRUNGSBERICHT« von Dr. Brigitte Baums-Stammberger – Prof. Dr. Benno Hafeneger – Andre Morgenstern-Einenkel – KORNTAL, IM JUNI 2018 @ http://www.aufklaerung-korntal.de/wp-content/uploads/2018/06/Aufarbeitungsbericht.pdf (Umfang: 10.67MB; Länge: 412 Seiten)

    ZWEITENS:

    Stellungnahme / Kritik »Doppelter Verrat — Demütigende Aufarbeitung der Gewalt in Heimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal« von URSULA ENDERS (Köln 27.06.2018) @ http://www.zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/images/Presse/Bericht_Korntal.pdf (Länge: 20 Seiten)

    DRITTENS:

    „In ihrer Replik weisen Baums-Stammberger und Hafeneger diese Kritik zurück. Enders scheine „unzufrieden, ihr ist das alles noch nicht genug Skandal“. so die Vermutung der Aufklärer.“ (QUELLE: STUTGARTER ZEITUNG 17.07.2018 @ https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.missbrauchsskandal-bei-korntaler-bruedergemeinde-aufklaerer-entlasten-pfarrer-gruenzweig.10b414f5-38ff-4079-a033-2096dc317b6f.html).

    VIERTENS:

    »RÜCKMELDUNG zur Kritik von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger an der Stellungnahme von Ursula Enders zum „Aufklärungsbericht“ über Gewalt in den Kinderheimen der ev. Brüdergemeinde Korntal« von URSULA ENDERS (Köln 17.07.2018) @ https://zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/images/Presse/Korntal_Stellungnahme_zur_Stellungnahme.pdf (Länge: 7 Seiten)

    Einleitend zu dieser 7-seitigen RÜCKMELDUNG von URSULA ENDERS vom 17.07.2018 ist zu lesen:

    ANFANG DES ZITATS DER EINLEITUNG ZUR RÜCKMELDUNG.

    Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger haben schriftlich zur Kritik von Ursula Enders an dem von ihnen unter dem Titel »„Uns wurde die Würde genommen“ verfassten „Aufklärungsbericht“ zur Gewalt in den Heimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal in den 1950er bis 1980er Jahren« Stellung bezogen. Zentrale Aussage ihrer Ausführungen ist, dass sie Ursula Enders die Qualifikation für eine fachliche Stellungnahme zu ihrer wissenschaftlichen Untersuchung abzusprechen versuchen. Sie unterstellen Ursula Enders eine „selbsternannte Fachlichkeit“. Auf die diesbezüglichen Ausführungen soll nicht weiter eingegangen, sondern lediglich exemplarisch auf einzelne wenige Publikationen von Ursula Enders, veröffentlicht in den letzten 30 Jahren, verwiesen werden. Möge sich jeder, den es interessiert, ein eigenes Urteil über die Expertise von Ursula Enders bzgl. der Thematiken „Missbrauch und Jugendhilfe“, „Missbrauch in Institutionen“ sowie „Missbrauch im Kontext von Einrichtungen in Trägerschaft ev. Kirchengemeinden“ machen.

    ENDE DES ZITATS DER EINLEITUNG ZUR RÜCKMELDUNG.

    Ich bin durchaus überzeugt und begeistert!
    .

  2. Rosi Lucks said, on 22. Juli 2018 at 21:28

    Oh ja ich war in einem Kinderheim aber in einem katholischen ich dachte ich habe das alles vergessen aber nein und meistens bekomme ich heute noch Herzrasen u Bauch weh wenn da Ran denke

  3. Andreas said, on 23. Juli 2018 at 06:58

    Die Gemeindeleitung hat das Verfahren recht sicher im Griff. Nächstes Jahr wird das 200jährige Jubiläum der Gemeinde gefeiert – da sind schon missionarische Aktionen geplant, wo man den Menschen von Jesus erzählen will. Aber einen Herzenswunsch habe ich für die Gemeinde: Dass man sich eines Tages nicht nur für die Missbrauchsfälle vor Jahrzehnten, sondern auch für die fortgesetzten Demütigungen und Verletzungen, die den Opfern im Rahmen der Aufarbeitung zugefügt wurden und werden, entschuldigen wird.

  4. dierkschaefer said, on 23. Juli 2018 at 09:10

    Genau, es geht nicht nur um die Misshandlungen und Missbräuche, die schon länger zurückliegen, sondern um das Verhalten der Gemeinde und ihrer Vertreter in jüngerer Vergangenheit und Gegenwart. Sie haben sich damit aktiv in die Täternachfolge eingereiht.

  5. Ludwig Pätzold said, on 26. Juli 2018 at 10:46

    In dem Aufklärungsbericht wird nicht die Glaubwürdigkeit des Herrn Zander in Zweifel gezogen. Herr Zander hat nach eigenen Angaben gegenüber der Zeitung den höchsten Anerkennungsbetrag von 20.000 € erhalten..
    Im Bericht werden lediglich Angaben zu einem sexuellen Missbrauch durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz als nicht plausibel eingestuft. Das heißt, die Aufklärer wissen nicht, ob die Angaben wahr oder unwahr sind. Zander hat jahrelang im Fernsehen, in der Presse, in seinem Buch und auf öfentlichen Veranstaltungen detailliert geschildert, welchen Missbrauch er im Kinderheim erleiden musste. Erst im Mai 2017 hat die Stuttgarter Zeitung erstmals über den Missbrauch durch Pfarrer Grünzweig berichtet.
    Ist es plausibel, dass Zander sich erst wieder an diesen Missbrauch erinnert, als klar war, dass die Aufarbeitung ohne ihn zu Ende geführt wird?

  6. […] „Die Aufklärer sehen ein System der Gewalt in Korntal, dafür bat die Diakonie heute um Entschuldigung“.[1] […]

    • dierkschaefer said, on 27. Juli 2018 at 09:29

      @ pätzold: was den blog betrifft: einfach mal in die bloggeschichte einsteigen.

      • Ludwig Pätzold said, on 27. Juli 2018 at 10:05

        Bin ich naiv, wenn ich glaube, dass auf einem Blog sachlich und fair Meinugen ausgetauscht und diskutiert werden?

      • dierkschaefer said, on 27. Juli 2018 at 20:01

        ja, ich denke, dass sie einem blog nur begrenzt trauen dürfen. ich jedenfalls kann gar nicht alles auf sachliche richtigkeit überprüfen und greife nur – nicht immer – bei beschimpfungen ein. ehemalige heimkinder haben allerdings oft das berechtigte bedürfnis, ihre schinder und deren abweisende nachfolger zu beschimpfen.
        ansonsten: ein blog ist kein wissenschaftliches seminar.

  7. Martin MITCHELL said, on 27. Juli 2018 at 10:12

    .
    JA,UND WARUM WURDE FOLGENDES NICHT, WIE GEPLANT, IM DEUTSCHEN FERNSEHEN GESENDET ??

    .
    Der folgende Beitrag wurde von mir in den letzten paar Tagen an vielen verschiedenen Stellen im Internet getätigt.

    BEGINNING

    Der Vollständigkeit halber muß ich dies jetzt auch hier reinsetzen.

    Wieder zu „Korntal“+“Wilhelmshof“+“Hoffmannhaus“!

    »Widerstand« schrieb: im HEIMKINDER-FORUM.DE am Donnerstag, 5. Juli 2018, um 11:26 Uhr @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/18418-Aufklärung-kommt-nur-langsam-voran/?postID=575134#post575134 :

    Wie ja alle Interessierten mitbekommen haben, wurde vor Kurzem der Aufklärungsbericht veröffentlicht.
    Ich selber habe ihn nicht gelesen – werde ich wohl auch nicht, da darin vermutlich nichts Handfestes bzgl. Juristerei etc. zu finden sein wird.

    Offenbar steht der Bericht aber bereits fachlich in der Kritik.
    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.missbrauchsskandal-bei-der-bruedergemeinde-berlin-diskutiert-ueber-korntal.aa812241-8f66-4fa1-8793-9451806ff8d0.html

    .
    Die Kritik an dieser angeblichen Aufklärung ging der Veröffentlichung dieses „Aufklärungsberichts“ voraus und war jederzeit allgegenwärtig; aber irgendwie haben wir das diesbezügliche REPORT-MAINZ Fernsehprogramm VOM 12. JUNI 2018 alle völlig verpaßt :

    .
    [ WURDE DIES NUN AUCH WIRKLICH IM DEUTSCHEN FERNSEHEN GESENDET, ODER NICHT? – WENN NICHT, WARUM NICHT? ]

    .
    QUELLE: PRESSEPORTAL @ https://www.presseportal.de/pm/75892/3963141 :

    ANFANG DES ZITATS.

    SWR – Das Erste

    Korntal: Vor dem Abschluss des Aufarbeitungsprozesses kritisieren Opfer „mangelnde Transparenz“ und „unangemessen niedrige Anerkennungssummen“

    „Report Mainz“, 12.6.2018, 21.45 Uhr im Ersten

    06.06.2018 – 12:43 Uhr

    Mainz (ots) – Unmittelbar vor dem Abschluss des Aufarbeitungsprozesses der Missbrauchsvorfälle in der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal am 7.6.2018 kritisieren Opfer gegenüber „Report Mainz“ „mangelnde Transparenz“, „nicht nachvollziehbare Kriterien“ sowie „unangemessen niedrige Anerkennungssummen“. Ein ehemaliges Heimkind erklärt: „Alle mir bekannten Betroffenen, eingeschlossen ich, wurden retraumatisiert. Wir fühlten uns abermals missbraucht, nicht gehört und ohnmächtig. Wir konnten keinen Willen zu ehrlicher Aufarbeitung erkennen.“

    Die ehemalige Jugendrichterin Dr. Brigitte Baums-Stammberger und der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Benno Hafeneger (Universität Marburg) hatten über 100 Fälle von „sexualisierter, körperlicher und seelischer Gewalt“ an Kindern, die in Obhut der pietistischen Gemeinde in Korntal aufwuchsen, untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird morgen (7.6.2018) in einer Pressekonferenz vorgestellt.

    Die Kritik der Opfer richtet sich gegen die Brüdergemeine und die Auftragsgebergruppe (AGG), die die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals bei der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal gesteuert hat. Dem ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ liegen exklusiv Sitzungsprotokolle der AGG aus dem Oktober 2017 vor, aus denen die Vergabekriterien für die Anerkennungsleistungen der Opfer ersichtlich werden. Demnach legte das Gremium fest, dass ausschließlich das „immaterielle Leid“ der Opfer für die Höhe der Entschädigung ausschlaggebend sein sollte. Der Begriff wird als das „direkt aus den Taten erlittene Leid“ definiert. Nicht berücksichtigt werden sollten dagegen Auswirkungen der schweren Gewalterfahrungen, die sich etwa in „verpassten Berufs- und Lebenschancen“ niedergeschlagen hätten.

    Der unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes Wilhelm Rörig, beobachtet den Aufarbeitungsprozess in Korntal seit Längerem. Gegenüber „Report Mainz“ sagte er: „Wir haben wiederholt wahrgenommen, dass es hier immer wieder zu empfindlichen Störungen zwischen Betroffenen und der Brüdergemeinde gekommen ist. Betroffene fühlten sich mehrfach nicht ernst genommen, vermissten Gespräche auf Augenhöhe und persönliche Wertschätzung.“

    Auch das ehemalige Heimkind Detlev Zander beschreibt in einem aktuellen Interview mit „Report Mainz“ seine Erfahrungen mit der Evangelischen Brüdergemeinde als „demütigend‘. Über seine Kindheit in Korntal berichtet er: Er habe von seinem vierten bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr schwerste sexuelle Gewalt erleben müssen. Vier verschiedene Täter hätten ihn vergewaltigt, zwei von ihnen regelmäßig. Der Hausmeister der Einrichtung habe ihn sogar mehrmals am Tag aus der Schule geholt, in den Fahrradkeller des Heimes gezerrt, auf der dort vorliegenden Werkbank festgebunden und mit Schraubenziehern sexuell gefoltert. Detlev Zander hatte die systematische Gewalt und den sexuellen Missbrauch von Heimkindern in Korntal 2013 an die Öffentlichkeit getragen. Auch er kritisiert die Aufarbeitung scharf.

    Die Evangelische Brüdergemeinde hatte vor wenigen Wochen erklärt, dass die ersten Anerkennungsleistungen an betroffene Heimkinder gezahlt worden seien. Die Anerkennungssummen bewegen sich demnach zwischen „unter 5000 EUR und 20.000 EUR“. Die Kriterien für die Entscheidung über die Höhe der Summe gab die Brüdergemeinde nicht bekannt. „Report Mainz“ liegen Bescheide über Anerkennungsleistungen vor. Darin erklärt die Gemeinde, dass die Entscheidungen nicht anfechtbar seien. In einem Begleitbrief entschuldigt sich die Brüdergemeinde und schreibt, „damals ist Kindern in unseren Einrichtungen schweres Unrecht und Leid zugefügt worden“.

    Zum Hintergrund: Im Mai 2017 berichtete „Report Mainz“ erstmals von einem System der Gewalt in Heimen der Evangelischen Brüdergemeinde. Zwei Betroffene erzählten exklusiv von schwerem sexuellen Missbrauch bis hin zu Vergewaltigungen, dem sie immer wieder durch Mitarbeiter der Kinderheime ausgesetzt gewesen sein sollen. Darüber hinaus habe die Brüdergemeinde sie an Wochenenden an so genannte Patenfamilien abgegeben, wo sie ebenfalls sexuell missbraucht worden sein sollen. Der weltliche Vorsteher der Evangelischen Brüdergemeinde, Klaus Andersen, sagte damals gegenüber „Report Mainz“: „Das bedauern wir sehr. Und ich weiß, dass damals auch die Mitarbeiter, trotz alledem, mit viel Herzblut und Engagement ihre Arbeit getan haben.“

    Zitate gegen Quellenangabe frei.

    Bei Fragen wenden Sie sich bitte an „Report Mainz“, Tel. 06131 929 33351 oder -33352.

    Original-Content von: SWR – Das Erste, übermittelt durch news aktuell

    ENDE DES ZITATS.

    Und siehe auch die gleichlautenden Programmhinweise @ https://www.presseportal.de/pm/75892/3965691 und @ https://www.mittelstandcafe.de/korntal-vor-dem-abschluss-des-aufarbeitungsprozesses-kritisieren-opfer-mangelnde-transparenz-und-unangemessen-niedrige-anerkennungssummen-report-mainz-12-6-2018-21-45-uhr-im-ersten-1617920.html/

    »M FRANZ WAGLE« schrieb: im HEIMKINDER-FORUM.DE am Donnerstag, 5. Juli 2018, um 12:24 Uhr @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/18418-Aufklärung-kommt-nur-langsam-voran/?postID=575134#post575135 :

    Aufklärung wird es nur im Sinne der Täterorginationen geben weil sie gar kein Intresse haben das irgendwelche kleinen Spinner zu ihrem Recht kommen. Es gibt in keinem Gremium neutrale Personen nur handverlesene von den Tätern selbst.

    END

    Jurist und Rechtsanwalt Ludwig Pätzold (möglicherweise jetzt im Ruhestand) kann uns ja vielleicht die einleitende Frage und alle anderen relevanten Fragen die sich ergeben beantworten. Ob er auch selbst ein Ehemaliges Heimkind ist und genau wessen Interessen er selbst jetzt vertritt, und zwischenzeitlich verrat, weiß ich nicht.
    .

  8. Ludwig Pätzold said, on 27. Juli 2018 at 15:04

    Schauen Sie auf unsere Webseite: http://www.opferhilfe-korntal.de oder http://www.aufklaerung-korntal.de

  9. Martin MITCHELL said, on 28. Juli 2018 at 10:27

    .
    Bezüglich dem hiesigen Kommentar von Ludwig Pätzold vom Donnerstag, 26. Juli 2018, um 10:46 Uhr @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/21/korntal-ein-system-der-gewalt/#comment-10870 :

    Korntal-Münchingener Rechtsanwalt Ludwig Pätzold wirft dem Betroffenen Detlef Zander vor, dass dieser noch nie zuvor (d.h. noch nie vor dem 17. Mai 2017) öffentlich erwähnt hätte, dass er in seiner Kindheit, in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, über einen Zeitraum von ungefähr 10 Jahren während er sich in der Obhut der Brüdergemeinde Korntal befand, von Gemeindemitglied Jakob Munz und Pfarrer Fritz Grünzweig wiederholt vergewaltigt worden ist, wohlwissend als Anwalt, dass man ohne stichfeste Beweise solche Anschuldigungen nicht so einfach in die Welt posaunen kann und darf, weil man sich ja sonst unter Umständen selbst strafbar macht.
    Einer bestehenden spezifisch für gesagte damalige Vorfälle in diesem Kinderheim in Korntal-Münchingen eingerichteten Untwersuchungskommission jedoch kann man solche Anschuldigungen vorlegen ohne sich selbst dadurch juristisch in Gefahr zu bringen.
    Und genau das hat Detlef Zander getan per EIDESTATTLICHER VERSICHERUNG. Das wurde dann publik und die Zeitungen haben dann erstmalig DARÜBER berichtet.
    Was, Herr Rechtsanwalt Ludwig Pätzold, gibt es nun gegen diese Handhabe seitens Herrn Detlef Zanders ihrerseits einzuwenden? – Und was berechtigt Sie, Herr Rechtsanwalt Ludwig Pätzold, Herrn Detlef Zanders als direkt Betroffenen diesbezüglich irgenwelche Vorwürfe zu machen?
    .

    • Ludwig Pätzold said, on 28. Juli 2018 at 11:36

      Sie haben Recht. Ich habe nichts gegen die Handhabe einzuwenden und bin auch nicht berechtigt Herrn Zander Vorwürfe zu machen. Ich frage nur, ob es plausibel ist, dass Zander den sexuellen Missbrauch durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz erst öffentlich macht, als klar war, dass die Aufarbeitung ohne ihn zu Ende geführt wird. Ich weiß nicht, ob seine Angaben wahr oder unwahr sind. Daran ändert auch eine eidestattliche Versicherung nichts.

      • Erika Tkocz said, on 29. Juli 2018 at 15:04

        Herr Pätzold, Niemand kann Ihre Frage beantworten, letztlich kennen die Wahrheit nur Herr Zander und jene Personen denen der Vorwurf des sexuellen Missbrauches gemacht wurde. Nur so viel: Herr Zander steht auch für andere Kinder dort in Korntal-und überhaupt für ehemalige Heimkinder, die schweres Leid und sexuellen Missbrauch erlebt haben und darum geht es.

      • Detlev Zander said, on 2. Oktober 2018 at 15:20

        Herr Pätzhold, wie Sie sicherlich wissen, bin ich nach dem OEG anerkannt, und die prüfen anders als Ihre Aufklärer.Und, es liegen Aussagepsychologische Gutachten vor. Einfach den Mund halten Herr Rechtsanwalt. Ich hatte immer schon die Vermutung, dass Sie auf der Seite der Brüder sind.

  10. Martin MITCHELL said, on 29. Juli 2018 at 02:28

    .
    Sehr geehrter Herr Ludwig Pätzold,

    Diese von Ihnen, als Rechtsanwalt, HIER ÖFFENTLICH GESTELLTE FRAGE zur Plausibilität oder Nichtplausibilität der Aussagen von Herrn Detlef Zander zu den damaligen Vorgängen in diesem Korntal-Müncheninger Kinderheim wird behandelt und abgehandelt von der Aufklärerin, Richterin a.D. Dr. Brigitte Baums-Stammberger unter verschiedenen anderen Kriterien in ihrem 412-seitigen Abschlussbericht, als den jetzt von Ihnen hier ins Feld geführten Kriterien und Behauptungen.
    Zu dieser Behandlung und Abhandlung von Baum-Stamberger unter ihren Kriterien haben wir dann auch schon, und steht entgegen, eine detaillierte Stellungnahme der Begleitperson von Herrn Detlef Zander, der hochangesehenen Frau Ursula Enders, Diplom-Pädagogin, Erziehungswissenschaftlerin, Traumatherapeutin und Autorin spezifischer Fachliteratur.
    Ist diese von Ihnen, als Rechtsanwalt, nun HIER ÖFFENTLICH GESTELLTE FRAGE, mit den von Ihnen angeführten Kriterien und Behauptungen jetzt eine bundesweite Umfrage zur generellen Verlässlichkeit von Herrn Detlef Zander und seinen Aussagen (von Ihnen als „verspätet“ klassifiziert und kritisiert), oder welchem Zweck soll diese von Ihnen, als Rechtsanwalt, nun HIER ÖFFENTLICH GESTELLTE FRAGE jetzt dienen?
    Und wenn es keine bundesweite Umfrage ist, von wem erwarten Sie jetzt eine Antwort zu dieser von Ihnen, als Rechtsanwalt, nun HIER ÖFFENTLICH GESTELLTEN FRAGE?

    Mit freundlichen Grüßen

    Martin MITCHELL
    .

    • Ludwig Pätzold said, on 29. Juli 2018 at 10:13

      Ich mache keine „bundesweite Umfrage zur generellen Verlässlichkeit von Herrn Detlef Zander“. Ich habe hier weder die Dokumentation noch die Kritik von Frau Enders, auch nicht die Erwiderung der Aufklärer und die Replik kommentiert. Ich habe darauf hingewiesen, dass Zander den höchsten Anerkennungsbetrag von 20.000 € erhalten hat, also nicht insgesamt als unglaubwürdig eingestuft worden ist. Meine Frage, ob es plausibel ist, dass Zander erstmals im Mai 2017 von dem Missbrauch durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munsz berichtet hat als klar war, dass die Aufklärung ohne ihn zu Ende geführt wird, soll zum Nachdenken anregen. Jeder kann diese Frage für sich beantworten.

  11. Heidi Dettinger said, on 29. Juli 2018 at 08:17

    Ich kenne Herrn Zander nicht persönlich, aber ich verfolge seine Geschichte seit Jahren – so wie ich auch hunderte anderer Geschichten verfolgt habe in den nunmehr etwa 10 Jahren meiner Mitarbeit im Verein ehemaliger Heimkinder. Wenn ich eines daraus gelernt habe ist es, dass jedes einzelne Schicksal mit unendlichem, tiefstem Leid verbunden ist, dass die Menschen oftmals 40, 50 und mehr Jahre brauchen, um auch nur anzufangen, sich mit dem Grauen ihrer frühen Jahre auseinanderzusetzen. Und dass – wenn die Auseinandersetzung erst einmal angefangen hat, es noch lange nicht heißt, dass alles Erlebte sogleich, möglichst gut sortiert und druckreif, zu Tage kommt. Oftmals dauert es Jahre und endlose Therapien, bis die Überlebenden es schaffen, halbwegs kohärent zu berichten.
    Wahrscheinlich werden Sie es nie „wissen“, ob Herr Zander die ganze Wahrheit gesagt hat oder nicht. Oder ob nicht alles noch viel schlimmer und grausamer war, als er zu berichten im Stande gewesen ist.
    Sexuelle Gewalt gehört zum Schlimmsten, was einem Kind, einem Jugendlichen widerfahren kann. Es ist für die meisten Betroffenen überhaupt nur zu ertragen, wenn sie das Erlittene abspalten, verdrängen, für sich selbst unsichtbar machen.
    Wenn Herr Zander sagt: „Die haben uns regelrecht die Seele gebrochen“, sollte das Trauma des Vergangenen sich Ihnen eigentlich auch offenbaren.
    Im Übrigen dürfte es völlig unerheblich sein, was Sie glauben und was nicht.

  12. Martin MITCHELL said, on 29. Juli 2018 at 22:30

    .
    Damit jeder weiß worum es dem Rechtsanwalt Ludwig Pätzold geht, und damit auch nicht der geringste Zweifel darüber besteht worum es ihm geht:

    ERSTENS:

    DIE FRAGE, die Korntaler Rechtsanwalt Ludwig Pätzold öffentlich stellt, und am Donnerstag, 26 Juli 2018 um 10:46 Uhr im *Dierk Schaefers Blog* öffentlich gestellt hat, ist folgende:
    [ Bezüglich: Detlef Zanders Aussage: „Jakob Munz hat mich vergewaltigt, Pfarrer Grünzweig hat mich vergewaltigt.“ (anscheinend im Mai 2018, erstmalig per EIDESSTATTLICHER VERSICHERUNG in Zusammenhang mit der Korntal-Aufarbeitungskommission zu Protokoll gegeben. ] :
    „Ist es plausibel, dass [Detlef] Zander sich erst wieder an diesen Missbrauch erinnert, als klar war, dass die Aufarbeitung ohne ihn zu Ende geführt wird?“
    ( Siehe @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/21/korntal-ein-system-der-gewalt/#comment-10870 )

    ZWEITENS:

    DIE FRAGE, die Korntaler Rechtsanwalt Ludwig Pätzold öffentlich stellt, und am Samstag, 28 Juli 2018 um 11:36 Uhr im *Dierk Schaefers Blog* wiederholt öffentlich gestellt hat, ist folgende:
    [ Bezüglich: Detlef Zanders Aussage: „Jakob Munz hat mich vergewaltigt, Pfarrer Grünzweig hat mich vergewaltigt.“ (anscheinend im Mai 2018, erstmalig per EIDESSTATTLICHER VERSICHERUNG in Zusammenhang mit der Korntal-Aufarbeitungskommission zu Protokoll gegeben. ] :
    „Ich frage nur, ob es plausibel ist, dass [Detlef] Zander den sexuellen Missbrauch durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz erst öffentlich macht, als klar war, dass die Aufarbeitung ohne ihn zu Ende geführt wird.“
    ( Siehe @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/21/korntal-ein-system-der-gewalt/#comment-10894 )

    DRITTENS:

    GENAU WANN, GENAU WEM, und GENAU WAS „klar war“ und wie er, als Rechtsanwalt (Rechtsanwalt FÜR WEN?), zu diesen *seinen eigenen* jeweiligen *diesbezüglichen Einschätzungen* gelangt und diese dann (als seinerseitiger Beweis für was auch immer?) auf Detlef Zander projektioniert, sagt er nicht.

    VIERTENS:

    Es scheint aber, wie sich jetzt heraustellt, darum zu gehen, dass es den Korntaler Rechtsanwalt Ludwig Pätzold, hauptsächlich stört, dass der Betroffene Herr Detlef Zander „nicht insgesamt als unglaubwürdig eingestuft worden ist“, aber einer der wenigen Betroffenen war, die „den höchsten Anerkennungsbetrag von 20.000 € erhalten“ haben, den die Evangelische Brüdergemeinde Korntal letztendlich bereit war überhaupt an Betroffene auszuzahlen.
    ( Siehe @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/21/korntal-ein-system-der-gewalt/#comment-10902 )

    FÜNFTENS:

    Korntaler Rechtsanwalt Ludwig Pätzold teilt mit er wolle mit SEINER FRAGE nur „zum Nachdenken anregen“.
    ( Siehe @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/21/korntal-ein-system-der-gewalt/#comment-10902 )

    SECHSTENS:

    Und die Leser denken jetzt konzentriert darüber nach WAS SEINE, RECHTANWALT PÄTZOLDs, MOTIVE SIND, dem Detlef Zander immer wieder ans Bein pinkeln zu wollen.

    SIEBENTES:

    Die Kommentatorin Heidi Dettinger in ihrem hiesigen Kommentar vom Sonntag, 29. Juli 2018, um 08:17 Uhr hat es übrigens jetzt genau auf den Punkt gebracht ( Siehe @ https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/21/korntal-ein-system-der-gewalt/#comment-10901 ).
    .

  13. Ludwig Pätzold said, on 30. Juli 2018 at 09:50

    Zum Abschluss noch ein Zitat von Frau Bandle, die lange eng mit Herrn Zander zusammengearbeitet und ihn vehement gegen jegliche Kritik verteidigt hat:
    https://www.facebook.com/angelika.bandle.1 14. Mai 2017

    „Angelika Bandle Herr Zander hat aufgegeben, wir danken ihm herzlichst. So können wir hoffentlich sicher sein von Ihm und Frau P nicht mehr belogen und gegeneinander ausgespielt zu werden“

    • Erika Tkocz said, on 30. Juli 2018 at 11:27

      Zum Abschluss fände ich es bedauerlich Herr Pätzold, wenn Sie sich zum Thema der Heimerziehung -und hier wohl offensichtlich Korntal- gedanklich auf die Frage beschränken-ob da ein ehemaliges Heimkind in dem was es macht bzw. aussagt glaubwürdig erscheint und/oder ob es plausibel ist die zeitlichen Angaben seines sexuellen Missbrauchs. Ist es das was einmal bei Ihnen hängen bleiben wird? Ist es das womit Sie sich beschäftigen wollen? Wenn dem so ist, haben Sie grundsätzlich von der Heimerziehung nichts verstanden. Ein System der Gewalt, was nicht wirklich aufgearbeitet werden sollte, weil da so wie auch in Korntal Forderungen der Entschädigung gestellt wurden. Es ist offensichtlich für Sie leichter sich auf eine Person und deren Glaubwürdigkeit zu beschränken, als sich damit zu befassen, was es eigentlich bedeutet, dass es damals möglich war in dem Ausmaß Kinder und Jugendliche einer Gewalt auszusetzen, die sie für immer prägen wird. Sicherlich auch schwer vorstellbar, dass Glaubensbrüder fähig sind so viel Gewalt auszuüben, die nicht einmal mit viel Abstand pädagogische Inhalte hatten, sondern lediglich dem Zwecke diente, seine persönlichen Vorstellungen von Glauben in Form von Gewalt den Kindern einzuschlagen. Damit mag man sich wohl nicht auseinandersetzen wollen, denn es wäre schwierig sich selber einmal die Frage stellen zu müssen, wie es kommt, dass solche Glaubensgemeinschaften doch wohl eher Tätergemeinschaften sind. Vielleicht bringt es ja dann die eigene „heile Welt“ des Glaubens ins Wanken. Da ist es dann einfacher sich damit zu beschäftigen, ob nun oder ob nicht- dieses ehemalige Heimkind das alles erlebt hat was es nun angibt. Vielleicht ist es aber auch üblich bei Juristen sich weniger mit Gewalt bzw. was denn Gewalt bei Menschen hinterlässt und die lebenslangen traumatischen Folgen vorstellen zu wollen. So betrachtet verschieben Sie die Rollen wie man es ja auch oft bei Vergewaltigungsopfer bei Gericht kennt, plötzlich wird aus einem Opfer ein Täter und umgekehrt. Ist es tatsächlich Ihr ernst am Ende dieser Aufarbeitung sich damit beschäftigen zu wollen ob nun oder ob nicht? Der Umgang ehemalige Heimkinder untereinander ist und bleibt schwierig und das haben sich auch die Täter zunutze gemacht, um die Glaubwürdigkeit der eh. Heimkinder in Frage zu stellen. Hätten sie sich doch einmal näher damit befasst, was denn diese damalige Heimerziehung bedeutet und das was denn in der Praxis herauskam wären sie der Wahrheit näher gekommen. Da wo ein Kind lediglich Gewalt erlebt und nicht einmal in sozialen Beziehungen zu anderen Kindern etwas wie Kindheit erlebt, weil soziale Beziehungen unter den Kindern schlicht weg untersagt waren, sollte es doch wohl einigermaßen nachvollziehbar sein, dass eine Verständigung untereinander schwierig ist. Dass die Kommunikation untereinander heute betrachtet lediglich Aufschluss darüber gibt wie es wohl früher war und/oder was dabei herauskommt, wenn man ein System der Feindlichkeit und Gewalt als Basis der Heimerziehung ansehen muss. Ich kenne Herrn Zander nicht persönlich, aber ich bin doch der Meinung, dass am Ende sein Verdienst um die Aufarbeitung bzw. den Stein ins Rollen gebracht zu haben ein großer Verdienst ist und das sollte am Ende dieser Aufarbeitung stehen und eine Bedeutung haben. Alles andere so auch Ihre Plausibilitätsfrage kann nicht wirklich beantwortet werden, weil es hier lediglich spekulative Betrachtungen geben kann und die führen dazu ein ehemaliges Heimkind herabwürdigen zu wollen, Zweifel zu setzen und ich mich dann schon Frage, ob das sinnvoll ist. Es reicht doch schon, dass ehemalige Heimkinder früher als der letzte Dreck angesehen wurden und genau dieses Bild so viel Gewalt möglich machte und auf Menschen die am Boden liegen tritt man nicht noch drauf.

      • dierkschaefer said, on 30. Juli 2018 at 12:31

        „Ein System der Gewalt, was nicht wirklich aufgearbeitet werden sollte, weil da so wie auch in Korntal Forderungen der Entschädigung gestellt wurden.“
        Sie treffen den Nagel auf den Kopf, liebe Frau Tkocz.
        Es begann damit, dass nicht aufgeklärt werden sollte, weil – wie Frau von der Leyen schon vor Einrichtung des Runden Tisch sagte, an einen Entschädigungsfonds nicht gedacht sei. Folgerichtig wurden die Mittel für die Aufklärung drastisch gekürzt. Darum wurde auch kein richterlicher Untersuchungsausschusss eingesetzt, wie beispielsweise in Irland. Die ehemaligen Heimkinder sollten von Beginn an keine Rechtsposition bekommen. Die Asymmetrie der Macht am Runden Tisch war Kalkül.

        Der zweite Nagel:
        „Sicherlich auch schwer vorstellbar, dass Glaubensbrüder fähig sind so viel Gewalt auszuüben, die nicht einmal mit viel Abstand pädagogische Inhalte hatten, sondern lediglich dem Zwecke diente, seine persönlichen Vorstellungen von Glauben in Form von Gewalt den Kindern einzuschlagen. Damit mag man sich wohl nicht auseinandersetzen wollen, denn es wäre schwierig sich selber einmal die Frage stellen zu müssen, wie es kommt, dass solche Glaubensgemeinschaften doch wohl eher Tätergemeinschaften sind. Vielleicht bringt es ja dann die eigene „heile Welt“ des Glaubens ins Wanken.“
        Für das fromme Korntal ist dieser Bereich besonders tabu. Doch auch für die älteren Einrichtungen mit dem Rettungshausgedanken. Die Kinder sollten auf Deubel komm raus für das Jenseits gerettet werden, und der Deubel kam dabei raus.
        Doch auch dies muss man differenzierter sehen. In Himmelsthür wurden die „Mädchen“ auf ein normal bürgerliches Leben vorbereitet, denn man hatte erkannt, dass diese Normalität, wenn auch nur auf dem Niveau als abhängig Beschäftigte in fremden Haushalten oder im ländlichen Bereich, mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führt, ein unauffälliges und damit auch gottgefälliges Leben zu führen. Damit waren die „Mädchen“ auch für einen eigenen Hausstand gerüstet, also ehefähig.
        https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/01/10/die-rechte-tur-zum-himmel/ https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2015/01/rezension-himmelsthc3bcr.pdf

      • Erika Tkocz said, on 30. Juli 2018 at 14:17

        Lieber Herr Schäfer, Sie wissen ja dass ich mich immer bemühe die Heimerziehung differenziert zu betrachten. Ich hatte Ihren Bericht damals gelesen, muss es aber noch einmal durchlesen. Es war ja auch bei uns im Heim so, dass durch eine neue Leitung auch die Reformen begannen. Zur Himmelsthür ist mir dann doch ein Aspekt eingefallen, der für Ehemalige eines anderen Heimes tragische Folgen hatte, hier einmal der Blog dazu:
        holzen-kinderheim-rubezahl-perversion-christlichen-auftrags.over-blog.de/article-33467686.html
        unter Punkt 2.
        Ganz liebe Grüße Erika Tkocz

  14. Ludwig Pätzold said, on 30. Juli 2018 at 12:27

    Frau Tkocz, das was Sie schreiben, steht alles in der Dokumentaion. Das System der Gealt ist ausführlich dargestellt, die ehemaligen Heimkinder kommen zu Wort. Die Leitung, insbesondere Pfarrer Grünzweig hat versagt. Man hat sich um die Arbeitskraft des Hausmeiseters gesorgt, als bekannt wurde, dass er Kinder missbraucht. Niemand hat mit den Kindern gesprochen, niemand hat sie in den Arm gemonnen und getröstet. Die Aufklärer haben untersucht, welchen Einfluss die Religion auf das Menschenbild und den Erziehungsstil hatten. Den Kindern ist systematisch das Selbstwertgefühl zerstört worden, was verheerende Folgen im späteren Leben hatte. Bei der physischen Gewalt steht der damalige Heimleiter an der Spitze.
    Ich finde es entsetzlich, dass man versucht, mit pseudowisschensaftlichen Argumenten die Qualität dieser Dokumentaion herabzusetzten, anstatt dass man über den Inhalt diskutiert. Ein Hebel mit dem die Dokumentation diskreditiert werden soll, ist die Aussage, dass die Angaben von Herrn Zander in einem Punkt nicht plausibel sind. Zander ist einer von 105 ehemaligen Heimkindern, deren Interviews in der Dokumentaion ausgewertet wurden. Die Rückmeldungen der anderen 104 Betroffenen sind überwiegen positiv.
    Noch eine Bermerkung zu dem Zitat von Angelika Bandle in meinem vorherigen Post. Es geht mir um den zeitlichen Zusammenhang, in dem zum ersten Mal Beschuldigungen gegen Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz erhoben werden.
    10.05.17 Stuttgarter Zeitung berichtet unter der Headline „Zander wirft hin. Oder doch nicht.“ über den Streit im Netzwerk.
    Die Stuttgarter Zeitung kommentiert: „Zander auszuschließen, bedeutet zig heikle Informationen wissentlich ungenutzt zu lassen“.
    14.05.17 oben zitierter Post von Angelika Bandle.
    31.05.17 Stuttgarter Zeitung berichtet erstmals über Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz.

    • Erika Tkocz said, on 30. Juli 2018 at 14:19

      Herr Pätzold hier in dem Blog hatte ich den Eindruck, Ihnen ginge es jetzt um die Plausibilität der Aussage von Herrn Zander und das fand ich eigenartig. Ich hoffe Sie nun richtig verstanden zu haben, dass Sie es nicht in Ordnung finden wegen der Angaben von Herrn Zander, die offensichtlich auch in der Dokumentation stehen nun die Qualität der Dokumentation in Frage zu stellen.

      Es ist schwierig eine Aufarbeitung unter wissenschaftlichen Grundlagen zu erarbeiten, weil hier ja andere Kriterien eine Rolle spielen, so z.B. von dem einzelnen Schicksal eines eh. Heimkindes zu abstrahieren um die allgemeine Gesetzmäßigkeit herauszuarbeiten, also überindividuell. Hier steht nun der Wissenschaftler einem eh. Heimkind gegenüber und das ist absolut schwierig. Ein fast unlösbarer Prozess, denn das eh. Heimkind sieht seine persönliche Geschichte, die das ganze Leben beherrscht und möchte es so angenommen wissen, ohne sich mit dem Prozess des wissenschaftlichen Aspektes zu befassen oder gar einlassen zu können. Sicherlich hat der Beginn der Aufarbeitung, so wie von Herrn Schäfer geschrieben – dieses erst einmal jahrelange Leugnen der Verantwortlichen und einiges mehr nicht dazu beigetragen hier Vertrauen entstehen zu lassen und nicht zuletzt dann auch noch das monetäre Ergebnis. Wenn es aber so ist wie Sie schreiben, dass nun mehrheitlich die betroffenen Ehemaligen eine positive Rückmeldung gegeben haben, wird das doch am Ende entscheidend sein und man muss es aushalten können, dass es hier auch andere Stimmen gibt. Die Heimthematik wird sicherlich damit nicht zu Ende sein, denn mit beiden Seiten hat es etwas gemacht, was auch in Zukunft nicht als abgeschlossen gesehen werden kann.

  15. Ludwig Pätzold said, on 30. Juli 2018 at 16:12

    Die Auftraggebergruppe wollte keine wisschenschaftliche Arbeit über das Kinderheim in Auftrag geben. Es wurde ein Wissenschafter mit der Auswertung der Akten und eine ehemalige Richterin mit der Durchführung der Interviews mit den Betroffenen beauftragt. Herausgekommen ist eine Darstellung der Strukturen und Verantwortlichkeiten und die Zusammenfassung dessen, was die ehemaligen Heimkinder in den Interviews geschildert haben. Die Angaben in den Interviews wurden statitistisch aufbereitet. Damit ist erreicht, was wir von der opferhilfe-korntal gefordert haben. Jedes ehemalige Heimkind kann darin sein Schicksal wiederfinden. Das was geschehen ist, wird öffentlich bestätigt, die Brüdergemeinde steht dazu und dokumentiert dies durch eine Anerkennungsleistung.
    Die Kritik von Frau Enders mutet skuril an. Da geht es darum, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen von Frau Enders nicht erwähnt werden, da werden die Veröffentlichenungen auf einer 3/4 Seite aufgeführt, da wird einer Richterin die Fähigkeit zur Plausibilitätsprüng abgesprochen. Wo es um Imhalte geht, geht es nur um Detlev Zander.
    Ich meine, wir sollten dieses Feld ganz schnell verlassen und uns um die Inhalte und um die Menschen kümmern.
    Weitere Informationen auf opferhilfe-korntal.de und aufkaerung-korntal.de

    • Erika Tkocz said, on 31. Juli 2018 at 12:46

      Herr Pätzold in Ihren Aussagen hier gehen Sie selbstverständlich davon aus, dass die Plausibilitätsprüfung der ehemaligen Richterin Dr. Baums-Stammberger korrekt durchgeführt wurde. Das ist definitiv nicht so und dazu wird objektiv und sachlich Kritikpunkte in dem Bericht von Zartbitter e.V. 2018 bzw. Frau Enders hingewiesen (Ursula Enders, Doppelter Verrat, „Demütigende Aufarbeitung der Gewalt in Heimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal“)

      Nachdem ich nun die kritische Studie gelesen habe und da hier ja auch jeweils zu den Kritikpunkten die Ausschnitte aus der Korntalstudie aufgeführt werden kann ich als Resümee kurz und bündig schreiben: Die Richterin meinte wohl “Ich kann es und mache es“,
      Eine fachliche Kompetenz und eine nur annähernd fachlich-und sachliche Herangehensweise ihrer Plausibilitätsprüfung ist nicht gegeben.
      Da sollte sich schon ein jeder selber von überzeugen und hier einmal kurz die wichtigsten Kritikpunkte aus der oben genannten Studie:

      Seite: 6
      Intransparenz und Rollenkonfusion in der Vergabekommission von Anerkennungszahlungen

      Seite: 10
      Unzureichende Fachlichkeit für Interviews mit traumatisierten Betroffene

      Seite: 11
      Gravierende fachliche Kunstfehler im Rahmen der Plausibilitätsprüfung

      Es ist bedauerlich, dass einmal wieder deutlich wird, dass sowieso eine Aufarbeitung erst gar nicht als Anspruch gesehen wird, aber noch bedauerlicher ist es, wenn Täterorganisationen den Eindruck erwecken wollen, sich ihrer Verantwortung zu stellen und dabei heuchlerisch vorgehen. Nichts dazu gelernt denn es ist lediglich alter Wein in neuen Schläuchen. Ich bin froh, dass die Definition der Wissenschaft die Falsifikation und nicht die Verifikation ist und auch wenn wir es nicht mehr erleben werden so bin ich doch davon überzeugt dass in der Zukunft Wissenschaftler daran interessiert sind, solche Studien- wie die von den Korntal Auftraggebern- unter wissenschaftlichen Kriterien zu begutachten. Wenn die Auftraggeber meinen nun ihre Ruhe zu haben zweifle ich daran.

      Die Heimerziehung ist historisch betrachtet ein Verbrechen, die gegenwärtige mehrheitliche Aufarbeitung ein Betrug an die ehemaligen Heimkinder!

  16. Andre Voigt said, on 31. Juli 2018 at 12:18

    Sehr geehrter Herr Dr. Ludwig Pätzold,

    natürlich ist es stets angebracht, immer einen Restzweifel gegenüber Erlebnisberichten – auch den eigenen Erinnerungen – zu haben.
    Ich finde es aber schon etwas unredlich, wie Sie sich hier auf eine Person einschießen – darüber hinaus noch deutlich inkonsistent:

    1.)
    Sie schreiben „Das System der Gealt ist ausführlich dargestellt, die ehemaligen Heimkinder kommen zu Wort. Die Leitung, insbesondere Pfarrer Grünzweig hat versagt. Man hat sich um die Arbeitskraft des Hausmeiseters gesorgt, als bekannt wurde, dass er Kinder missbraucht. Niemand hat mit den Kindern gesprochen, niemand hat sie in den Arm gemonnen und getröstet. Die Aufklärer haben untersucht, welchen Einfluss die Religion auf das Menschenbild und den Erziehungsstil hatten. Den Kindern ist systematisch das Selbstwertgefühl zerstört worden, was verheerende Folgen im späteren Leben hatte. Bei der physischen Gewalt steht der damalige Heimleiter an der Spitze.

    Die Rückmeldungen der anderen 104 Betroffenen sind überwiegen positiv.“
    Aus Ihrem Posts drängt sich mir als (Fast-)Außenstehenden der Eindruck auf, „die OBJEKTIVE UNTERSUCHUNG hat ergeben, die (104) Heimkinder haben sich wohlgefühlt, während sie Missbrauch, Gewalt und fehlender Kontrolle und Schutz ausgesetzt waren“.
    BITTE sagen Sie, dass Sie diesen Eindruck nicht vermitteln wollten.

    2.)
    Zu Herrn Zander und seinen Mitstreitern.
    Herr Zander(„Z“) hat 2014 – als kein Offizieller(„O“) etwas davon wissen wollte – den Missbrauch etc. öffentlich gemacht (m.E.n. auch den des Pfarres).
    Die „Offiziellen“ taten dies erst als Lügen ab, was sich aber als falsch herausstellte (Glaubwürdigkeit: Z +1:-1 O).
    Dann sagten die „Offizellen“, dass es Einzelfälle waren, was sich aber als falsch herausstellte (Glaubwürdigkeit: Z +2:-2 O).
    Die „Aufarbeitung“ und die Zuerkennung der Anerkennungsleistungen werden nach einem intransparentem
    Verfahren abgewickelt (Glaubwürdigkeit: Z +2:-3 O).
    Die „Aufarbeitung“ umfasst nur den Zeitraum bis 1980 – bei Verjährung von Kindesmissbrauch von 30 Jahren – , was Herr Zander immer wieder angekreidet hat (Glaubwürdigkeit: Z +3:-4 O).

    Ich muss Sie – Herr Rechstanwalt Dr. Pätzold – ernsthaft fragen: Würden Sie vor Gericht eine andere
    Partei/Zeugen mit einer derart miesen Glaubwürdigkeit(-4) nicht genau damit bekämpfen.
    Warum verhalten Sie sich hier anders?

    3.)
    Warum wird die Aufarbeitung nicht über das Jahr 1980 hinaus fortgesetzt ???
    Kann ja nichts schlimmes zu finden sein. Der Abschlussbericht hat ja gezeigt, alles ist davor passiert. Außerdem ist es ja Allgemeinwissen, dass sich die Heimerziehung ab ~ 1975 um 180° verändert hat. Gibt also überhaupt keinen Grund eine Aufklärung zu befürchten … oooooder?

    4.)
    Ich bin immernoch der Meinung, Herr Zander hätte eine Auszeichnung (z.B. das Bundesverdienstkreuz) für seinen Mut verdient, in die Öffentlichkeit zu gehen. Es ist sein Verdienst, dass überhaupt irgendetwas aufgeklärt wurde.
    Aber die Bayerische Staatskanzlei wollte nicht – wundert mich, denn Bayern ist ja die Personifikation von Recht und Gesetz, die müssen doch heilfroh sein über jeden, der Straftaten aufdeckt.

    5.)
    Kleine Nachfrage an Sie Herr Pätzold:
    Als ich in den letzten Tagen durch die Zeitschriften einer wissenschaftl. Bibliothek so durchratterte, las ich immer wieder den Namen „Dr. Harry Pätzold“ und wunderte mich immer wieder, wo ich „Pätzold“ in.V.m. Heimerziehung gelesen hatte. Als ich jetzt hier in diesen Blog hereinschaute, hätte ich fast vor Lachen unter dem Tisch gelegen – oder so.
    Darf ich fragen, ob der Herr „Dr. Harry Pätzold“ ein Verwandter von Ihnen ist?

    LG
    Andre Voigt

    P.S.:
    @Andreas
    „Die Gemeindeleitung hat das Verfahren recht sicher im Griff. Nächstes Jahr wird das 200jährige Jubiläum der Gemeinde gefeiert“
    Bei all dem, was vergessen wurde bei der „Aufklärung“ (nur bis 1980 etc.), kann ich mir nicht vorstellen, dass sich dort nicht jemand mit eigenen Stand etc. hinstellt, und über die Straftaten aufklärt.

  17. Heidi Dettinger said, on 31. Juli 2018 at 12:20

    Irgendwie scheinen Argumente, Hinweise, Erklärungen völlig an Ihnen vorbeizugehen, Ihre Antworten bleiben stereotyp und – mit Verlaub – dümmlich bis ungehörig.
    Sie wollen „dieses Feld ganz schnell verlassen“?
    Und tschüss! Das wird eine Erleichterung für alle sein – besonders für alle Ehemaligen!

  18. Ludwig Pätzold said, on 31. Juli 2018 at 15:06

    Schade, Frau Tkocz, es geht also doch nicht um die Menschen und das Schicksal, das sie im Heim erlitten haben, nicht um den Inhalt der Dokumentation. Man liest nicht die Dokumentation sondern nur die Kritik. So bleibt der Täteroganisation eine Auseinandersetzung mit dem Geschehenen erspart. Man streitet über die Fachlichkeit der einen und der anderen Person.

    • Erika Tkocz said, on 31. Juli 2018 at 15:14

      Herr Pätzold seien Sie versichert, dass ich auch die Dokumentation lese und dazu brauche ich Zeit, die liest man nicht in einem Tag. Ich habe lediglich erst einmal zu Ihrem Post wegen der Plausibilität Stellung bezogen, also bitte keine vorschnellen Deutungen.

  19. Martin MITCHELL said, on 3. August 2018 at 12:00

    .
    Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass das Folgende auch HIER Beachtung findet.

    In einer ergänzenden Stellungnahme @ https://zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/images/Presse/Korntal_Stellungnahme_zur_Stellungnahme.pdf hat Zartbitter e.V. einige Aspekte der Argumentation von Ursula Enders nochmals differenziert begründet :

    ANFANG DES ZITATS DIESER 7-SEITIGEN ERGÄNZENDEN STELLUNGNAHME.

    *ZARTBITTER e.V.*
    Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen —– Sachsenring 2-4, 50677 Köln

    Köln, den 17.07.2018

    *Rückmeldung zur Kritik von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger an der Stellungnahme von Ursula Enders zum „Aufklärungsbericht“ über Gewalt in den Kinderheimen der ev. Brüdergemeinde Korntal*

    Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger haben schriftlich zur Kritik von Ursula Enders an dem von ihnen unter dem Titel „Uns wurde die Würde genommen“ verfassten „Aufklärungsbericht“ zur Gewalt in den Heimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal in den 1950er bis 1980er Jahren Stellung bezogen. Zentrale Aussage ihrer Ausführungen ist, dass sie Ursula Enders die Qualifikation für eine fachliche Stellungnahme zu ihrer wissenschaftlichen Untersuchung abzusprechen versuchen. Sie unterstellen Ursula Enders eine „selbsternannte Fachlichkeit“. Auf die diesbezüglichen Ausführungen soll nicht weiter eingegangen, sondern lediglich exemplarisch auf einzelne wenige Publikationen von Ursula Enders, veröffentlicht in den letzten 30 Jahren, verwiesen werden. Möge sich jeder, den es interessiert, ein eigenes Urteil über die Expertise von Ursula Enders bzgl. der Thematiken „Missbrauch und Jugendhilfe“, „Missbrauch in Institutionen“ sowie „Missbrauch im Kontext von Einrichtungen in Trägerschaft ev. Kirchengemeinden“ machen.

    Enders, Ursula (1987). *Sexueller Kindesmissbrauch und Jugendhilfe.* Expertise im Auftrage des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 1987.

    Enders, Ursula (2002). *Ritualisierter Kindesmissbrauch.* In . Bange, D./Körner, W. (2002). Handwörterbuch Sexueller Missbrauch. Göttingen: Hogrefe.

    Enders, Ursula (2002). Das geplante Verbrechen. Sexuelle Ausbeutung durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Institutionen. Köln: Zartbitter Verlag.

    Enders, Ursula (2007). *Was tun bei sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen.* In. IzKK-Nachrichten. Sexualisierte Gewalt durch Professionelle in Institutionen. München: Deutsches Jugendinstitut (DJI) S. 29-33

    Enders, Ursula/Eberhardt, Bernd (2007). *Schutz von Jugendlichen in der Jugendsozialarbeit vor Grenzverletzungen durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.* Expertise im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes. Gefördert vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.

    Enders, Ursula (2010). *Sexueller Missbrauch in Institutionen. Zur Strategie der Täter, zur Verantwortung der Institutionen und den Reaktionen der Kirche.* In. Goertz, St./Ulonska, H. (Hg.). Sexuelle Gewalt: Fragen an Kirche und Theologie. Berlin: LIT-Verlag.

    Enders, Ursula (Hg.) (2012). *Grenzen achten. Schutz vor sexuellem Missbrauch in Institutionen.* Ein Handbuch für die Praxis. Köln: Kiepenheuer & Witsch.

    Bange, Dirk/Enders, Ursula/Ladenburger, Petra/Lörsch, Martina (2014). *Schlussbericht der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Gebiet der ehemaligen Nordelbischen EvangelischLutherischen Kirche, heute Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland.* Hamburg/Köln/Bonn 03.10.2014

    Klicke, um auf Untersuchungsbericht.pdf zuzugreifen

    Bange, Dirk/ Enders, Ursula/Heinz, Katrin (2015). *Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch in der evangelischen Kirche.* In. Nervenheilkunde 7/2015

    Enders, Ursula (2015). *Umgang mit Vermutung und Verdacht bei sexuellem Kindesmissbrauch* (Kap. 15; S. 155- 164). In: Fegert, J.M., Hoffmann, U., König, E., Niehues, J., Liebhardt, H. (Hg.). Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Ein Handbuch zur Prävention und Intervention für Fachkräfte im medizinischen, psychotherapeutischen und pädagogischen Bereich. Heidelberg: Springer.

    Enders, Ursula (2015). *Sexueller Missbrauch in Institutionen – Umgang mit Missbrauchsfällen und institutionelle Traumabewältigung* (Kap. 31; S. 307-321). In. Fegert, J.M., Hoffmann, U., König, E., Niehues, J., Liebhardt, H. (Hrsg. Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Ein Handbuch zur Prävention und Intervention für Fachkräfte im medizinischen, psychotherapeutischen und pädagogischen Bereich. Heidelberg: Springer.

    Enders, Ursula/Schlingmann, Thomas (2018). *Nachhaltige Aufarbeitung aktueller Fälle sexuellen Missbrauchs* (Kapitel 27). In. Fegert, J.M., Kölch, M., König, E., Harsch, D., Witte, S., Hoffmann, U. (Hrsg.) (2018). Schutz vor sexueller Gewalt und Übergriffen in Institutionen. Für die Leitungspraxis in Gesundheitswesen, Jugendhilfe und Schule. Berlin: Springer.

    Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger haben den Schlussbericht zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Gebiet der ehemaligen Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, heute Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, in der Veröffentlichung zu ihrer Untersuchung nicht erwähnt. Der juristische Teil der Aufarbeitung der untersuchten Missbrauchsfälle wurde von Petra Ladenburger und Martina Lörsch, der sozialwissenschaftliche Teil von Ursula Enders und Dr. Dirk Bange erstellt (Bange et. al. 2014). Der Bericht fand in Fachkreisen große Beachtung. Auf dem öffentlichen Hearing der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs unter dem Titel „Kirchen und ihre Verantwortung zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ (27.06.2018) wurde dieser Untersuchungsbericht als positives Beispiel der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in Institutionen in ev. Trägerschaft benannt.

    Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger geben als Begründung ihrer Nichtbeachtung des Untersuchungsberichtes von Bange/Enders/Ladenburger/Lörsch an, sie hätten in den Literaturverweisen nur solche einbezogen, die für sie interessant und erkenntnisfördernd gewesen seien. Zudem führen sie aus, dass bei der ehemaligen Nordelbischen Landeskirche – soweit sie wüssten – wohl „aufgrund von Unzulänglichkeiten ein zweiter Bericht angefertigt werden“ müsse. Diese Angabe könnte aufgrund der Art der Formulierung den Eindruck erwecken, als wäre ein zweiter juristischer bzw. sozialwissenschaftlicher Bericht zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Gebiet der heute Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland vonnöten. Dies ist jedoch nicht der Fall, sondern die norddeutsche Landeskirche hat vielmehr einen zweiten ergänzenden Bericht zur Evaluation ihres Verfahrens der „Unterstützungsleistungen für Betroffene von sexuellem Missbrauch in Anerkennung ihres Leides und in Verantwortung für die Verfehlungen der Institution“ bei der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in Auftrag gegeben. Dieser wurde unter Leitung von Priv.-Doz. med. Ingo Schäfer, MPH, erstellt und im August 2017 vorgelegt. Bedauerlicherweise haben Hafeneger und Baums-Stammberger ganz offensichtlich auch diesen – im Netz zum Download stehenden Bericht1 – in ihrer Untersuchung nicht berücksichtigt. In Kenntnis der wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wären sicherlich die kritischen Anmerkungen von Ursula Enders u.a. zur Praxis der Vergabe von finanziellen Anerkennungszahlungen leicht nachvollziehbar gewesen. Die Hamburger Evaluierungsergebnisse sind zweifelsfrei für die Berücksichtigung der Interessen der Betroffenen bei der Weiterentwicklung der Aufarbeitungspraxis in der ev. Brüdergemeinde Korntal sehr wertvoll.

    Auf zahlreiche inhaltliche Details der Stellungnahme von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. BaumsStammberger soll hier verzichtet werden. Allerdings werden im Folgenden exemplarisch einzelne Punkte richtig gestellt:
    • Ursula Enders ist Leiterin von Zartbitter, eine überregional anerkannte und mit öffentlichen Geldern geförderte Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. In dieser Funktion – und nicht als Privatperson – hat die Beraterin Korntaler Betroffene z.B. bei einigen Terminen begleitet. Sie hatte keinerlei private Kontakte zu Betroffenen – wie in der Stellungnahme von Hafeneger/Baums-Stammberger gemutmaßt.
    Leider wurde im Rahmen des Aufarbeitungsprozesses der fachliche Mindeststandard der professionellen Beratung und Begleitung von Betroffenen durch unabhängige Fachberatungsstellen nicht abgesichert (zum Beispiel: vor, während und nach Interviews).2

    • Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger können gewiss sein, dass Ursula Enders die von ihnen angebotenen Hinweise auf Grundlagenliteratur zu Forschungsmethoden und zu Fachtermini nicht benötigt. Sie hat in ihrer Stellungnahme allerdings den fachlichen Anspruch an „Aufklärungsberichte“ formuliert, dass grundlegende Fachbegriffe wie zum Beispiel „Schwarze Pädagogik“ erläutert werden, damit auch fachliche Laien unter den Betroffenen – für die letztendlich ein solcher Bericht geschrieben wird – Erkenntnisse und Bewertungen leichter nachvollziehen können.

    • Keinesfalls soll in Abrede gestellt werden, dass die ev. Brüdergemeinde Korntal eine engagierte und ernsthafte Diskussion über ein institutionelles Schutzkonzept führen mag. Allerdings ist die Erarbeitung eines solchen ein langfristiger Prozess – vom ersten Brainstorming bis hin zum ausgearbeiteten Konzept ist es in einer Institution mit unterschiedlichen Arbeitsfeldern oftmals ein mehrjähriger Prozess. Erstaunlich ist allerdings, dass Prof. Dr. Hafeneger eine vorgelegte erste Checkliste bereits als „nachhaltiges Präventions- und Schutzkonzept“ bewertet. Ebenso stellt sich die Frage, ob und inwieweit der unabhängige Wissenschaftler an der Erstellung beteiligt war.

    • In der Stellungnahme wird angegeben, es habe im Rahmen der Interviews durch Dr. BaumsStammberger nur einen Gesprächsabbruch gegeben. Das Gespräch sei an einem anderen Tag nicht in Stuttgart, sondern auf Bitten des Betroffenen nahe dessen Wohnort fortgeführt worden. Ganz offensichtlich handelt es sich hier um ein anderes Interview. Mit der Betroffenen, die Ursula Enders über den Abbruch berichtete, wurde – so deren Angabe – kein zweiter Interviewtermin vereinbart. Zudem wohnt diese in Stuttgart.
    Die Betroffene berichtete, es sei ohnehin schwierig gewesen, mit Dr. Baums-Stammberger über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen. Die Juristin habe zum Beispiel auf ihre Angabe, dass sie regelmäßig in dem Kinderheim der ev. Brüdergemeinde Korntal körperliche Gewalt erlitten habe, mit dem Hinweis relativiert, dass auch eine Schulkameradin der Juristin im Elternhaus geschlagen worden sei; das sei damals so üblich gewesen.

    *Aus der Kritik von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger wird ersichtlich, dass Ursula Enders den Titel „Doppelter Verrat“ in ihrer Stellungnahme zum „Aufklärungsbericht“ zur Gewalt in den Kinderheimen der ev. Brüdergemeinde Korntal hätte ausführlicher begründen sollen. Das soll deshalb an dieser Stelle nachgeholt werden.*

    Der „Aufklärungsbericht“ belegt, dass in den 60er und 70er Jahren von Leitungskräften der ev. Brüdergemeinde Korntal *das Kindeswohl „verraten“ wurde*: In den drei Kinderheimen der ev. Brüdergemeinschaft Korntal erlitten viele Kinder und Jugendliche körperliche und psychische Gewalt – u.a. von Leitungskräften. Auch verübten Mitarbeiter*innen sexualisierte Gewalt – z.B. in Form von sadistischen Bestrafungsritualen und in Form von oralen, analen und vaginalen Vergewaltigungen. Der „Aufklärungsbericht“ weist nach, dass sowohl die Leitung des Kinderheimes Hofmannshaus als auch dem geistlichen Leiter der ev. Brüdergemeinde Korntal sexueller Missbrauch von Kindern z.B. durch den Hausmeister der Kinderheime persönlich bekannt war. Dennoch behielt der Hausmeister seinen Arbeitsplatz, durfte nach einer Unterbrechung sogar wieder auf dem Heimgelände wohnen und hatte so vielfältige Gelegenheiten, eine große Anzahl an Kindern zu missbrauchen.

    • Wiederholt wurden Betroffene von „Aufklärer*innen“ durch eine Missachtung der gebotenen professionellen Distanz in pseudoprivate Beziehungen verstrickt.
    Eine Wissenschaftlerin informierte Betroffene zum Beispiel über ihre persönlichen Einkommensverhältnisse, Konflikte mit ihrem Ehemann, mailte Betroffenen Selfies von sich und ihrem Mann, schickte Grüße aus dem Urlaub …
    Die Betroffenen fühlten sich zunächst geschmeichelt, umgarnt. Zu einem späteren Zeitpunkt sei ihnen deutlich geworden – so die Angabe mehrerer Betroffener –, dass die Wissenschaftlerin zugleich den Schutz und die Interessen der Betroffenen missachtet habe (z.B. habe sie nicht dafür Sorge getragen, dass fachlich qualifizierte Beratungsangebote für Betroffene trotz Zusage der Kostenübernahme durch die Brüdergemeinde zur Verfügung gestellt wurden).

    • Mehrere Betroffene berichten, dass sie die Umgangsweise durch einzelne Fachkräfte des Aufarbeitungsprozesses als ihnen gegenüber respektlos und demütigend erlebt haben.
    o Eine Wissenschaftlerin demütigte einen Betroffenen zum Beispiel – so die Aussage von mehreren Augenzeug*innen – mit verletzenden Spitznamen: “Überraschungsei“, „Krawallbürste“, „Knalltüte“.

    o Mehrere Betroffene kritisieren Umgangsweisen der Mediatorin der Auftraggebergruppe, die ihrer Meinung nach Folgeproblematiken von Betroffenen nicht genügend berücksichtigt habe. So habe zum Beispiel ein Treffen der Auftraggebergruppe in einem aus Sicht der Betroffenen viel zu engen Raum stattgefunden. Zwei Betroffene seien in Panik geraten und hätten deshalb den Raum verlassen wollen. Daraufhin hätte die Moderatorin die beiden Betroffenen sehr massiv gemaßregelt und erklärt, dass müssten sie jetzt aushalten. Diese hätten sich aufgrund der Massivität der Vorhaltungen ohnmächtig gefühlt und nicht mehr getraut, den Raum zu verlassen.
    Einer der beiden Betroffenen musste sich in Folge der Belastungen des Aufarbeitungsprozesses über einen längeren Zeitraum in stationäre Behandlung begeben. Der zweite und eine weitere Betroffene gaben von sich aus die weitere Mitarbeit in der Auftraggebergruppe auf.

    • Sowohl auf der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des „Aufklärungsberichtes“ von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger als auch in der Stellungnahme der beiden „Aufklärer*innen“ zur Kritik von Ursula Enders wird der Eindruck vermittelt, dass der Aufarbeitungsprozess von einer Auftraggebergruppe begleitet worden sei, in der die Betroffenen die Mehrheit gehabt hätten. Allerdings wurde es versäumt, darzustellen, dass diese Mehrheit zwar zu Beginn der Auftraggebergruppe bestand, jedoch nicht mehr im späteren Verlauf.
    Drei Betroffene nahmen aufgrund der für sie von ihnen selbst als extrem belastend beschriebenen Umgangsweisen in der Auftraggebergruppe an dieser nicht mehr Teil. Zwei weiteren wurde – so ihre Angaben – die weitere Mitarbeit in der Auftraggebergruppe von den Moderator*innen untersagt.

    *Die fehlende Transparenz über die veränderten Machtverhältnisse innerhalb der Auftraggebergruppe8 gegenüber der Öffentlichkeit *erlebten mehrere Betroffene* nach eigenen Angaben *als erneuten „Verrat“*: Das Bemühen um den Ruf der Institution bzw. der Fachkräfte des Aufarbeitungsprozesses habe im Vordergrund gestanden, das Wohl von Betroffenen sei missachtet, „verraten“ worden.

    • Es ist richtig, dass Ursula Enders sowohl Prof. Dr. Hafeneger als auch Dr. Baums-Stammberger ein positives Feedback zum Verlauf der Anhörung von Detlev Zander als auch zur Gesprächsatmosphäre bei einem weiteren Treffen gab. Während und nach der Anhörung hatten beide „Aufklärer*innen“ wiederholt ihre Wertschätzung für Detlev Zander ausgedrückt und in Kenntnis der Akten als auch der mit anderen Betroffenen zuvor geführten Interviews zahlreiche seiner Detailangaben bestätigt. Dr. Baums-Stammberger betonte zum Beispiel, dass für sie das Interview mit Herrn Zander der Durchbruch der Aufklärungsarbeit gewesen sei. Prof. Dr. Hafeneger hob wiederholt hervor, wie präzise Detailangaben von Herrn Zander seien, die der Erziehungswissenschaftler aufgrund seiner Aktenkenntnis bestätigen konnte.
    Durch ihre Rückmeldungen vermittelten Hafeneger und Baums-Stammberger Detlev Zander den Eindruck, dass ihm endlich geglaubt würde. Der Betroffene erlebte es als sehr erleichternd, dass seine Erinnerungen bestätigt wurden. Dementsprechend gab Ursula Enders den beiden „Aufklärer*innen“ zunächst das Feedback, sie hätten bezogen auf Detlev Zander einen guten Job gemacht. Allerdings übte sie – in persönlichen Gesprächen und in einer ausführlichen Mail an Dr. Baums-Stammberger – zugleich eine differenzierte Kritik zu unterschiedlichen Aspekten des Aufarbeitungsprozesses. Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger geben an, ihnen lägen umfangreiche Mails von Ursula Enders vor, in denen diese ihren – z. T. mit Lobeshymnen verbundenen – Respekt über die Arbeit der Aufklärer zum Ausdruck bringe. Nicht nur, dass Ursula Enders nur vereinzelt Mailkontakte mit den „Aufklärer*innen“ hatte, ganz offensichtlich haben diese auch die sehr klar formulierte schriftliche als auch mündliche Kritik von Ursula Enders am Aufklärungsprozess ausgeblendet.

    • Sowohl Prof. Dr. Hafeneger als auch Dr. Baums-Stammberger informierten Herrn Zander auf Nachfrage vor Zeugen darüber, dass niemand vor der Pressekonferenz am 07.07.2018 den Bericht zur Einsicht bekäme – somit auch nicht Herr Zander. Beide „Aufklärer*innen“ bestätigten dies unabhängig voneinander nochmals schriftlich per Mail.
    Detlev Zander ging folglich davon aus, dass alle Anwesenden auf der Pressekonferenz uninformiert seien. Knapp zwei Wochen vor der Pressekonferenz erfuhr Herr Zander über die Presse, dass die Brüdergemeinde kund tue, dass sie vor der Pressekonferenz den „Aufklärungsbericht“ zur Einsicht bekomme. Trotz dieser Irritation vertraute Herr Zander weiterhin den beiden „Aufklärer*innen“, um später feststellen zu müssen, dass die diesbezüglichen schriftlichen Angaben von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger nicht korrekt waren. Dr. Baums-Stammberger hatte zum Beispiel in Anwesenheit von Ursula Enders dargestellt, dass sie den Druck des „Aufklärungsberichtes“ in Auftrag gegeben und sichergestellt habe, dass dieser erst am Vormittag der Pressekonferenz angeliefert würde. Auf der Pressekonferenz wurde dann jedoch deutlich, dass Herr Zander der einzige Redner war, der den Bericht nicht kannte und folglich keine faire Chance hatte, sich auf die Pressekonferenz inhaltlich vorzubereiten.

    • Sonderbar war zudem, dass insbesondere Prof. Dr. Hafeneger vor der Pressekonferenz auf Herrn Zander in der Hinsicht intensiv einzuwirken versuchte, dieser solle im Sinne seines eigenen Verarbeitungsprozesses den Bericht als persönlichen Erfolg darstellen. Das Anliegen sei, dass „sie alle eine gute Pressekonferenz“ hätten. In diesem Zusammenhang betonte Prof. Dr. Hafeneger u.a., ein solcher positiver Verarbeitungsschritt für Herrn Zander sei ihm ein persönliches Anliegen, da er selber nicht nur Erziehungswissenschaftler, sondern auch Psychologe sei. In dem Glauben, der Bericht würde seine Aussagen über erlebte (sexualisierte) Gewalt in den Kinderheimen der ev. Brüdergemeinde Korntal bestätigen, gab Herr Zander auf der Pressekonferenz eine positive Stellungnahme zur Vorlage des Berichtes. Diese Stellungnahme entsprach weitgehend den Empfehlungen Prof. Dr. Hafenegers. Detlev Zander wurde erst durch die Empörung einer Journalistin aufmerksam, die in dem Bericht pseudoanonymisierte Zitate 3 als Aussagen von Herrn Zander erkannt hatte und sich im Anschluss an die Pressekonferenz darüber beschwerte, der Betroffene würde in dem Bericht quasi als „unglaubwürdig/Lügner“ dargestellt. Die Lektüre des Berichtes im Anschluss an die Pressekonferenz löste bei Herrn Zander das Gefühl aus, von Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger zutiefst getäuscht und somit – vergleichbar mit den Erfahrungen in der Kindheit – erneut verraten worden zu sein. Dem Betroffenen drängte sich die Frage auf, ob Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger ihn etwa instrumentalisiert haben könnten, um für sich selbst „eine positive Pressekonferenz“ zu erleben – ohne kritische Rückmeldungen, die Herr Zander sicherlich gegeben hätte, wenn er vor der Pressekonferenz den „Aufklärungsbericht“ gekannt hätte.

    • Die Lektüre der bizarren Argumentation bzgl. der angeblich fehlenden Plausibilität seiner wesentlichen Angaben über Missbrauchserfahrungen zum Beispiel durch den Pfarrer und einem großzügigen Spender der ev. Brüdergemeinde Korntal4 war für Herrn Zander ein extrem schockierendes Erlebnis. Dabei setzte der Betroffene sich immer wieder mit quälenden Selbstzweifeln auseinander: Wieso war er Prof. Dr. Hafeneger und Dr. Baums-Stammberger nicht mit gesundem Misstrauen begegnet und hatte ihnen vertraut? Zurück blieb insbesondere die Frage, welche Verhaltensweisen der beiden „Aufklärer*innen“ die Wahrnehmung des Betroffenen vernebelt hatten. Auch war es für Zander nicht nachvollziehbar, wie die beiden „Aufklärer*innen“ ihr Verhalten vor sich selbst verantworten konnten. Während Detlev Zander Absatz für Absatz des 400-Seiten „Aufklärungsberichtes“ durcharbeitete – ein Horrortrip –, erhielt er eine erste Antwort auf seine Fragen in Form einer Mail von Dr. Baums-Stammberger. Darin kündigte die Aufklärerin „locker-flockig“ an, dass sie Detlev Zander doch einen Glücksbringer aus ihrem Urlaub in Afrika mitbringen wolle und erkundigte sich, wie dieser aussehen solle. Detlev Zander reagierte auf die Mail mit Fassungslosigkeit: Diese für ihn unvorstellbare Ignoranz des durch die Veröffentlichung der bizarren Überprüfung der Plausibilität seiner Aussagen ausgelösten Leids erlebte er als erneuten Verrat. Eine Informationsveranstaltung für Betroffene unmittelbar nach Veröffentlichung eines „Aufklärungs-/Aufarbeitungsberichtes“ gehört zum fachlichen Mindeststandard in Aufarbeitungsprozessen. Leider wurde auch dieser sowohl von der Brüdergemeinde, den Moderator*innen der Auftraggebergruppe und den „Aufklärer*innen“ missachtet. Die Betroffenen wurden allerdings schriftlich von Dr. Baums-Stammberger darüber informiert, dass der „Aufklärungsbericht“ zum Download im Netz stehe. Leider müssten sie sich noch gedulden, ehe sie dessen schriftliche Fassung einige Wochen später – erst nach dem Urlaub der Aufklärerin – von ihr erhalten könnten. Dies verwundert umso mehr, als die ev. Brüdergemeinde Korntal eine Projektassistentin hat, die sicherlich die Versandarbeiten hätte erledigen können. Für ein Treffen mit Gelegenheit zum Austausch über den „Aufklärungsbericht“ lud Dr. BaumsStammberger nicht zu einem zeitnahen Termin, sondern erst zum 30. September 2018 – fast drei Monate nach der Pressekonferenz – ein. Detlev Zander, der den Missbrauchsskandal in Korntal öffentlich gemacht hat, erhielt bis heute – fünf Wochen nach der Veröffentlichung des „Aufklärungsberichtes“ – noch keine Einladung zu diesem Treffen.

    –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

    1 https://www.nordkirche.de/fileadmin/user_upload/Synodenportal/Dokumente_2017/synode-201709-anlage-zuTOP_2.2-abschlussbericht-evaluation-unterstuetzungsleistungsverfahren.pdf

    2 Die Nordkirche hat zu diesem Zwecke zum Beispiel ein Lotsenprogramm entwickelt, dass im Rahmen der Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf evaluiert wurde.

    3 Herr Zander wurde inzwischen von zig Personen auf die ihm im Rahmen der Pseudoanonymisierung zugeteilte Kennziffer angesprochen. Es waren somit die Verfasser*innen des Aufklärungsberichtes, die ihn de facto öffentlich outeten – und nicht – wie von Hafeneger und Baums-Stammberger fälschlicherweise dargestellt – Ursula Enders.

    4 siehe Enders (2018). Doppelter Verrat. http://www.zartbitter.de

    ENDE DES ZITATS DIESER 7-SEITIGEN ERGÄNZENDEN STELLUNGNAHME.
    .

  20. […] , hier im Blog aufgegriffen am 21. Juli 2018 https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/07/21/korntal-ein-system-der-gewalt/ Dort auch zahlreiche […]

  21. Ludwig Pätzold said, on 4. August 2018 at 14:34

    Frau Enders bemängelt zu Recht, die fehlende Fachlichkeit der Aufklärerin Frau Dr. Baums-Stammberger zur Prüfung der Aussagen des Herrn Zander zum sexuellen Missbrauchs durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz auf Plausibilität. Maßgebend für eine Plausibilitätsprüfung sind die Grundsätze, die Prof. Dr. Heinz L. Mann in seinem Werk „Die Plausibilitätsprüfung in Theorie und Praxis,“ Köln 2015, festgelegt hat. Legt man die von ihm entwickelte Formel zugrunde, dann ergibt sich ein Plausibilitätsquotient von 95.

    • Andre Voigt said, on 4. August 2018 at 16:33

      Das Werk „Die Plausibilitätsprüfung in Theorie und Praxis“ ist nicht zu finden.
      Google liefert keine entsprechenden Ergebnisse.
      Die Deutsche Nationalbibliothek liefert keine entsprechenden Ergebnisse.
      Zumindests an der Uni Köln lässt sich der „Prof“ nicht finden.

      Soll das ein schlechter Witz sein?

  22. Ludwig Pätzold said, on 4. August 2018 at 20:56

    Wenn es keinen Prof. und keine Standards für die Plausibilitätsprüfung gibt, woher hat Frau Enders die Kompetenz, Frau Dr. Baums-Stammberger die „Fachlichkeit zur Plausibilitätsprüfung“ abzusprechen? Sie tut es auch in vielen anderen Bereichen.
    Das ist unseriös. Sie baut darauf, dass der unbefangene Leser von der pseudowissenschaftlichen Begründung beeindruckt ist und ihr alles glaubt.
    Es geht nicht um die verletzte Eitelkeit einer selbst ernannten Traumatherapeutin, es geht um die Menschen, ihr Schicksal im Heim und die Folgen im späteren Leben.
    Reden wir über den Inhalt der Dokumentation.

    • Martin MITCHELL said, on 5. August 2018 at 01:36

      .
      Noch einmal hochgeholt aus einem diesbezüglichen zutreffenden und relevanten Medienbericht, diese drei kurzen Auszüge:

      »[Ursula] Enders hatte ihre Kritik anlässlich einer Veranstaltung der [sechsköpfigen] Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs [am 27.06.2018 in Berlin] publik gemacht. Vertreter der Kirchen, der Wissenschaft und Betroffene hatten sich in Anwesenheit des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, mit dem Thema „Kirchen und ihre Verantwortung zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ befasst. Sowohl Vertreter der Brüdergemeinde als auch ehemalige Heimkinder hatten dort das Gespräch mit Rörig gesucht. Sein Fazit: „Auch wenn ein umfassender Bericht zu den sexuellen Gewalttaten erstellt ist und Anerkennungszahlungen an Betroffene geleistet werden, heißt das noch lange nicht, dass Aufarbeitung auch gelungen ist.“ Aufarbeitung in Kirchen und anderen Institutionen sei eine „schwierige und äußerst schmerzhafte Aufgabe, wie sich bisher in fast allen Aufarbeitungsvorhaben gezeigt hat, auch dem der Brüdergemeinde Korntal“.«

      »Die Kommission wird von der Professorin Sabine Andresen geleitet. „Ein großer Kritikpunkt der Kommission am Aufarbeitungsprozess in Korntal – und allen anderen – ist, dass die Kirche ihn nicht von sich aus angestoßen hat. Sie hat nur so viel getan, wie sie – auf Druck von Betroffenen und der Öffentlichkeit – tun musste“, sagt sie.«

      »Die aus sechs Personen bestehende Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs untersucht bundesweit derartige Kriminalfälle. Unter Leitung der Professorin Sabine Andresen sollen Ausmaß, Art und Folgen sexueller Gewalt aufgezeigt werden. Die Kommission will damit nach eigenen Worten „eine breite politische und gesellschaftliche Debatte zu einem Thema anstoßen, das noch immer tabuisiert wird“.«

      QUELLE: STUTTGARTER NACHRICHTEN (2. Juli 2018, um 17:50 Uhr) https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.missbrauchsskandal-bei-der-bruedergemeinde-berlin-diskutiert-ueber-korntal.aa812241-8f66-4fa1-8793-9451806ff8d0.htm
      .

      • Ludwig Pätzold said, on 9. August 2018 at 11:30

        Martin Mitchell.
        Ich habe den Zeitungsbericht über die Präsentation der Kritik von Frau Enders auf einer Veranstaltung des Bundesbeauftragten Röhrig gelesen und bei Herrn Röhrig angefragt, wer den Teilnehmern die Dokumentation vorgestellt und auf die Ausführungen von Frau Enders erwidert hat. Ich habe keine Antwort erhalten. Die wäre auch peinlich für den Bundesbeauftragten und Frau Prof. Andresen.. Keiner der Teilnehmer, auch nicht der Bundesbeauftragte, haben die Dokumentation gelesen. Das ist wohl das Wissenschaftsverständnis von Frau Enders: Man muss die Kritik heraushauen, bevor die Adressaten die Dokumentation gelesen haben.
        Das Zitat von Frau Prof. Andresen spricht Bände: „Ein großer Kritikpunkt der Kommission am Aufarbeitungsprozess in Korntal – und allen anderen – ist, dass die Kirche ihn nicht von sich aus angestoßen hat. Sie hat nur so viel getan, wie sie – auf Druck von Betroffenen und der Öffentlichkeit – tun musste“. Hätten die Mitglieder der Kommission die Dokumentation gelesen, könnten sie beurteilen, ob das Ergebnis gut ist. Nur darauf kommt es an!

    • Andre Voigt said, on 5. August 2018 at 11:50

      Sehr geehrter Herr Pätzold,

      ich finde das unglaublich.
      1.) Ich bin eben durch den Korntaler Aufklärungsbericht und Frau Enders Kritik geflogen und habe in keinem der beiden weder etwas von einem Buch „Die Plausibilitätsprüfung in Theorie und Praxis“ (Prof. Dr. Heinz L. Mann, Köln 2015) noch von einer „Plausibilitätsquotient von 95“ bzgl. irgendeinem Sachverhalt gelesen.
      WO haben Sie diesen Quatsch her???
      2.) Verstehe ich das richtig? Ich schreibe Sie in dem obigen Post explizit wegen des von Ihnen angegebenen ominösen Buchs an und Sie weichen mit „Da, die Andere.“ aus, ohne auch nur ansatzweise auf meine Bedenken zu Ihren fragwürdigen Informationen einzugehen?

      Wenn Sie wirklich ein Anwalt sind, finde ich das leider nur bedenklich.

      mfg Voigt

      • Ludwig Pätzold said, on 9. August 2018 at 11:31

        Der Professor und die Formel zur Berechnung eines Plausibilitätsquotienten waren eine trojanische List, die transportieren sollte, dass es so etwas nicht geben kann. Alles frei erfunden, so wie die von Frau Enders behauptete „Fachlichkeit zur Plausibilitätsprüfung“. Wir machen ständig Plausibilitätsprüfungen, wenn wir aus den Haus gehen und eine schwarze Wolke sehen, wenn der Partner erzählt, er habe Überstunden machen müssen.
        Richter prüfen die Angaben der Parteien und die Aussagen der Zeugen auf Plausibilität. Das Ergebnis ist immer subjektiv, naturgemäß gibt es immer unterschiedliche Meinungen zur Plausibilität.
        Ob ein pädophiles Netzwerk, bestehend aus den beiden Pfarrern von Korntal und Ditzingen mit einem bekannten Opfer, plausibel ist, muss jeder für sich entscheiden.
        Dabei sind sich die meisten Menschen gar nicht bewusst, nach welchen Kriterien sie die Plausibilität beurteilen. Wenn Frau Dr. Baums-Stammberger die Anhaltspunkte auflistet, die sie bei der Plausibilitätsprüfung berücksichtigt, dann sind dies keine harten Kriterien, wie manche Kritiker behaupten. So wird beklagt, dass die Beschuldigung eines Täter nur durch einen Betroffenen dazu führe, dass diese Beschuldigung als nicht plausibel eingestuft wird. In der Dokumentation steht es aber anders: „So werden 30 Täter*innen von je einem Betroffenen … genannt“.

      • dierkschaefer said, on 9. August 2018 at 11:55

        Lütt matten, de Has´,
        de maak sick een Spaß
        un lässt ’nen trojaner
        traben durchs netz
        na so was!

  23. dierkschaefer said, on 5. August 2018 at 19:15

    Zurzeit komme ich nicht dazu, den Aufklärungsbericht zu lesen. Doch ein „Entlastungsargument“ erscheint mir doch ausgesprochen naiv-herzig:
    »Zudem widerspreche so ein Verhalten der Intervention des Pfarrers [Grünzweig] in der Gemeindeverwaltung. Als er von den sexuellen Übergriffen des Hausmeisters hörte, habe er sich „für eine scharfe Reaktion ausgesprochen, weil es vor allem um den Schutz der anvertrauten Kinder ginge“. Ein pädophiles Netzwerk, in dem der Pfarrer als auch ein Hausmeister verstrickt gewesen sein sollen, habe es nicht gegeben. „Das ist ausgeschlossen“, sagen die Aufklärer. Andernfalls, so Baums-Stammberger, hätte der Pfarrer doch nicht auf den Schutz der ihm anvertrauten Kinder verwiesen.“« [Quelle: http://www.leonberger-kreiszeitung.de/inhalt.missbrauchsskandal-bei-korntaler-bruedergemeinde-aufklaerer-entlasten-pfarrer-gruenzweig.815d47a1-7091-4f06-a302-66809a2dc863.html ]
    Wenn die Plausibilität von entlastenden Aussagen so begründet wird, haben die „Aufklärer“ keine Ahnung von investigativen Ermittlungen. Ob Grünzweig pädophile Neigungen hatte, denen er nachgegangen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber hätte er, dann dienten die hier aufgeführten Gegengründe nur zur Ablenkung von den Vorwürfen. Selbstverständlich hatte es ihm um den Schutz der ihm anvertrauten Kinder zu gehen – was hätte er sonst sagen sollen? Selbstverständlich musste er harte Maßnahmen gegen den ertappten Hausmeister fordern. Andernfalls hätte er sich selber verdächtig gemacht. Schließlich waren die Maßnahmen dann doch nicht so hart, was ich nicht als Verdachtsgrund behaupten will.
    Aber wer so aufklärt, wie die „Aufklärer“, ist naiv oder aber Partei.

    • Erika Tkocz said, on 5. August 2018 at 21:14

      Ja Herr Schäfer, naiv, parteilich oder selbstüberschätzend, wie auch immer sehr schräg auf jeden Fall.

      So auch folgendes:
      Seite 241: bezieht sich darauf, dass es offensichtlich zur Plausibilität gehört, dass andere Heimkinder nie etwas bemerkt haben,

      „Ich war mit [085] befreundet, er war in der gleichen Klasse wie meine Schwester. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, ich glaube, er war in mich verliebt damals. Für mich war er wie ein großer Bruder. Er hat auch. […] Ich hätte gedacht, dass ich so einen guten Draht zu ihm habe, dass er etwas hätte sagen können. Er wirkte auch nie verstört.“

      Seite: 244
      Hinzukommt, dass sich z.B. die Schilderungen des Betr. 082, er sei im Alter von ca.
      6-9 Jahren monatlich zwei- dreimal vom Hausmeister missbraucht worden, etwa
      mit der Angabe des Betr. Nr. 106 (m, 1970-1975) nicht in Einklang bringen lässt:
      „Ich kannte 082 sehr gut. Er war für uns ein Vorbild. Er war immer so locker und munter. Da merkte man gar nichts“.

      Aha so sieht also Plausibilität aus und nun werde ich einmal etwas ironisch: die Kinder als Experten die natürlich so was wie sexualisierte Gewalt anderer Kinder sofort bemerkt hätten und es kann ja nicht sein, dass ein Kind nicht verstört wirkt, locker und munter sei und sie hätten doch was merken müssen.

      Da tun sich Abgründe auf, Kinder als Experten für Verhalten, die „Aufklärerin“ hat offensichtlich noch nie mitbekommen, dass selbst Eltern nichts bemerken, wenn ihren Kindern etwas angetan wird, siehe Odenwaldschule und man ja auch weiß, dass die Kinder trotzdem „funktionierten“, manche noch Jahrzehnte danach. Die Plausibilitätsprüfung wird mir ein Rätsel bleiben , aber ich möchte mich gar nicht mit den eigenartigen Methoden beschäftigen, weil diese immer und grundsätzlich hinterfragt werden können, weil diese Herangehensweise aus der wissenschaftlichen Betrachtung unendlich wird, ja sehr naiv.

      Was ich aber nicht verstehe, dass man nicht schon im Vorfeld darüber nachgedacht hat, wie man genau das was jetzt kommt, die Kritiken insbesondere an die Befragung der Ehemaligen hätte verhindern können. Es kann doch nicht sein, dass aufgrund dieser doch sehr eigenartigen Plausibiltätsprüfung der bittere Beigeschmack (Hinweis auf Unglaubwürdigkeit) bleibt für einige Ehemalige. Wieso hat man nicht im Vorfeld darüber nachgedacht wie man so etwas vermeidet und bei „Unklarheit“ andere Experten dazu gezogen. Ich denke da beispielsweise an Traumatherapeuten, die eine völlig andere Herangehensweise haben und sich ein Gespräch auch nicht auf wenige Stunden beschränkt und man aber dadurch viel mehr von einem Ehemaligen versteht, die Art des Traumas, die Art der Wahrnehmung, die Art mit Schmerzen umzugehen, die Art Gefühle zu zeigen oder nicht und vieles mehr. Ein Gesamtbild gäbe da viel mehr Aufschluss und sicherlich waren es nicht die Mehrheit der Befragten wo es unklar blieb, aber es hätte für jeden Einzelnen eine Möglichkeit gegeben, professioneller mit der Thematik umzugehen, damit nicht das passiert was nun passiert ist und zum Schutze jener Ehemaligen, die nun erfahren werden oder es schon wissen, wie ihre Aussage bewertet wird. Hier trägt man eine besondere Verantwortung nicht der Gruppe der Ehemaligen gegenüber, sondern dem Individuum, Kollektiv war gestern jetzt im Hier und Heute zählt das nicht mehr.

      • dierkschaefer said, on 6. August 2018 at 09:23

        danke für ihren kommentar, liebe frau tocz,
        sie haben mir damit viel arbeit abgenommen. so muss ich den bericht vielleicht doch nicht noch lesen.
        zu den merkwürdigen plausibilitätsvorstellungen der verfasser kommt ja noch das unauffindbare buch, nach dem viele, auch ich, vergeblich gesucht haben, das aber doch eine exakte feststellung der plausibilität der aussagen behauptet.
        doch was soll man von korntal anderes erwarten als: sancta simplizitas.

  24. Erika Tkocz said, on 6. August 2018 at 19:37

    Die Korntal Studie
    Eine Zusammenfassung und Interpretation von Erika Tkocz

    Teil I: Erste Eindrücke bis Seite 66

    Diese Studie will aufklären über die Heime der Brüdergemeinde in Korntal und Wilhelmsdorf, über die Heimwirklichkeit und akzentuiert hier schon anfänglich, dass es da um das Aufwachsen von Kindern und den komplexen und unterschiedlichen Gewaltformen geht. Also hat den Anspruch die negative Heimrealität anhand von Archivmaterial und Interviews/Gespräche sowohl mit ehemaligen Mitarbeitern und ehemaligen Heimkindern.

    Im ersten Teil soll der Blick auf die Heime als Risikoraum gerichtet werden mit der Fragestellung:
    Institutionelle Ursachen
    Strukturen die Gewalt ermöglichten
    Und hier soll mithilfe eines „akribischen Aktenstudiums“ und der Interviews mit ehemalige Mitarbeiter eine Bewertung vorgenommen werden.

    Also zunächst geht es erst einmal eine Betrachtung aus der Perspektive von den Mitarbeitern zu lesen und man sollte schon sehr geduldig sein, weil man sich anfänglich zunächst erst einmal den historischen Blick und die Entwicklungsgeschichte der Entstehung dieser Heime in Korntal lesen muss, was wohl eher für einen Historiker interessant ist und sich im Zeitraum Ende des 19. Jahrhunderts bewegt. Es ist der allgemeine übliche Teil von fast allen Studien und hier halt die Geschichte der Brudergemeinde, Motive für die Gründung die selbstverständlich religiös waren und wie letztlich als ein Gemeindemodell des Pietismus in Württemberg seinen Einzug hielt.

    Die Definition oder auch die Grundbasis der Heimerziehung kam aus der Rettungshausbewegung und hier war ja der bekannteste Vertreter J.H. Wichern.

    Die Vorstellung von Erziehung-ja auch nicht neu:
    Seite 32 als Fussnote:
    „ In den Erziehungsvorstellungen der evangelischen Heimerziehung („Zwangserziehung“) zeigte sich insgesamt das pietistische Denken in der Tradition von „strafender, hausväterlicher Liebe“, wie es Wichern begründet hat; danach konnte „aus liebender Sorge“ auf „Strafe nicht verzichtet werden“. Zum erzieherischen Klima und zu den körperlichen Strafen in den Rettungshäusern resümiert Bing-von Häfen (2017): „Auf jede Abweichung von der Norm, jeden Ausbruch aus dem strengen Korsett des Tagesablaufs, jeden Widerspruch gegen die Anordnungen der Hausleitungen folgte zumeist unnachsichtige Strafe“ (S. 22).
    (Ende 19. Jahrhundert (1892)

    Drei Aspekte waren hier die Grundlage der Heimerziehung (auch nicht neu)

    1. Die Sicht der Mitarbeiter über ihren Arbeitsauftrag:
    Seite 31:

    „Sie sprechen wiederholt von der schwierigen Aufgabe, die vielen Kinder „zu erziehen und zu unterrichten, zu pflegen und zu beaufsichtigen“, dann von einem „Dienst“, den alle „nicht nur des Lohnes, sondern vor allem um des Herrn willen verrichten“.

    2. Der Blick auf die Kinder:

    Seite 32: Zitat
    So hieß es in der zeitbezogenen Diktion: die „entartete“, „sittlich verdorbene“, „verwahrloste, verderbte und zuchtlose Jugend“ (Jahresbrief 1898,
    …“ die „verwahrlosten und elternlosen“ Kinder, die aus „schwierigen Verhältnissen“, „grauenhaften Zuständen in Familien“ kommen (ebd., S.5); „den Geboten Gottes gegenüber ungehorsamen Eltern“; die „angeborene Verderbnis“ und die „sündlichen Gewohnheiten“ der Kinder, die aber nicht verloren gehen dürften und die (bzw. deren Seele) gerettet werden müssten.
    ……. So heißt es 1891 z. B., dass die Wirkung von „Gottes Wort“ sich in „Gehorsam, Treue, Fleiß und wahrer Gottesfurcht“ äußern sollte.
    Es war die Rede von der „erziehenden und züchtigenden Hand Gottes“ (1892, S.5) und in Anlehnung an ein Apostelzitat wird erzieherisch geraten: „Ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn“ und man muss ihnen „Zaum und Gebiß anlegen“…….Zitat Ende

    Eine moralisierende, stigmatisierende Beschreibung und immer und grundsätzlich defizitär. Letzteres wichtig, weil hier nicht darauf geschaut wurde, ob und was Kinder an Fähigkeiten mit sich bringen und ein mögliches Ziel doch auch wäre Fähigkeiten, Begabungen zu fördern. Vielmehr war ein (Vor).-Urteil gefällt und diese Sicht bestimmt dann auch ableitend die „pädagogischen Maßnahmen“.

    3. Der wirtschaftliche Aspekt
    Die Heime waren Selbstversorger und der Tagessatz für ein Kind lag bei 1,70 DM und sicherlich konnte man davon keine großen Sprünge machen, rechtfertigt aber auch nicht die Arbeit der Kinder, denn die waren schon vorab im pädagogischen Konzept eine Grundlage.

    So viel erst einmal zu dem kirchlich-institutionelle Rahmen und dieser blieb auch in der Denk und Erziehungstradition weiter bestehen. Auch wenn die späteren Kriegsjahre, die Nazizeit noch andere Aspekte aufzeigen, sind sie nicht wirklich interessant für die Heimerziehung und so können wir diese Jahre überspringen und auch die Jahre von 1945 bis 1949 werden auch nicht unter einem konkreten Heimalltag beschrieben.

    Allerdings sieht es wohl der Aufklärer anders Seite 46/47/48:

    Erst auf der Seite 47 wir zum ersten Male konkret die Bedingungen der Heimkinder beschrieben:

    „Es gab wenig Matratzen und geschlafen wurde in größeren Schlafsälen mit Doppelstockbetten“; und „nicht nur die Bettnässer haben auf Strohsäcken geschlafen“.
    Die Heimkinder mußten im Stall helfen und „auf den Feldern arbeiten“. Dort wurden Kartoffeln und Steckrüben geerntet, mussten sie „Kartoffelkäfer lesen“ und „manchmal barfuß“ Ährenlesen sowie „Feldmäuse fangen“. „Manchmal wurden sie auch von einem Münchinger Bauer zum Ährenlesen angefordert“ – hier blieb „das tolle Essen zum Abschluß in bester Erinnerung. Gegessen wurde aus Blechtellern“.

    weiter Seite 48

    „Der Gottesdienst wurde mittwochs und sonntags besucht. „Man marschierte in 4er-Reihen hoch und hatte seinen festen Platz im Saal“. (…). „Während der Andacht mussten die Kinder vor ihrem Platz stehen. Der Hausvater begleitete die Lieder auf dem Harmonium“ und „las anschließend die Losung“. Erinnert wird auch an Strafen, so „hatte der Hausvater einen gefürchteten Gummischlauch mit Stahleinlage in der Kitteltasche. Schläge hinterließen lange Zeit ihre Striemenspuren auf dem Rücken“. (L6 – 17).

    Drei Heime in Korntal und Wilhelmsdorf:
    Seite 51:
    „Das Kleine Kinderheim (hier) nimmt Kinder im Alter von 1 Jahr bis zum schulpflichtigen Alter auf. In besonderen Fällen auch kleinere Kinder, etwa dann, wenn Geschwister nicht auseinandergerissen werden sollen. Das Heim wird von Grossheppacher Schwestern betreut, die Leiterin ist Emilie Schlecht.
    In unserer Zweiganstalt Wilhelmsdorf gen. Kinderheim Wilhelmsdorf sind Kinder vom 1. bis 4. Schuljahr untergebracht. Der Leiter ist Hausvater und Lehrer Hans Erhardt.

    Im Grossen Kinderheim (hier) werden Kinder vom 5. bis 8. Schuljahr aufgenommen. Der Leiter dieser Anstalt ist Hausvater und Lehrer Erhard Knecht.
    Die beiden letzteren Anstalten haben landwirtschaftliche Betriebe. Die Kinder dürfen entsprechend ihres Alters mithelfen.
    Wir haben Kinder, die uns von Fürsorgeämtern und Wohlfahrtsämtern zugewiesen werden, aber auch Kinder aus privater Hand. Das Kostgeld beträgt für Erstere pro Tag 1.85 DM (und einem Bettnässerzuschlag, d. V.), für Privatkinder 2.00 DM. Kleider und Wäsche sind soweit vorhanden mitzugeben, Betten nicht…..

    Zur Struktur der Heime Schaubild Seite 52 kann man sich selber anschauen, trägt nun wirklich nicht zur Erhellung der Heimerziehung bei, also geht es weiter auf Seite 55

    Fortsetzung folgt

  25. Erika Tkocz said, on 6. August 2018 at 19:43

    Fortsetzung zu Teil 1
    7 Institutionelle Entwicklung
    Also hier wird erst mal lang und breit beschrieben, wer wo in welchem Hause Leitung war und so machen wir dann einmal weiter unter Punkt 7.2, in der Hoffnung endlich einmal etwas Wichtiges zu erfahren.

    7.2 Ausgewählte Daten und Zahlen Seite 57

    Nun hier wird aufgeführt, dass sowohl in der Nachkriegszeit als auch in den 50igern die Heime überbelegt waren und es gab auch unterschiedliche Gründe für eine Heimeinweisung.

    Seite 58:
    „Neben Kindern, die in Gefahr sind der Verwahrlosung anheimzufallen, haben wir auch viele Kinder, die aus Mangel an Wohnraum nicht zuhause sein können, oder wo der Vater fehlt (Kinder von Kriegerwitwen, die berufstätig sein müssen, um ihr täglich Brot zu verdienen). Kinder aus zerbrochenen Ehen. Ihnen dürfen wir eine Heimat bieten und sie mit Gottes Hilfe zu rechten Menschen erziehen. (…). Unsere Häuser sind alle voll belegt und es schmerzt uns sehr, wenn wir so oft, fast täglich Bitten um Aufnahme ablehnen müssen.“ (L6 – 98).

    Dann wird wieder länger beschrieben wie viele Kinder in welchen Häusern und an einer Stelle finde ich dann auch die Anzahl von Kindern im Verhältnis zu den Mitarbeitern.
    Seite 58
    „ Im Jahr 1963 sind es mit Säuglingsabteilung unter der Betreuung von Schwestern des Diakonissenhauses in Aidlingen 87 Kinder vom Säuglings alter bis zum 6. Lebensjahr; für die Betreuung der Gruppe mit 16 Säuglingen waren 2 Kinderkrankenschwestern und eine Helferin eingesetzt“
    Wenn man dann schon so eine Aufzählung macht, sollte doch auch für alles Gruppen nicht nur die Gruppengröße sondern die Anzahl der Mitarbeiter angegeben werden!
    Allerdings ist es sowieso schwierig da in irgendeiner Weise etwas Sinnvolles herauszuziehen, weil die Angaben in den Zeiträumen erheblich schwanken, so beispielsweise Angaben aus dem Jahre 1976 und 1989. Es geht kreuz und quer, so dass es unmöglich ist hier auch einmal einen Blick darauf zu
    werfen, wie sich die Gruppengröße und die Mitarbeiteranzahl verhält und ob es in den Jahren von den 50igern bis in den 80igern etwas verändert hat, in dem Chaos nicht wirklich zu ermitteln.
    Dann ja auch nichts Neues dass die Pflegegelder zur Kostendeckung nicht ausreichen.
    Es bleibt weiter sprunghaft der Zeiten was denn wann dort eingeführt wird, beispielsweise heilpädagogische Reiten (1958), 1960 beginnt der Aufbau des Ferienlagers in Wilhelmsdorf usw.

    Jetzt wird es tatsächlich einmal interessant:

    Seite 62 Hier bekommen wir einen kleinen Überblick, was für Zustände in Korntal waren, denn die Ordensschwestern im Säuglings-und Kinderheim hatten wohl die dortigen Zustände als unerträglich empfunden, was aus folgendem Briefwechsel hervorging:

    Die vorgesehene Nachfolgerin in der Heimleitung ab 1959, Schwester Anne Broß, hat in den Jahren 1958 und 1959 mehrere Briefe an die Diakonisse und Schwester Oberin, Elisabeth Ackermann, geschrieben und ihr am 26.1.1959 mitgeteilt:

    „Die ganze Zeit, seit wir in Korntal waren, gewann ich immer mehr die Überzeugung, daß ich zu Korntal „nein“ sagen muß. (…). Ich darf nicht gegen mein Gewissen handeln. Aus meiner 6 Jahren Erfahrungszeit im Heim und nun 10 Jahren im Kindergarten um das normale Kind, habe ich nur ein völliges nein zu der Führung unserer Heime. Wir können nicht Kindergartensystem zur Heimregel machen(…) eine Gruppe von 24 Kindern im Kinderheim von 1 ¾ bis zu 3 Jahren. (…). Herrn Schlichtenmayer (Verwaltungsdirektor, im Verwaltungsrat der Kinderheime Korntal und Wilhelmsdorf e. V., d. V.) sagte ich: wenn ein christliches Heim nichts weiter will als nur den Leib versorgen, dann sollen sie die Finger davon lassen – das kann die Welt besser. Wir tun Ewigsarbeit.“ (Archiv des Diakonissenhauses Großheppach, o. Sig.).

    So scheinen die Großheppacher Schwesternschaft, die die Arbeit in Korntal aufkündigten so etwas wie Anstand und ein Gewissen gehabt zu haben und das sollte an dieser Stelle auch einmal lobend erwähnt werden und man bekommt eine ungefähre Ahnung, dass es dort sicherlich ständige Auseinandersetzungen gab.

    Seite 63:
    „Ihre Erkenntnis über die Schuld des bisherigen Systems der Kinderheimführung erlauben es ihr nicht, das Kinderheim in der bisherigen Art weiterzuführen. Aber sie erkennt auch, daß sowohl die Träger des Kinderheims als auch die als Mitarbeiterinnen in Frage kommenden Großheppacher Schwestern noch nicht soweit sind, daß sie mit ihr gehen und in einem Geist mit ihr die Reform des Kinderheims in Angriff nehmen könnten. (…). Sie fühlt sich nicht stark genug, gegen den Willen der Träger der Arbeit und der Mitarbeiter den ihr gewissensmäßig vorgeschriebenen neuen Weg gehen zu können. Es ist uns in der Unterredung mit Schwester Anne aufgegangen, daß sie damit recht hat und daß die Zeit noch nicht reif ist, daß wir ein Kinderheim nach dem Familienideal aufziehen. Es fehlt uns auch die praktische Erprobung. Wir können Sie und ihre Mitberater nicht zu Experiment nötigen, daß viele finanzielle Opfer fordert und von dem wir nicht wissen, ob es gelingt. (…). Wir haben als Mutterhaus in den fast 13 Jahren, in denen Frau Oberin und ich hier verantwortlich arbeiten, im Blick auf das Kinderheim Korntal ein chronisch schlechtes Gewissen gehabt. Wir können das nicht länger mit uns schleppen. Wir haben gesehen, daß trotz besten Willens der dortigen Leitung an den Seelen der Kinder und der jungen Schwestern gesündigt worden ist. Wir haben es nicht ändern können. Das beugt uns tief.“

    An dieser Stelle sei einmal erwähnt, dass es offensichtlich auch Ordensschwestern gab, die in ihrer Kritik sehr deutlich wurden und dieser scheinheilige Vorstand zu dem damals auch dieser bestimmte Pfarrer Fritz Grünzweig gehörte, sich über folgende Aussage der Diakonisse Anne Broß, „Korntal sei ein Kinder –KZ“ aufregten und diese Diakonisse begründete in einem sehr langen Brief ihre Ablehnung, die Leitung in diesem Kinder KZ zu übernehmen

    Seite 64- 67 ist das 9 seitige Schreiben von der Schwester ausführlich zitiert und es legt Zeugnis ab über ein vollkommen anderes Grundverständnis ihres Glaubens und außerdem hat sie Rückgrat bewiesen und offensichtlich eine grundsätzliche Empathie gegenüber den Kindern. Diese Diakonisse zeigt mit ihrer Kritik und Haltung, dass nichts aber auch rein gar nichts diese Heimerziehung entschuldigen kann, kein Mangel an Geld, keine immer wieder zu hörende Ausrede, wir hatten nicht genügend Mitarbeiter und auch nicht der Mangel an Wissen kann eine Ausrede für alles sein.

    Fortsetzung folgt demnächst

    Lieber Herr Schäfer ich werde die Studie ja weiter lesen und dann auch abschnittweise hier dazu etwas reinstellen. Wenn ich erst schreibe wenn ich alles zusammen habe wird das wohl sehr viel werden, also mache ich es schrittweise.
    Jetzt muss ich sowieso erst einmal pausieren und habe eine Zusammenfassung und meine Gedanken dazu bis Seite 67 geschrieben.

    • dierkschaefer said, on 7. August 2018 at 09:43

      Liebe Frau Tkocz,

      ganz herzlichen Dank für Ihre Mühe. Die Bezeichnung Kinder-KZ aus der Nahsicht des Pflegepersonals dürfte – unabhängig von den Missbrauchsvorwürfen – wohl die schärfste Kritik an dieser „frommen“ Einrichtung sein. Man sollte sehen, wie man diese Vergangenheit bei den kommenden Jubiläumsfeierlichkeiten einbringt.
      Herzliche Grüße
      ds

      • Erika Tkocz said, on 7. August 2018 at 12:32

        Ja Herr Schäfer, ein starker Ausdruck (scharfe Kritik) und wenn man auf die Abwehrhaltung des damaligen Vorstandes bleibt und sich über den Ausdruck empört, lässt man sich nicht ein, auf das was diese Diakonisse dann letztlich in ihrem späterem Brief zu den Zuständen schreibt.

        Wenn man sich auf diesen Ausdruck einlässt und annimmt, dass er ein synonym für die damalige Behandlung der Säuglinge steht, die zwar ihre Vernichtung nicht zur Absicht hatte, aber es im Endeffekt darauf hinauf lief, sollte dieser Ausdruck gestattet sein. Es sollte so viel Wissen da sein, was dieses hohe Maß an Verwahrlosung und Misshandlung für so ein kleines Wesen bedeutete, also keine „lebensfähige“ Chance zu bekommen. Was es bedeutet „lebendig begraben“ zu sein und um diesen unerträglichen Zustand nicht aushalten zu müssen, sich ständig körperlich weh tun muss, um sich lebendig zu fühlen.
        Was wäre das für eine Chance für Korntal, diese scharfe Kritik im Focus zu rücken und damit das tun, was damals der Vorstand nicht in der Lage war, anzunehmen und sich bekennen zu dieser Vergangenheit und sich nicht echauffieren über den Ausdruck, sondern zeigen dass sie „Heute“ verstanden haben, was damals diese Schwester damit gemeint hatte.

    • Erika Tkocz said, on 11. August 2018 at 14:26

      Fortsetzung Tu Teil 1 Seite 69-109

      8 Zur Lage der Kinder
      Zur Begründung eines Heimaufenthaltes fällt immer wieder der Begriff „Not“ und damit ist vor allen Dingen die die „sittliche Not“ gemeint, die ja dem christlichem Menschenbild entspricht, zumindest in der Heimerziehung und deshalb erst so Begriffe wie „Verrohung“ und „Verwahrlosung“ möglich machten und somit wurde weiter auf die alten religiös-moralischen Werte gesetzt und nicht reflektiert, dass es einen Krieg gegeben hat der auch Folgen für Menschen hatte, insbesondere für viele Flüchtlinge, Kinder die ihre Eltern oder ein Elternteil verloren hatten und der Krieg mit seiner Grausamkeit ja auch Folgen hinterließ, vor allen Dingen traumatisierte Kinder.
      In den nächsten Seiten erfahren wir nichts über Korntal, sondern es wird allgemein dieses und jenes beschrieben und so können wir getrost diese Seiten überspringen, weil wir ja eine Aufklärung speziell für Korntal erfahren wollen.

      Seite 74/75
      Ganz unten gibt es einen kleinen Eindruck was der Heimleiter des Hoffmannhauses an das Jugendamt Aalen über ein Mädel (16,5 Jahre) schreibt und für einen Moment erfahren wir etwas über Korntal.
      Zitiere diesen Brief Seite 75: (Am 29. Dezember 1958)
      „Sie fügt sich nicht in unsere Hausordnung ein und beeinflusst die übrigen Haushaltmädchen in wenig vorteilhafter Weise. Sie singt mit unbelehrbarer Hartnäckigkeit die schlimmsten Schlager und erscheint trotz ausdrücklichen Untersagens mit roten Finger-, Fußnägeln und Lippen in der Küche. Kürzlich schloß sie sich im Vorratsraum des Erdgeschosses ein, öffnete dort das Fenster und unterhielt sich mit einem jungen Mann. E. scheut nicht davor zurück, sich an unsere älteren Schuljungen ranzumachen. Kürzlich hatte die 2 dieser Jungen auf ihr Zimmer eingeladen und sie mit Kuchen bewirtet“. Weiter geht es um die abendlichen Ausgehzeiten, die nicht eingehalten werden, so war E. z. B. „nicht im Kino, sondern trieb sich mittlerweile in Korntal herum. Sie wurde gelegentlich zu später Abendstunde bei den Baracken der hier untergebrachten Italiener gesehen“. (L6 – 985).“

      Damit will er begründen, dass es doch ein extra Heim für schulentlassende Mädels geben sollte, weil sie eine „intensivere erzieherische Führung“ bräuchten.
      Was für ein Schock für diese „frommen Christen“, wenn junge Mädels Schlager singen und dann auch noch mit junge Männer kommunizieren. Es wird leider nicht erwähnt wie abends die Ausgehzeiten waren, die nicht eingehalten worden sind und natürlich ist es ein „Sittenverfall“ , denn in dem Mikrokosmos von Korntal, mit der strengen moralischen Einstellungen passt es nichts ins Bild und in „Draussen“ wäre sie ein ganz normaler Teenager gewesen, die im üblichem Kontext der Generation Jung-Alt betrachtet worden wäre, die sowohl damals als auch heute kritisch gesehen werden, aber nicht in dem erheblichem Ausmaß wie es in den Heimen gesehen wurde. Ist das nun Gottes Werk oder hatten sich hier „Herrenmenschen“ zu Gott erhoben??? Ein folgendes Schreiben zeigt deutlich wie negativ, misstrauisch ja und auch verachtend das Bild gegenüber von Kindern war.

      Seite 76
      „Nein, es ist wirklich kein auserlesenes Menschengut, das sich in solch einem Heime zu einer Haus- und Lebensgemeinschaft zusammenfindet. (…). Da ist oft so wenig, was angenehm, sympathisch, anheimelnd, dagegen so vieles, was unangenehm, belastend, ja abstoßend wirkt. So vieles Unfeine, Ungepflegte im Wesen dieser Kinder, so viel Grobklotziges, Ungehobeltes neben unguten Neigungen und Unwahrhaftigkeit, Unsauberkeit, Frechheit und Zanksucht“.

      Hier ein Beispiel das aufzeigt, wie man mit „scheinbaren“ Problemen umging, also auf Bedürfnisse der Kinder z.B. ungehindert Musik zu hören kontrollierte:

      Seite 82
      „- In den Jahren 1968 und 1969 wird über das Fernsehprogramm der Woche und den Radiobesitz diskutiert. Danach hat jede Gruppe ein Kofferradio, das möglichst nicht im Besitz der Kinder sein sollte. Ihnen „sollte jedes Taschenradio abgenommen werden“, sie „müssen weggeschlossen oder der strengen Kontrolle der Erzieher unterliegen“.
      Seite 82
      9 Heimalltag Ablauf und Leben in Gruppen

      In den 60igern ging man dazu über eher familiäre Gruppenstrukturen zu wollen, was aus einem Rundbrief hervorging: Seite 83
      „Den Kindern sollte in kleinen familienähnlichen, alters- und gemischtgeschlechtlichen Gruppen („Familiengruppen“ mit eigenen Wohneinheiten) neben guter Unterbringung und äußerlicher Versorgung eine Heimat und Nestwärme, „Mütterlichkeit, Liebe und Geborgenheit, individuelle Führung und Erziehung“ gegeben werden (Jahresrundbrief 1964).

      Hier wird sicherlich treffend angemerkt, dass diese Strukturen aber auch Risiken mit sich bringen können, wenn es dann gut läuft und wenn nicht auch ein Ort von Gewalt sein kann und es wenig Rückzugsmöglichkeiten geben kann.
      Das Personal hatte Dauerdienst weil es ja mit den Kindern gemeinsam lebte und der Tagesablauf der Kinder war wie auch in anderen Heimen „er war dicht und streng reglementiert, strukturiert und kontrolliert.“ (Seite 86)
      Für die Kinder bedeutete es wie in anderen Heimen auch, das Leben nach der Uhr unter dem Kommando der Erzieher, alles war geregelt und bestimmt auch die Körperpflege bis hin im Intimbereich.
      Gerade Letzteres hätte in seiner Bedeutung näher betrachtet werden sollte, so auch in anderen Studien und wurde nie gemacht, denn es galt ja für alle Heime ungeachtet dessen, wie alt ein Kind/Jugendlicher war.
      Es waren nicht die Eltern, so kann auch hier nicht davon ausgegangen werden, dass ein Kind/Jugendlicher dieses als „Normal“ betrachtet hat und wir wissen ja auch, dass ab einem bestimmten Alter Jugendliche ihre eigene Körperlichkeit entdecken und hier auch den Abstand zu den Eltern brauchen, eine wichtige Entwicklungsphase für das spätere Leben.
      In den Heimen wurden Erzieher nicht wie Eltern gesehen und gefühlt und in Korntal –so wie auch in anderen
      Heimen wird das deutlich schon in der Anrede, denn selbst diese war geregelt:

      Seite: 88
      „Unabhängig von ihrer Qualifikation wurden die Erzieherinnen lange Zeit als „Tante“ und die Erzieher als „Onkel“ angeredet, die Erzieherinnen lange Zeit als „Tante“ und die Erzieher als „Onkel“ angeredet, jeweils dann gefolgt mit dem Vornamen. In Korntal war geregelt:

      „Erzieher/innen lassen sich grundsätzlich mit „Sie“ und dem Familiennamen anreden, als „Tante“ oder „Onkel“ allenfalls die langjährige Bezugsperson“. (L6 – 70).

      Es folgt die Bedeutung von sozialen Räumen ab Seite 88
      Eine allgemeine Betrachtung, die zusammenfassend folgendermaßen beschrieben werden galt sicherlich für viele Heime,
      halt zentraler Ort für viele Jahre, prägende Lebensphasen die Einfluss auf die biografische Entwicklung haben. Ein Ort von baulichen und sozial-räumlichen Gegebenheiten abhängig ist und es wird „gebaute Pädagogik“ genannt und dieser Ort erzieht und bildet und er ist ein „Erinnerungsort“ und es gibt eine Bindung, klar doch aber wohl eher eine negative Bindung, die anhält. Gebaute !schwarze Pädagogik“ wäre aber doch treffender!!

      Somit wird zu Recht gefragt ob diese Heime für Kinder bedeuteten, war es Heimat waren es ihre Räume, wem gehörten diese Heime/Räume den Kindern oder den kontrollierenden Erwachsenen?
      Auch wenn hier der Aufklärer da auf Literatur zurückgreift sind es wichtige Fragen und ich stelle fest:
      Man war im Heim aber „Heimatlos“, ohne Selbstbestimmung also eine Entfremdung schlicht weg von Allem, also keine Heimat und kein Ich, aber auch kein Wir und das in einem geschlossenem kontrolliertem Mikrokosmos, abgeschnitten von der Außenwelt. Und das galt auch für Korntal.

      • Erika Tkocz said, on 11. August 2018 at 14:30

        Fortsetzung zu Teil 1 (Seite 69-109)

        9.4 Erziehungskultur der Zeit – autoritärer Blick und kalte Gefühlswelt Seite 91

        Da es später auf diesen Aspekt eingegangen wird hebt der Aufklärer hervor, wie Kinder zum Objekt der Erziehung werden, der autoritäre und missachtende Blick , rechtlos und vollkommen ausgeliefert, sie werden gezüchtigt, bestraft, geschlagen und sexuell ausgebeutet.

        „Wir sprechen von „emotionalen Drehbüchern“ und „Spiralen der Selbstentwertung“, mit denen Kindern in ihrer Interaktionswelt mit Erwachsenen gespiegelt wird, dass sie nichts wert sind, dass man sie ablehnt, dass man zu ihnen ein kaltes, strafendes und instrumentelles Verhältnis hat.“
        ……..Sie erlebten das Auseinanderklaffen von „frommen Sprüchen“ und „unbarmherziger Behandlung“, Beziehungen ohne Anteilnahme und Fürsorge. Sie galten als verlorene Seelen und wertlose Geschöpfe; ihnen wurde ein tiefes Schuldgefühl eingepflanzt und sie sollten ihren Peinigern zugleich dank bar sein für das, was ihnen im Heim widerfuhr……“

        Deutliche Worte aber nicht vom Aufklärer sondern: (vgl. Zwischen- und Abschlussbericht des Runden Tisches Heimerziehung 2010). (Seite 92)

        10 Interne Erziehungsdiskurse Seite 93
        Hier gibt es nun wirklich nicht viel zu erwähnen, mit den stigmatisierenden Diagnosen die ja schon von den Jugendämtern gestellt wurden, die angebliche Notwendigkeit der Heimunterbringung konnten nun die Heime ihre Vorstellung von „Erziehungsarbeit“ machen und schalten und walten wie sie wollten und meinten auch noch sich als aufopferungsvoll betrachten zu dürfen, denn schließlich kümmerten sie sich um jene Kinder, die ja die „schlimmsten überhaupt waren“ und jetzt hatte man die Aufgabe im Einklang mit Gott seine Vorstellung und Interpretation des Glaubens auf die Kinder zu projizieren, d.h. nun konnte man „missionieren. Es folgt eine Beschreibung wie man das macht und da wir das ja kennen und als religiöse Indoktrination bereits kennen sparen wir uns darauf näher einzugehen.

        Ich zitiere Seite 94:
        „Als Erziehungsziele werden genannt: „Heimat und Geborgenheit“, „eine helfende, warme und starke Liebe“, „unseren Kindern das Elternhaus zu ersetzen“ und „über die vielen zuhause erlittenen Enttäuschungen hinwegzuhelfen“. (L6 – 45). Weiter wurden Ziele wie Gehorsam, Anstand, Fleiß und Tüchtigkeit, Reinlichkeit, Sauberkeit und Ordnung, dann „lebenstüchtige“, „brauchbare“ und für die „Arbeitswelt tüchtige“ Menschen formuliert.“

        Arbeit/Mitarbeit
        Ausschnitt aus der Arbeitserziehung Seite 96

        Im Jahresrundbrief 1963 heißt es zur Arbeitserziehung:
        „Auch in der Pädagogik ist vieles anders geworden. Früher standen die Kinder, wenn die Glocke zur Arbeitseinteilung geläutet hatte, angetreten da, fast wie eine Kompanie Soldaten, die Buben hatten glattgeschorene Köpfe und Jungen und Mädchen trugen einheitliche Kleidung.(…). Heute erstrebt man in allem die Annäherung an familienähnliche Verhältnisse. Das Kind soll seine Individualität haben und sich von den Kindern aus der Gemeinde nicht unterscheiden. Die Kinderfamilie hat in ihrer abgeschlossenen Wohnung ihr Eigenleben. Das einzelne Kind fühlt sich als seiner Familie zugehörig. (…). Doch auch heute wollen wir, wenn wir die Kinder auch nur noch selten zur Arbeit auf den Feldern heranziehen, sie doch nach unseren gegenwärtigen Erkenntnissen auf das Leben vorbereiten, damit sie dort, insbesondere in der heutigen Arbeitswelt, ihren Mann stehen können. Die Aufgabe ist auch in dieser Hinsicht im Grunde dieselbe wie früher“.

        Ja das waren offensichtlich noch Zeiten, als das Kind stramm stand und nicht so später es dann offensichtlich zu Konflikten kam, weil die Kinder und Jugendlichen nicht mehr so spurteten, hier einmal ein Beispiel für so einen Konflikt Seite 97

        „Im Jahr 1970 wird bei einer Mitgliederversammlung über die Renitenz und über „zum Teil sehr starke“ Aggressionen von Heimkindern berichtet. Danach würden sich ganze Gruppen weigern, „auch nur kleine Handlangerdienste im Haushalt zu leisten und drohen mit Anzeigen an das Jugendamt. Es komme vor, daß Erziehe rinnen von Heimkindern geschlagen werden“. (L6 – 1809).“

        Das war nicht nur in Korntal so, ich kenne zumindest noch ein Heim, wo in einer Gruppe eine „Rebellion“ stattfand. Die Zeit brachte es mit sich, dass die Erzieher Anfang der 70iger ihr „Gewaltsystem“ nicht mehr so aufrechterhalten konnten und damit auch die Kinder und Jugendlichen ein anderes Bewusstsein entwickelten das mehr hin in Richtung eines „Wir“ ging und das beherrschende Gefühl der Angst in den Hintergrund trat.
        Es begann der Wandel in den Heimen und hier wird auf zugrunde liegende Literatur zur Erklärung genommen und speziell für Korntal bedeutete es auch die üblichen Veränderungen, siehe Seite 99-109.

        Das sollte erst einmal als Zusammenfassung bis dahin reichen und ab Seite 110.

        11 Physische, psychische und sexualisierte Gewalt – eine Chronologie von dokumentierten Ereignissen

        Eigentlich war die Studie als Anspruch von Aufarbeitung zu genau dieser Thematik von den ehemaligen Heimkindern gefordert und man muss schon sehr geduldig sein, bis dann die eigentliche Thematik kommt. Vielleicht muss es so sein, dass man erst einmal aufgrund eines historischen Anspruches so ausführlich dieses beschreibt und ich kann mich bis an dieser Stelle durchaus der Kritik von Frau Enders anschließen. Bei der Frage was ist passiert wird von dem Aufklärer zwar auf die institutionellen und strukturellen Rahmenbedingungen eingegangen, aber bis hier hin wird doch mehr auf die allgemeine Literatur -die es dazu gibt verwiesen- und man muss schon genau lesen um dann doch anhand des Archivmateriales einen kleinen (Durch)-Überblick zu bekommen, wie speziell in Korntal die Heimerziehung verstanden wurde. Schwierig dabei empfinde ich auch das ständige springen in den Zeiten (Jahrzehnten), was ich wenig strukturiert und anstrengend empfinde. Es wäre hilfreicher gewesen anhand eines bestimmten Jahres einmal aufzuzeigen, wie war die Gruppengröße, wie die Personalbesetzung und wie war dort beispielsweise der Heimalltag, was wurde wie an Strafen angewendet, denn diese gab es ja auch als festgelegt und es gab ja auch Strafbücher, aber es wird nicht näher darauf eingegangen, nicht einmal wird erwähnt ob diese noch existieren.

        Hätte der Aufklärer mit dem Verweis auf die „schwarze Pädagogik“ und entsprechender Literatur verwiesen, wäre dieser Teil expliziter Korntal gewidmet gewesen.

        So vielleicht komme ich bis Ende der nächsten Woche dazu weiter zu machen.

  26. dierkschaefer said, on 9. August 2018 at 17:42

    April, April ! Herr Pätzold hat sich einen Aprilscherz geleistet und nennt es eine trojanische List. Ist aber nur „Fakenews“, um uns über die Wertigkeit von Plausibilitäten zu belehren. Ich danke bestens. Immerhin hat mir meine Suche nach dem famosen Prof. Dr. Heinz L. Mann (Mannomann!) eine Reihe nützlicher Links beschert. Ein „Plausibilitätsquotient von 95“ macht einen Psychologen eben neugierig, zumal er auch gern gewußt hätte, wofür in der Skala der Wert von 95 steht.
    Bevor Herr Pätzold uns auf eine falsche Fährte gesetzt hat, spielte die Plausibilität in seinen Beiträgen eine große Rolle. Ich zitiere (Sperrung von mir):
    26. Juli: Ist es p l a u s i b e l, dass Zander sich erst wieder an diesen Missbrauch erinnert, als klar war, dass die Aufarbeitung ohne ihn zu Ende geführt wird?
    28. Juli: Sie haben Recht. Ich habe nichts gegen die Handhabe einzuwenden und bin auch nicht berechtigt Herrn Zander Vorwürfe zu machen. Ich frage nur, ob es p l a u s i b e l ist, dass Zander den sexuellen Missbrauch durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz erst öffentlich macht, als klar war, dass die Aufarbeitung ohne ihn zu Ende geführt wird. Ich weiß nicht, ob seine Angaben wahr oder unwahr sind. Daran ändert auch eine eidestattliche Versicherung nichts.
    29. Juli: Meine Frage, ob es p l a u s i b e l ist, dass Zander erstmals im Mai 2017 von dem Missbrauch durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munsz berichtet hat als klar war, dass die Aufklärung ohne ihn zu Ende geführt wird, soll zum Nachdenken anregen. Jeder kann diese Frage für sich beantworten.
    30. Juli: da wird einer Richterin die Fähigkeit zur P l a u s i b i l i t ä t s p r ü f u n g abgesprochen. Wo es um Imhalte geht, geht es nur um Detlev Zander.
    4. August: Frau Enders bemängelt zu Recht, die fehlende Fachlichkeit der Aufklärerin Frau Dr. Baums-Stammberger zur Prüfung der Aussagen des Herrn Zander zum sexuellen Missbrauchs durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz auf P l a u s i b i l i t ä t. Maßgebend für eine P l a u s i b i l i t ä t s p r ü f u n g sind die Grundsätze, die Prof. Dr. Heinz L. Mann in seinem Werk „Die P l a u s i b i l i t ä t s p r ü f u n g in Theorie und Praxis,“ Köln 2015, festgelegt hat. Legt man die von ihm entwickelte Formel zugrunde, dann ergibt sich ein P l a u s i b i l i t ä t s q u o t i e n t von 95.
    4. August: Wenn es keinen Prof. und keine Standards für die P l a u s i b i l i t ä t s p r ü f u n g gibt, woher hat Frau Enders die Kompetenz, Frau Dr. Baums-Stammberger die „Fachlichkeit zur P l a u s i b i l i t ä t s p r ü f u n g “ abzusprechen? Sie tut es auch in vielen anderen Bereichen.

    Was ist plausibel? Klar, es handelt sich um eine persönliche Einschätzung nicht exakt messbarer Sachverhalte. Wird eine Plausibilitätseinschätzung von nur einer Person vorgenommen und dann Plausibilitätsprüfung genannt und propagiert, so ist das eine überzogene Selbsteinschätzung, man könnte auch von Hochstapelei sprechen. Von der Jury z.B. im Eiskunstlauf kennen wir das, was Psychologen ein Ratingverfahren nennen: mehrere Fachleute geben ohne einander zu beeinflussen, ihre persönliche Einschätzung, ihr Urteil ab. Das Gesamturteil gilt als plausibel und wird als objektiv akzeptiert, es sei denn, man erfährt, dass dieses Rating nicht seriös war. Hofstätter, den gibt es wirklich, berichtet in seiner „Gruppendynamik“ vom Vorteil der Einschätzung durch Gruppen. Auch ohne dass die Mitglieder Fachleute wären, kommen sie zu richtigen Ergebnissen. Einem Richter wird aufgrund seines höheren Verstandes die Beurteilung von Plausibilität auch im Einzelrichterverfahren zugetraut.
    Die Prüfung der Plausibilität wird man im Fall Korntal wohl den Lesern überlassen müssen. Jeweils individuell, doch vielleicht können wir uns ja im nächsten Jahr zum Jubiläum treffen. Dann veranstalten wir ein Gruppen-Rating.
    Eins noch: Herr Pätzold bemängelt, dass der Bericht nicht zur Gänze gelesen wurde. Das wurde allerdings von allen, die das, was sie kannten, kommentiert haben, ganz korrekt eingestanden. Frau Tkocz kämpft sich gerade durch. Ihr verdanke ich ein paar Fundstellen. Wenn ich dann lese, dass eine der Pflegerinnen, eine Fachfrau also, für die Leitung vorgesehen, vom Kinder-KZ gesprochen hat, dann ist für mich völlig plausibel, dass man solche Kinderhöllen schon lange hätte schließen müssen, völlig unabhängig vom sexuellen Missbrauch. Doch das dürfte wohl auch für viele andere Heime gelten.
    Wie gut hat Herr Pätzold die Dokumentation gelesen? Er zitiert: „So werden 30 Täter*innen von je einem Betroffenen … genannt“. Gut gegendert. In der Dokumentation steht aber: „So werden 30 Täter von je einem Betroffenen und 20 weitere von je 2 Betroffenen genannt.“ In seinen Augen ist die Dokumentation also verbesserungsbedürftig, wenn auch nur in Kleinigkeiten – oder doch mehr?
    Die Dokumentation geht dankenswerterweise auch auf den religiösen Hintergrund der korntaler Erziehung ein und offenbart ein Denken, dass wir angesichts der Praxis nur als bigott bezeichnen können.

    • Erika Tkocz said, on 9. August 2018 at 18:13

      @ Herr Pätzold
      Nun Herr Pätzold jetzt weiß ich nicht, ob diese angeblich „trojanische List“ von Ihnen nur hier im Blog geschrieben wurde:
      „Frau Enders bemängelt zu Recht, die fehlende Fachlichkeit der Aufklärerin Frau Dr. Baums-Stammberger zur Prüfung der Aussagen des Herrn Zander zum sexuellen Missbrauchs durch Pfarrer Grünzweig und Jakob Munz auf Plausibilität. Maßgebend für eine Plausibilitätsprüfung sind die Grundsätze, die Ludwig Pätzold said, on 4. August 2018 at 14:34“,

      Zunächst Herr Pätzold einmal kurz zu der Kommunikation hier:
      Wie auch immer Sie es gemeint haben ist die eine Sache, wie es aufgefasst wird aber eine andere.
      Als „trojanische List sehe ich es auf jeden Fall nicht, sondern als eine Unwahrheit oder als ein nicht ernst nehmen, der Menschen, die hier schreiben. Natürlich kann es auch Ironie sein um- wie Sie es ja ständig machen- Frau Enders wieder diskreditieren zu wollen. Sie sind nicht einmal geschickt dabei, denn wenn Sie sich auf Frau Enders und ihre Kritik beziehen -also die fehlende Fachlichkeit der Aufklärerin- und dann wieder einmal sehr gewollt dieses lediglich auf Herrn Zander beziehen, sollten sie die Kritik von Frau Enders doch einmal genauer lesen.

      Die Aufklärerin stellt sich zur Plausibilität folgende Fragen und ich gehe auf die Fragen ein, die nicht Nachvollziehbar sind.

      „Ist der Interviewte intellektuell in der Lage, eine verwertbare Aussage zu machen?“

      Hier darf man sich doch zu Recht fragen, an was die Aufklärerin nun die Intellektualität eines Befragten fest macht??? Warum will sie das wissen und wie bezieht sie die Intellektualität in ihrer Plausibilität ein.
      Nächste Frage:
      „Schildert der Betroffene Gefühle?“

      Nichts aber auch rein gar nichts kann die Aufklärerin an Gefühlen einer betroffenen Person ableiten. Also wieso diese Frage? Oder was meint die Aufklärerin an Gefühle ableiten zu können??

      „Schildert er eher schematisch und chronologisch, als ob er Erlerntes nicht vergessen wollte?“

      Hier wird es besonders heikel, nichts aber auch rein gar nichts kann man aus dieser Frage ersehen. Und mit dem „ob er Erlerntes nicht vergessen wollte“ wird deutlich, dass hier schon von der Aufklärerin der betroffenen Person etwas unterstellt wird, denn so wie man denkt nimmt man auch wahr und wenn man im Vorfeld schon von „Erlerntem“ spricht bzw. denkt, nimmt man hier nicht eine Opferperspektive ein, sondern jene Einstellung, die die Richterin ja in ihrem Berufsleben als Praxis hatte, mit Jugendstraftätern!

      „Stellt der Betroffene vielleicht gar keinen Antrag auf eine Anerkennungsleistung, hat er also kein finanzielles Interesse?“

      Diese Frage lässt nun jede Spekulation zu so auch meine die da lautet: wahrscheinlich ist eine betroffene Person glaubwürdiger, wenn sie keinen Antrag auf eine Anerkennungsleistung gestellt hat.

      Facit:
      Fragen müssen sehr wohl nachvollziehbar sein, um zu erkennen wie die Richterin zu ihrer Plausibilität gekommen ist. Natürlich sind die Fragen und auch die Antworten keiner statistischen Auswertung zugänglich, aber die Absicht (wieso stellt sie diese Frage?) und die Nachvollziehbarkeit müssen gegeben sein.

      So kann ich mich der Kritik von Frau Enders voll und ganz anschließen und der Vergleich ihres trojanischen Pferdes hinkt, ihr Gaul ist lahm, also lassen Sie sich was Intelligenteres einfallen.

      So komme ich auch zu dem Ergebnis und ziehe die Möglichkeit in Betracht wie Herr Schäfer:
      „ Wird eine Plausibilitätseinschätzung von nur einer Person vorgenommen und dann Plausibilitätsprüfung genannt und propagiert, so ist das eine überzogene Selbsteinschätzung, man könnte auch von Hochstapelei sprechen.“

      Noch eines Herr Pätzold,

      schreiben Sie nicht immer, man solle die Studie lesen, machen wir und es braucht seine Zeit, aber versuchen Sie nicht von den anderen Geschehnissen damit abzulenken. Es ist nicht verhandelbar wie ich vorgehe!!!

      Die Studie ist das eine, die Pressekonferenz-wie man versucht hat Herrn Zander zu manipulieren- etwas anderes, sowie auch andere Ehemalige, aber dazu kommen wir noch, alles zu seiner Zeit.

  27. Erika Tkocz said, on 12. August 2018 at 14:43

    Ich hatte jetzt doch noch etwas Zeit und wollte diesen Abschnitt noch durchlesen und die Kurzfassung hier rein stellen.

    Fortsetzung Korntalstudie zu Teil 1 Seite 110 – 124

    Hier könne wir die ersten Seite getrost „überlesen“, weil sie eher allgemein beschreibt, wie es früher so war mit Strafen, es geht da nicht um Heime und so wird dann auch folgendes Resümee gezogen:
    „Zahlreiche wissenschaftliche Befunde und Berichte machen deutlich, dass physische und psychische Gewalt als Erziehungsmittel bis weit ins 20. Jahrhundert von breiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert und toleriert sowie gesetzlich legitimiert waren.“ (Seite 112)
    Seite 112/113 unten wird dann aufs Archivmaterial verwiesen, wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass an dieser Stelle sogar der Aufklärer erkannt hat ich zitiere:
    „Das wirkliche Ausmaß der Gewalterfahrungen von Kindern erschließt sich nicht über „Akten“; dies kann nur durch Gespräche mit Betroffenen (ehemaligen Heimkindern) – wie sie im zweiten Teil dokumentiert sind – und vereinzelt auch mit ehemaligen Mitarbeitern erschlossen werden.“

    11. 1 Körperliche Strafen – Züchtigungen Seite 114
    Bis in den 70er Jahre gab es diese Züchtigungen in Korntal, obwohl es per Dienstanweisung (1977) verboten war:
    „Körperliche Züchtigungen bei unseren Kindern sind nicht erlaubt und sowohl aus pädagogischen wie auch rechtlichen Überlegungen heraus kein geeignetes Mittel, um auf Kinder einzuwirken“.
    (L6 – 70).“

    Es sind die üblichen Strafen, wie wir sie auch aus anderen Heimen kennen, Stockschläge, Essensentzug, Einschließen ins „Besinnungszimmer“ und „besondere“ Behandlung der Bettnässer mit trockene Abendkost, zweimaliges Wecken bei Nacht und körperliche Züchtigung. Ein Teufelskreis ohne die Ursachen für „Bettnässen“ zu hinterfragen oder gar als Symptom für tief liegende Traumata zu erkennen.
    In der beispielshaften Aufzählung der „angeblichen Vergehen dieser Kinder“ mit harten Bestrafungen ging es um schulisches Versagen, Lügen, Diebstahl von Essen und gerade Letzteres ist sicherlich ein Hinweis dafür, dass die Kinder nichts weiter als Hunger hatten. Wenn anfänglich auf die gesellschaftliche Akzeptanz hingewiesen wird muss an dieser Stelle deutlich hinterfragt werden, ob hier ein Vergleich gestattet ist, denn sowohl die angeblichen Vergehen der Kinder einerseits und die drakonischen Strafen andererseits sind nicht vergleichbar und in einem Umfeld, dass doch eher einem Straflager gleicht und die Erzieher alles andere waren als Eltern mussten die Strafen –besonders in ihrer Wirksamkeit, dann doch anders gedeutet werden und sind nicht im gesellschaftlichen Vergleich zu betrachten. Das wäre ein dann tatsächlich aufklärerische Beitrag gewesen, hier einmal auf den Unterschied einzugehen.
    Es gab viele Beschwerden und Seite 120 taucht das Strafbuch wieder auf und folgendes sollte darin festgehalten werden (Heimrichtlinie des Landesjugendamtes)

    a)Wer erhielt die körperliche Züchtigung

    b) Der Grund der körperlichen Züchtigung

    c) Von wem erhielt das Kind die Strafe

    Auf der Seite 120 als Fußnote erfahren wir dann auch, dass das Strafbuch nicht auffindbar und somit auch nicht auswertbar war.

    Noch in den 70er gab es die Auseinandersetzungen wegen der Strafen und auch Beschwerden und Anzeigen beim Landgericht (siehe Seite 120) und es ist kaum nachvollziehbar, dass der Vorstand hier nicht gehandelt hat und wenn dann eher widerwillig, weil es offensichtlich wichtiger war das Heim in der gewohnten Weise weiter zu führen und es auch Personalknappheit gab.
    Letztlich zeigt der Umgang mit Strafen wie Jugendamt, Gericht und Vorstand des Heimes Hand in Hand arbeiteten und die Kinder mit ihren Beschwerden allein gelassen waren, ohne Beistand und selbst die Eltern nichts ausrichten konnten und an einem Beispiel aufgezeigt wurde, wie Eltern bzw. die Mutter eher herabgewürdigt wurde.

    Es ist schon absurd, wie auf die Beschwerde einer Mutter reagiert wurde ich zitiere Seite 121:

    „Eine Mutter beklagt sich über die Züchtigung ihres Sohnes und das Heim rechtfertigt die Schläge in einer Stellungnahme mit dem Hinweis: „Sicher wäre es besser gewesen, wenn Herr M. statt eines Haselnussstocks einen Rohrstock verwendet hätte“. (L6 -729).“

    In welcher Absurdität sich das Heim selber mit Strafen auseinander gesetzt hat, gibt an dieser Stelle Aufschluss ich zitiere Seite 122:
    „Mitte der 1970er Jahre wurden im Rahmen von Fortbildungen und Erzieherbesprechungen die „Strafe in der Erziehung“, Strafanlässe und Wirkungen wieder holt problematisiert. Beim Thema „Problem der Strafe“ geht es u. a. um „Geduld und Strafe“, „Gnade und Strafe“, um die Fragen „Wieweit geht Gottes Barmherzigkeit?“, „Wo sind seine Grenzen?“ und „Wie lange soll ich nachsichtig sein?“.
    Dabei wird Strafe – nicht Züchtigung – als Erziehungsmaßnahme verstanden und „die meisten sind der Ansicht, daß körperliche Strafen, wenn – dann nur in schweren Fällen angewandt werden“. Neben körperlichen Strafen gibt es Strafarbeiten und „Benachteiligungen“. Ein Befund der Diskussion ist, dass körperliche Strafen sich „in der Praxis nie genau ermitteln lassen, da man den kleinen Zahlen nicht unbedingt Glauben schenken kann“.

    Nach meiner Auffassung wird aus einer sehr distanzierten Haltung das Thema Strafe diskutiert, keine persönliche Haltung oder gar Verantwortungsbewusstsein ist erkennbar, Gott ist weiter der Ansprechpartner und ein besseres Alibi kann man ja nicht haben.

    11.2 Psychische Gewalt
    Diese 2 Seiten über die psychische Gewalt finde ich schon bemerkenswert, weil sich oft in anderen Studien mit der körperlichen Gewalt beschäftigt wird, aber die Interaktion der körperlichen und Psychischen Gewalt jene Auswirkungen haben, die ja dann oft von ehemaligen Heimkindern beschrieben wird. Die Herabsetzung des Kindes/Jugendlichen vor anderen Menschen die mit der Kränkung des Selbstwertgefühles einhergeht.

    An dieser Stelle hätte der Aufklärer genau diesen Abschnitt in Beziehung zu der Überschrift setzen sollen: „Uns wurde die Würde genommen“, denn ich meine schon, dass dieser-wenn auch kleine Abschnitt- recht treffend bezeichnet, was denn darunter zu verstehen ist.

    Seite 121/122
    Es ist davon auszugehen, dass psychische Gewalt mit ihrem Beschämungsrepertoire die am häufigsten im Alltag vorkommende Gewaltform in den Heimen war.
    „Mit Beschämung wird vor Anderen/Zuschauern, in Anwesenheit und Zeugenschaft von Dritten, die Macht (der Täter) demonstriert; und Scham ist ein soziales und interpersonales Gefühl von ungeheurer Wucht und Wirkmächtigkeit. Wer sich einmal „in Grund und Boden geschämt hat“ bzw. beschämt wurde, wird dies nur selten vergessen (vgl. Hafeneger 2013, Frevert 2017). „
    Auch wenn im Archiv wenig Material zu dieser Form von Gewalt zu finden war und das ist ja nachvollziehbar, dass Erzieher Anschreien, Anbrüllen, öffentliches Zurschaustellung (wie bei Bettnässern), das Lächerlich Machens und die damit einhergehende mimische und gestische Haltung nicht in Strafbüchern festhalten.

    Ich gehe einmal davon aus, dass die Erzieher es für sich selber nicht einmal so empfunden haben, oft ein unbewusster Prozess, der selbstverständlich verinnerlicht war und sicherlich im Kontext des Menschenbildes der Kinder zu betrachten ist. So wie es im KZ den Wärtern möglich war jede Form der Demütigung, der Strafen und des Mordens durchführen zu können, weil der Mensch im KZ nicht als Mensch wahrgenommen wurde, sondern als Untermensch.
    Es gibt Menschen, die in der Lage sind aufgrund ihrer Vorstellung und Einstellung zu Menschen jegliche Gefühle spalten können und so kann man aufgrund des Bildes der Heimkinder ohne jedes Mitgefühl Strafen ausführen und gleichzeitig ein anderes Gefühl für z.B. eigene Kinder haben. Natürlich ist eine weitere Variante aber auch diese, dass es Erzieher gab die grundsätzlich einen eklatanten Mangel an Empathie hatten und dann auch noch jener Aspekt, dass alles was sie taten Gott gewollt war. Gott als Komplize und Rechtfertigung für Gewalt verhindert ein Unrechtsbewusstsein.

    Interessant ist die Reaktion in Korntal auf einen Stuttgarter Zeitungsartikel aus dem Jahre 1967 mit dem Titel: „Sie können weder lachen noch weinen“ (Seite 123)

    Da geht es um die Not der Kinder in manchen Säuglingsheimen, dazu wurde eine Studie gemacht und wie sie durch die Massenpflege systematisch und irreversibel körperlich und geistig geschädigt wurden.
    Auch wenn Korntal in diesem Bericht nicht erwähnt wurde so hat sich ein Vorstandsvorsitzender mit einer Stellungnahme gegen die Verallgemeinerung gewehrt und man könne ja einmal vorbei kommen und würde sehen, dass diese Kinder lachen und weinen können und sehr viel mütterliche Zuwendung bekommen. Tja der hatte wohl die Anklage der Diakonisse den Vergleich mit einem Kinder-KZ (und das war im Jahre 1959) verdrängt und es ist bemerkenswert wie viel öffentliche Hinweise es schon zu Verbrechen in Heimen gab und mit welcher Ignoranz dieses abgewehrt wurde.

    So nun ist aber erst einmal Pause, vielleicht komme ich Ende nächster Woche dazu weiter zu lesen.

    Wie wird nun das 200jährige Jubiläum angegangen????

    Zumindest ist es eine Feier der Huldigung so wie hier auf der Webseite zu lesen ist und ob und wie die Vergangenheit der Heimerziehung in der Feier eingebunden wird ist nicht ersichtlich, sie wird wohl untergehen und man geht zur Tagesordnung über. Oder???????

    Hier der Ausschnitt:.

    „200 Jahre Gemeinde-Geschichte in Korntal:
    Das ist, vor allem anderen, ein guter Grund, Gott für sein Führen und Handeln durch zwei bewegte Jahrhunderte zu danken. 200 Jahre Siedlungs-Geschichte Korntal:
    Das bietet jede Menge Anschauungsmaterial für die historische Entwicklung, die unsere Brüdergemeinde, unsere politische Gemeinde Korntal-Münchingen und unser Land Baden-Württemberg bis heute prägt.

    Von Korntal aus sind wichtige Impulse in die ganze Welt gegangen:
    Äußere wie Innere Mission in ihrer geistlichen und gesellschaftlichen Verantwortung sind ohne die glaubensinspirierte Aufbruchstimmung, den Gestaltungswillen und das Durchhaltevermögen unserer pietistischen Väter und Mütter nicht denkbar. “

    bruedergemeinde-korntal.de/index.php?id=2062

    • Erika Tkocz said, on 15. August 2018 at 11:32

      Fortsetzung Korntal Studie zu Teil 1: Seite 124-154

      11.3 Sexualisierte Gewalt

      Da es ja um Korntal geht können wir die ersten Seiten überspringen, die eher im Allgemeinen sexualisierte Gewalt beschreibt. Über Korntal selber gibt es dokumentierte Fälle, die unterschiedliche Formen sexualisierter Gewalt belegen.
      Hier hat offensichtlich der Aufklärer den Anspruch chronologisch vorzugehen und fängt im Jahre 1954 an und im ersten Fall geht es um einen ehemaligen Zögling,
      im zweiten Fall um den Vater eines Mädels, der die Freundin sexuell belästigt habe und das Heim erstattete Anzeige.
      Im dritten Fall (1958) geht es um einen Lehrer, aber der Vorstand bat lediglich um eine „neutrale Untersuchung“ und der Hausvater berichtet in einem Brief für den Vorstand, dass er den Heimleiter veranlassen wollte, dass das Mädel entlassen wird. Zwar versicherte der Heimleiter den jungen Kollegen nicht decken zu wollen, aber das Mädel wurde nicht entlassen und bekam eine Gehaltsaufbesserung.
      Jetzt war man aber doch etwas irritiert und fragte noch mal nach –insbesondere ob die Staatsanwaltschaft informiert wurde- und der Heimleiter fand die Vorkommnisse traurig, ermahnte den Lehrer der sehr entrüstet war und wegen dieser Entrüstung dann auch ging und das Mädel war auch nicht mehr da.

      Seite 131
      Fall 7 könnte als Prototyp betrachtet werden im Umgang mit sexuellem Missbrauch
      Hausmeister F. M.“ – der von 1953 bis 1981
      zunächst war er Gärtnergehilfe und Gärtner, dann als Hausmeister – in Korntal.
      In diesem Fall wird deutlich, wie lange und ausführlich man sich mit dem Hausmeister- und das was er getan hat- beschäftigte, aber es geht dann doch auch erst einmal in der Richtung, die Jungen könnten lügen und außerdem ist der Hausmeister nicht ersetzbar und ein Verstehen, ein Gefühl für die Jungen ist nicht da. Es geht vorrangig um die Sorge, wie man denn ohne diesen Menschen die Arbeit schaffen würde und nach langem Hin und Her blieb der Hausmeister und man garantierte zu 99%, dass dieser nicht mehr mit Jungen Kontakt haben wird. Der Hausmeister blieb bis 1981 und hat dann als Rentner noch stundenweise gearbeitet.
      So wird auch in den nächsten Fällen deutlich, dass es immer wieder Diskussionen gab zwischen verschiedenen verantwortlichen Leuten der Heime, jedoch war man auch immer unterschiedlicher Ansicht, aber was auffällt, dass die Taten selber eher sehr verharmlosend beschrieben sind und entsprechend die Täter auch nicht wirklich etwas zu befürchten hatten.
      Auffallend ist es, dass es hier bei den Fällen mehrheitlich um Mitarbeiter geht, die eher in der Hierarchie ganz unten standen, also Arbeiter waren und wie im Falle 13 es um einen Lehrer, aber wie auch in den anderen Fällen bleiben die Vorwürfe immer vage.

      Letztlich kann man auch nicht erwarten, dass die Dokumente im Archiv das wahre Ausmaß zeigen, sie bringen nicht wirklich Aufschluss über sexuellen Missbrauch, zeigen lediglich dass es zu diese Art von
      Verbrechen eher verharmlosend in den Dokumenten steht und ergeben keine Klarheit oder Aufschluss darüber, was wirklich in den Heimen stattgefunden hat. Eher wird schon klar durch die ständigen Auseinandersetzungen der Verantwortlichen in den Heimen, dass es unterschiedliche Ansichten gab, die nicht zur Klarheit führten und schon gar nicht eine Opferperspektive einnahmen.

      Die Aktenüberprüfungen/Dokumente zeigen folgende Zeiträume:
      1954, 1954, 1958, 1958, 1960 (nicht näher beschrieben), 1960, 1961, 1967, 1972, 1974, 1978, 1982,
      Fall 13 Vermutung (74-88 dort gearbeitet)
      1990, (Strafanzeige, 2 Jahre auf Bewährung)
      2002 (Strafanzeige, 4 Jahre +9 Monate)
      Lediglich die letzten beiden Fälle haben eine Deutlichkeit insofern, dass die Täter angezeigt und auch verurteilt worden sind.
      Wenn man sich die Zeiträume ansieht, fällt auf, dass es offensichtlich in Korntal über Jahre keine Missbrauchsfälle gab, oder aber diese wurden nicht dokumentiert. Gesamt stellt die Aktenlage nicht wirklich die Missbrauchsfälle da, wenn man sich schon mit der Begrifflichkeit dieser Missbrauchsfälle beschäftigt, fällt auf, dass diese eher verharmlosend und bei einigen Fällen auch zweifelhaft dargestellt werden.
      Es fällt auf, dass ab den 90er nicht mehr diskutiert wurde-ob oder ob nicht-, sondern gleich Strafantrag gestellt wurde.
      In der Fußnote Seite 139 steht folgendes zu Fall 15:
      „54 Im Flattichhaus gab es bereits ab 1999 ein ausgewiesenes „Präventionskonzept“ und Schulungsangebote mit Blick auf sexualisierte Gewalt. Daran hatte auch der pädosexuelle Täter teilgenommen; er wusste seine Neigungen und Handlungen aber – so eine übliche Täterstrategie – zu verheimlichen, Kinder mit freundschaftlichen Zuwendungen und Belohnungen an sich zu binden.“

      Liest man die Fälle werden allenfalls Andeutungen gemacht, die aber auch immer wieder in Frage gestellt werden und es wird nicht einmal im Ansatz deutlich, dass es bei diesen Taten Opfer gibt. Ganz im Gegenteil, es wird auch immer wieder angezweifelt ob es nun auch so war und letztlich ging es doch vorwiegend um die Mitarbeiter, jene Verbrecher die als solche nicht gesehen wurden, sondern wertvolle Arbeitskräfte waren, die nicht zu ersetzen waren.

      Wahrscheinlich ist in so einem Gewaltsystem sexueller Missbrauch nicht als eine Straftat anzusehen
      Und wieso sollte man mitfühlend mit den Opfern sein, in einem System der Gewalt muss man dann auch keine notwendigen Konsequenzen ziehen, so bleibt man in dem Gewaltsystem stecken und verharmlost weiter, ignoriert Gewalt, sexuellen Missbrauch. Hätte man sich auf der Seite der Opfer gestellt, wäre schon eher ein Präventionskonzept erstellt worden, das war –und hier muss man echt erstaunt sein- erst 1999 möglich. (siehe Seite 139, Fußnote).

      Die Täter siehe hier: Opferhilfe Korntal
      http://www.opferhilfe-korntal.de/pages/taeter.php

      Seite 140

      11.4 Erzwungene Religiosität
      Kann kurz zusammengefasst werden: „Die erzieherischen Gewaltpraxen waren eingebettet in ein strenges institutionell-religiöses Klima, das lange Zeit von Teilnahmezwang, Ritualen und Strafen geprägt war. (Seite 140). Das Übliche halt.

      Seite 142
      11.5 Arbeitspflicht/ -zwang
      Hier gibt es nun auch nicht wirklich Angaben, die speziell für Korntal näher erläutert werden müssen um es kurz zu machen zusammenfassend folgendes:
      „Die Arbeit und Mitarbeit der Kinder und Jugendlichen hatte in den Heimen unter schiedliche Dimensionen und Aspekte. Sie wird schon in der Gründung in Korntal und Wilhelmsdorf als wirtschaftlich, erzieherisch und sittlich wertvoll ausgewiesen. Ihre Formen und Bedeutungen verändern sich, und sie beziehen sich bis in die 80er Jahre auf:
      – „kleine Ämter“ in der Wohngruppe in Haus und Hof; hier ging es um Reinigungsarbeiten, das Sauberhalten der Gruppenwohnung, die Zimmer machen, die Mülleimer leeren, den Großputz, dann Abwaschen und Wachsen; – die Mitarbeit im Heimbetrieb, im Anstaltsleben – in der Waschküche, Bügelstube und Küche; – die Mitarbeit im Heimgelände wie Helfen beim (privaten) Bauen, in der Hauswirtschaft und hauseigenen Landwirtschaft, in der Gärtnerei und im Stall; bei Erntearbeiten wie Kartoffellesen, Obsternte und Heuen; – Arbeiten außerhalb des Heimes, z. B. als Ernteeinsatz bei Bauern.55“
      Dass für die Arbeit die Kinder dringend benötigt wurden kann man hier durchaus erkennen: Seite 143
      „Da die Anstalt in erster Linie Erziehungsanstalt ist, geht dieser Hauptzweck zunächst den Interessen des Landwirtschaftsbetriebes vor. Es muß aber selbstverständlich angestrebt werden, die beiderseitigen Interessen möglichst zu vereinigen, insbesondere wenn die Landwirtschaft die der Anstalt anvertrauten Kinder für die Arbeiten benötigt“. (L6 – 157).56“

      Immerhin gab es über die landwirtschaftlichen Arbeiten unterschiedliche Ansichten so auf Seite 145 zu lesen:
      „Der Verwaltungsausschuss befasst sich in seiner Sitzung am 27.6.1961 mit der Beschäftigung der Heimkinder in der Landwirtschaft. Einerseits wird betont, dass der Kontakt mit dem landwirtschaftlichen Betrieb für die Kinder einen „erheblichen ideellen Wert“ habe; dem entgegnet der Schulleiter der Johannes-Kullen-Schule, Theodor Heizmann, indem er u. a. darauf hinweist, dass „die ungewohnte Arbeit der jährlichen Kartoffelernte die Kinder stark ermüde“, und er fragt, ob nicht eine Vollerntemaschine angeschafft werden könne. (L6 – 1809).“

      Die Archivlage macht nicht wirklich deutlich, was nun genau –und in welchem Umfang- die ehemaligen Heimkinder in der Arbeit einbezogen wurden. Allerdings wird bei der Landwirtschaft schon deutlich, dass es dort um schwere Arbeit geht und die Kinder oft sehr müde waren und wenn man die Kinder so ausgebeutet hat. Es ist nicht anzunehmen, dass es in anderen Bereichen nicht auch der Fall war. Aber wie sollten auch die Erzieher hier eine andere Sichtweise haben, wenn das Ziel dieser schwarzen Pädagogik war ja Arbeit mit einzubeziehen und als ein Lernen zu sehen und dabei ignorieren, dass es nicht wirklich darum ging, sondern mit der Arbeit von Kindern der Personalmangel ausgeglichen werden musste, also es eher um Ausbeutung ging, Kinder als Personalersatz.
      Natürlich war das Zwangsarbeit, was denn sonst!!!!

      • Erika Tkocz said, on 15. August 2018 at 11:37

        Fortsetzung Korntal Studie Seite 147 – 154
        12 Spenden, „Liebesgaben“ und Care-Pakete
        13 Patenschaften/ -familien, Familiensonntag Seite 149 (selber lesen)

        14 Briefe – Beschwerden – Briefzensur Seite 151
        Da wird gleich eingangs erwähnt, dass wie auch in anderen Heimen die Briefe der Kinder kontrolliert wurden und so können wir nicht davon ausgehen, dass in den Briefen sich das wieder spiegelt was die Kinder in Korntal erlebten und worunter sie litten.

        „Die ein- und ausgehende Post wurde von der Gruppenmutter oder dem Heimleiter gelesen, Briefe an die Eltern wurden zurückgehalten (L6 – 870), nicht ausgehändigt (L6 – 921), zensiert oder mussten neu geschrieben werden. Damit kontrollierten die Erzieher und Heimleitung den Briefverkehr, Kontakte und mögliche Beschwerden nach außen.61 „ (Seite 151)

        Die entsprechende Fußnote dazu:
        „61 Vereinzelt beschwerten sich Eltern – Väter oder Mütter – schriftlich über die „Zustände“, die Kleidung, das Essen, die hygienischen Einrichtungen, Strafen und die Arbeitseinsätze ihrer Tochter/ihres Sohnes. Dabei haben sie sich anonym oder mit Namensangabe direkt an das Heim oder das zuständige Jugendamt bzw. Landesjugendamt gewandt. In der Regel wurden die Vorwürfe abgewiesen.“ (Seite 151)

        So wurde dann das „Übliche“ geschrieben und an dieser Stelle muss man sich fragen-wie an so vielen anderen Stellen-war das Kontrolle oder war das Täterhandeln, vertuschen was wirklich in Korntal geschah. Unter dem Deckmäntelchen „erzieherische Gründe“ war alles möglich.

        Aber hier Seite 154, der Brief eines Kindes und die Reaktion darauf sollte doch einmal näher angeschaut werden:
        Ein Kind schreibt, dass es Vorschreibebriefe schreiben müsse, weil es sonst Ärger geben würde (L6 – 903), und ein Mädchen musste im Februar 1974 einen Aufsatz zum Thema, „Warum muß ich den Anordnungen der Erzieher folgen?“, schreiben.
        In ihm hieß es u. a.:

        Seite 154
        „Ihr Erwachsene seid nichts besseres als wir Kinder. Weil die Erzieher und die Erwachsenen glauben, sie seien immer im Recht. Obwohl das gar nicht stimmt. Die Erzieher denken, das würde ihnen helfen für die Erziehung. (…). Sie denken, wenn wir nicht folgen, könnten sie uns schlagen oder mit anderen Sachen bestrafen. Meistens sind auch die Erzieher dran schuld, daß wir ihnen nicht folgen“.

        Dann mußte sie den Brief ändern:
        „ Am 28.2.1974 schreibt sie bzw. mußte sie dann an den Heimleiter Werner Bizer schreiben: „Ich bin so verzweifelt. Unsere Tante (die Erzieherin in der Gruppe, d. V.) hat uns erzählt wegen dem Aufsatz, den ich damals hab schreiben müssen. Nachdem mir Tante das alles erzählt hat wurde mir klar, daß es falsch von mir war. Aber ich hab an dem Tag so eine Wut, daß mir alles egal war. Nun möchte ich mich recht herzlich entschuldigen und lesen sie den Brief in der Erzieherbesprechung vor. Denn ich hab den anderen Erziehern auch Unrecht getan. Aber lesen sie ihn bitte nicht in der Andacht vor. Als mir Tante das über den Aufsatz erzählte, kam mir plötzlich ein schlimmer Gedanke. Und zwar dachte ich mir, jetzt musst du sicher in ein anderes Heim. (…). Ich möchte gerne hier im Heim bleiben, denn ich fühle mich wohl und ich habe auch viele Freunde“. (L6 – 982). „

        Es gibt viele Verbrechen in Heimen und in Korntal und es fällt immer leicht auf die offensichtlichen Verbrechen die körperliche Gewalt zu schauen.Manche Verbrechen kommen nicht so offensichtlich daher, aber sind nicht weniger nachhaltig so wie hier als Beispiel erkennbar ist.
        Das Mädel beschreibt so wie sie die Erzieher sieht und empfindet, ehrlich und erkennt etwas sehr Wesentliches: Den Machtanspruch der Erzieher, sogar, dass diese Einstellung für die Erzieher hilfreich sei und legitimieren diesen mit Gewalt. Sie erkennt sehr richtig hier nicht schuld zu sein und es wird klar, wie tief diese verlogene Erziehung geht, bis in der Einstellung und Auffassung des Mädels und die Reaktion des Erziehers ist diese:

        Seite 154
        „Am 28.2.1974 schreibt sie bzw. mußte sie dann an den Heimleiter Werner Bizer schreiben: „Ich bin so verzweifelt. Unsere Tante (die Erzieherin in der Gruppe, d. V.) hat uns erzählt wegen dem Aufsatz, den ich damals hab schreiben müssen. Nachdem mir Tante das alles erzählt hat wurde mir klar, daß es falsch von mir war. Aber ich hab an dem Tag so eine Wut, daß mir alles egal war. Nun möchte ich mich recht herzlich entschuldigen und lesen sie den Brief in der Erzieherbesprechung vor. Denn ich hab den anderen Erziehern auch Unrecht getan. Aber lesen sie ihn bitte nicht in der Andacht vor. Als mir Tante das über den Aufsatz erzählte, kam mir plötzlich ein schlimmer Gedanke. Und zwar dachte ich mir, jetzt musst du sicher in ein anderes Heim. (…). Ich möchte gerne hier im Heim bleiben, denn ich fühle mich wohl und ich habe auch viele Freunde“. (L6 – 982). „

        Nichts ist schlimmer, als Kindern ständig vorzumachen ihre Wahrnehmung sei falsch und sie sind schlecht und wie lange macht man so etwas, bis ein Kind es glaubt? Das wird man nie mehr los und so wird es später schwer Situationen, Menschen etc. in realistischer Weise wahrzunehmen, weil man als Kind in diesen menschenverachtenden, kinderfeindlichen Heimen gelernt hat nicht das denken und fühlen zu dürfen was wirklich ist, sondern das zu denken und fühlen was die Erzieher wollen.

        Fremdbestimmung und dann bleibt man sich fremd, kein Ich sondern ein Nichts irgendwo im Niemandsland der Seele, des Körpers und des Denkens.

        Dieses sollte man wissen wenn man Befragungen mit ehemaligen Heimkindern macht, denn dann kann man nicht Schlussfolgerungen anhand von Plausibilität ziehen, die dann als Wahrheit oder Lüge gedeutet werden, sondern muss begreifen, dass Erinnerungen oft verwirrt sind, weil es in Heimen ständig darum ging, Kinder im Denken und Fühlen zu manipulieren und das hat selbstverständlich Folgen für das spätere Leben.
        Da wird eine Tat wie sexueller Missbrauch sicherlich richtig eingeordnet, aber das „Drumherum“ das Wann-Wer- der Ort kann möglicherweise ein Chaos sein,
        so ist es nun einmal bei retrospektive Erfassung von Kindheitsbelastungen bei Erwachsenen, sie unterliegen Fehlermöglichkeiten und resultieren z.B. aus Unbewussten- Verdrängen und Bewussten-Verschweigen aus Scham. So kann man selbst bei einer Befragung –so wie es die Richterin gemacht hat-nicht wirklich sicher sein ob bei der Verneinung eines sexuellen Missbrauches dieses richtig erinnert wird, weil eine Verdrängung vorliegt.
        So muss man vor so einem Interview/Verhör andere Befragungen/Test einsetzen (Fragebögen mit einer Bagatellisierungsskala). Auch ist bekannt, dass Personen, die sogar nach objektiven Kriterien misshandelt wurden sich nicht als misshandelt sehen, weil sie in einer Umgebung aufwuchsen, in der Kindesmisshandlung die Regel war, so wie am Beispiel der Briefzensur die Regel war, nicht das Schreiben zu dürfen, was sich tatsächlich in den Heimen abspielte, sondern im Auftrag der Erzieher zu Lügen. Eine verzerrte Wahrnehmung, da muss man dann schon anderes herangehen, beispielsweise mit strukturierten Interviews zu Traumatisierungen.

        Hätten sie doch mal Frau Enders gefragt, die hat da sicherlich dieses Fachwissen, aber nein die wird ja dann auch noch diskreditiert, weil man sich seine eigene Wahrheit zusammen hämmert, so wie es früher ja auch war.
        Hier über den Weg der Plausibilität über Wahrheit oder nicht Wahrheit zu kommen ist unprofessionell.

  28. Ludwig Pätzold said, on 12. August 2018 at 15:04

    Frau Tkocz geht in ihrem Bericht vom 06.08.18 über die Dokumentation auf den dort auf Seite 64 bis 68 zitierten Brief einer Großheppacher Schwester an ihr Mutterhaus ein und greift die von der Schwester für das Flattichhaus, Kinderheim für Säuglinge und Kleinkinder, verwendete Bezeichnung „Kinder KZ“ auf. Mich hat viel mehr in dem Brief die folgende Schilderung einer Szene bewegt:
    „Folgendes steht mir im Erleben vor Augen: wir mussten geschlossen vom Schlafsaal runter in unseren Aufenthaltsraum. Danach durften die Kinder sich nach dem Frühstück im Gang noch etwas tummeln. Ohne Spielsachen. Da ging ein Kind 2 Stufen hoch zum ersten Stock und schatue zu den Gitterstäben heraus – es war eine kleine Abwechslung. Schw. Emilie kam dazu, das Kind wurde schwer gezüchtigt für diesen Ausbruch“, und wir Schwestern bekamen derart die Leviten gelesen über Verletzung unserer Aufsichtspflicht ….“
    Was hat dieser Brief, den die Leitung der Brüdergemeinde aus Großheppach erhalten hat, bewirkt? Ging ein Aufschrei durch die Kinderheime, hier werden die christlichen Erziehungsziele verraten? Gab es Schulungen und Anweisungen mit dem Ziel solches Verhalten zu unterbinden und die Kinder liebevoll zu behandeln?
    Nichts von alledem. Man hat die Großheppacher Schwestern durch die Aidlinger Schwestern ersetzt und unmenschlich weitergemacht wie bisher. Das ist der Skandal, darin liegt das Versagen der Leitung. Das muss man deutlich ansprechen.
    Noch eines: Dirk Schäfer schreibt am 5.8 :
    „Aber wer so aufklärt, wie die „Aufklärer“, ist naiv oder aber Partei.“
    Prof. Hafeneger hatte den Auftrag die Archive der Brüdergemeinde auszuwerten. Er ist trotzdem nach Großheppach gefahren und hat dort recherchiert. Ist er naiv oder Partei?
    Lesen bildet, vor allem wenn man es tut, bevor man ein Urteil fällt.

    • Erika Tkocz said, on 12. August 2018 at 15:32

      @ Herr Pätzold,

      Wenn ich diese Studie lese dann muss ich nicht schreiben was mich bewegt, denn ich war selber drei Jahre in einem Säuglingsheim und erlaube mir Abstand von meiner „Bewegung“ zu halten!

      Ich muss hier auch nicht alle Verbrechen aufführen, sie sind bekannt und müssen nicht dauernd wiederholt werden. Tja der Vorstand hat sich damals über den Begriff Kinder-KZ empört, sie machen es anders, sie lenken ab.

    • dierkschaefer said, on 12. August 2018 at 17:07

      Aber hallo, Herr Pätzold,
      Sie haben es doch mit der Plausibilität. Ist es wirklich unplausibel, aufgrund der genannten dilettantischen Exkulpierungsversuchen der „Aufklärer“ sich zu fragen, ob sie naiv sind oder aber Partei? Nur darauf hatte ich Bezug genommen. Da müssen Sie schon genau lesen und die richtigen Rückschlüsse ziehen. Wenn Herr Prof. Hafeneger über seinen engeren Auftrag hinweg nach Großheppach gefahren ist und dort recherchiert hat (war der Auftrag wirklich so eng?), dann spricht das zunächst einmal für eine gründliche Recherche. Seine Motivlage bleibt ungeklärt und ich will ohne Datenbasis auch nicht darüber spekulieren. Für mich bleibt trotz Ihrer Information die Frage: naiv oder Partei?

    • dierkschaefer said, on 14. August 2018 at 21:20

      ach, herr pätzold,
      sie schreiben „Dass Frau Dr. Baums-Stammberger nicht alles glaubt, was ihr ein Betroffener erzählt, gehört zu dem Beruf, den sie ausgeübt hat.“ das halte ich für plausibel. wie sie aber dennoch zu einer so naiven exkulpierung kommt, wie ich sie zitiert habe, ist doch – sagen wir – bemerkenswert. es ist wohl so, dass meine beurteilungsbasis für ’naiv oder partei‘ etwas schmal war – aber nur darauf habe ich mich bezogen.
      doch die kann erweitert werden. wenn es nur zwei belastungszeugen gegeben hat, so frage ich mich, wieso man nicht – ohne insinuierungen – bei den anderen nachgefühlt hat, was sie über die belasteten personen denken, allein schon, um sie entlasten zu können. es gibt unverfängliche fragemöglichkeiten. sie nicht genutzt zu haben – naiv oder partei?

  29. Andre Voigt said, on 13. August 2018 at 23:35

    Sehr geehrter Herr RA Pätzold,

    „Lesen bildet, vor allem wenn man es tut, bevor man ein Urteil fällt.“ sagen Sie.
    Sagen Sie doch bitte, wo ich das ominöse Buch von Prof. Mann finde. Ich würde es doch so gerne lesen.
    (Jaja, ich habe den Unsinn bzgl. der trojanischen Ausrede gelesen.)

    Viel interessanter allerdings ist, was Ihre Motivation sein könnte, hier in diesem Thread etwas Unruhe zu schaffen. Verraten Sie es uns oder würde es unter Geheimnisverrat fallen? 🙂

    mfg

  30. Ludwig Pätzold said, on 14. August 2018 at 15:36

    Aber wer so aufklärt, wie die „Aufklärer“, ist naiv oder aber Partei.“
    So steht es in dem Post von Dierk Schaefer vom 5.8.18.
    Worum geht es? Es geht um die Plausibilität eines sexuellen Missbrauchs durch den Geistlichen Vorsteher der Bürdergemeinde, Pfarrer Grünzweig, den ein Betroffener der Aufklärerin Dr. Brigitte Baums-Stammberger geschildert hat. Die Aufklärerin hält diese Schilderung aus mehreren Gründen für nicht plausibel. An einem der von ihr genannten Gründen entzündet sich heftige Kritik, auch von Dierk Schaefer. Seine Kritik beschränkt sich nicht auf die Sache, sie richtet sich gegen die Person der beiden Aufklärer, er wirft ihnen vor Partei zu sein, also für die Brüdergemeinde zu arbeiten.
    Der eine Aufklärer Prof. Hafeneger hat mit den Interviews und mit der Plausibilitätsprüfung nichts zu tun. So steht es in der Dokumentation, die Dierk Schaefer nicht gelesen hat. Dr. Baums-Stammberger war während ihres Berufslebens als Richterin zur Unparteilichkeit verpflichtet. Beide kannten vor ihrem Engagement weder Korntal noch die Brüdergemeinde. Sie haben die Aufgabe nur unter der Bedingung angenommen, dass sie völlig unabhängig ermitteln können. Die Dokumentation beweist eindrücklich ihre Unabhängigkeit. Dass Frau Dr. Baums-Stammberger nicht alles glaubt, was ihr ein Betroffener erzählt, gehört zu dem Beruf, den sie ausgeübt hat. Der Betroffene hat selbst eine gründliche Plausibilitätsprüfung gefordert und RA Weber, den Aufklärer der Regensburger Domspatzen, als Beispiel vorgestellt.
    Ich finde es bemerkenswert, dass Dierk Schaefer von einer eher belanglosen Meinungsverschiedenheit in der Sache zu einem Werturteil über die Person der beiden Aufklärer kommt. Das hätte ich im Hinblick auf seine langjährige Berufserfahrung nicht erwartet.

    • Erika Tkocz said, on 14. August 2018 at 16:37

      @ Herr Pätzold,
      Herr Schäfer wird da sicherlich selber antworten wollen, aber ich gebe trotzdem einmal meine Einstellung dazu.
      Zusammenstellung der Untersuchungskommission:
      ich finde es schon bemerkenswert wie die Untersuchungskommission zusammen gekommen ist, nachzulesen bei der Kritik von Frau Enders und seriös ist das sicherlich nicht!

      Klicke, um auf Bericht_Korntal.pdf zuzugreifen

      „Bemerkenswert sind die Schilderungen Dr. Baums-Stammbergers über die Zusammenstellung der Untersuchungskommission. Die Juristin berichtete wiederholt, die Moderatorin der Auftraggebergruppe (AGG) der Aufarbeitung, Prof. Dr. Elisabeth Rohr, sei eine alte Tanzschulpartnerin ihres Mannes, den diese im Rahmen einer kurzfristig angesetzten Suche nach möglichen Mitgliedern der Untersuchungskommission angesprochen habe.1 Ihr Mann habe Prof. Rohr an sie verwiesen, da sie selbst als Amtsrichterin bereits Kinderschutzfälle verhandelt habe. Prof. Dr. Hafeneger dürfte Prof. Dr. Rohr als ehemaliger Kollege an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Marburg persönlich bekannt gewesen sein. „

      Wie schön, dass man sich kennt und das ist alles andere als Professionell und Niemand könnte widersprechen wenn man hier von „Seilschaften“ sprechen würde.
      Wenn ich den Anspruch einer Aufklärung/Aufarbeitung haben will, ergeben sich Experten nicht rein zufällig, sondern ich frage mich-wer kann aufgrund seiner Professionalität- diese Aufgabe übernehmen.
      Ich wäre ich niemals auf die Idee gekommen, eine Richterin zu nehmen und zwar aus zwei Gründen:
      1. Hier ging es ja um Interviews der ehemaligen Heimkinder und wir wissen ja auch, dass die früheren Gerichte gemeinsam mit dem Jugendamt und den Heimen paktierten und da geht es jetzt nicht um einzelne Personen, sondern was aufgrund der Vergangenheit ehemalige Heimkinder mit Gericht und Richter assoziieren, sie waren früher nicht die „Anwälte“ der Heimkinder, sondern gehören schon eher zu der Tätergruppe und die Berufsgruppe der Richter sind da nicht vertrauenserweckend, aufgrund der Erfahrungen.
      2. Ein Richter hat sich nicht mit den innerpsychischen Vorgängen eines sexuellen Missbrauchs zu beschäftigen und ist nicht in der Lage – wie andere professionelle Personen-diese zu verstehen, z.B. jene Berufsgruppen die sich speziell damit beschäftigen, Psychologen, Pädagogen und/oder Institutionen wie Zartbitter etc.
      So beschränkt sich ein Richter auf das was er kann, was er versteht und da wollen Sie mir doch nicht sagen, dass er gleichzusetzen ist mit Menschen die sich professionell damit beschäftigen.
      Dann kommt aber noch etwas dazu, auch wenn die Richterin kein Vorschlagsrecht in der Höhe der Zahlungen hatte, so war klar, dass ihre Interviews/Verhöre damit zusammen hängen und das ist eine Rollenkonfusion, denn ich gehe ja davon aus, dass die Ehemaligen das wussten. Also da soll das ehemalige Heimkind Vertrauen haben und gleichzeitig weiß es aber auch, dass ein finanzieller Ausgleich damit zusammenhängt.
      Es ist schon klar, es ging darum- sagt die betroffene Person die Wahrheit oder nicht-, aber genau das ist ein Problem, weil auch ein mehrstündiges Gespräch/Verhör dieses oft nicht herausfinden kann, weil ganz andere Gesprächsformen dazu notwendig sind und ganz andere Prozesse notwendig sind, die eine Richterin nicht kennt, also keine Expertin auf diesem Gebiet ist. Zeigt ja auch schon die von ihr genannten dilettantisches Fragen, die lediglich beweisen, dass nichts aber auch gar nichts an ein professionelles Gespräch erahnen lässt.
      Wenn Sie da auf die Kompetenz der Richterin verweisen sehe ich nur, dass das Thema sexueller Missbrauch hier ad absurdum geführt wurde, denn wie sieht es denn heute in einem Gerichtsverfahren aus, schreiben da die Richter das Gutachten?????

      Dann noch zum Schluss sollten Sie nicht immer wieder meinem, man solle die Studie gelesen haben und erst dann kann man ein Urteil vornehmen. Zur Befragung der Richterin gibt es keine Korrelationen zu Teil 1 , bis jetzt habe ich auf keinen Fall solche gelesen und deswegen meine ich schon, man kann die Interviews/Verhöre der Ehemaligen mit der Plausibilität durchaus unabhängig lesen.

      • dierkschaefer said, on 14. August 2018 at 21:21

        ist natürlich die frage, warum herr weber/regensburg abgelehnt wurde.

  31. Erika Tkocz said, on 14. August 2018 at 21:50

    Weil es so ist wie es ist, man lässt „Aufklärer“ nicht unabhängig arbeiten:

    „Wohl war der Vertrag zwischen ihm und den Pietisten weitgehend ausgehandelt. Doch „eine explizit von mir geforderte Erklärung­, dass die Brüdergemeinde von einem Einflussrecht auf meine Veröffentlichungen im Aufklärungsprozess Abstand nimmt, ist bisher nicht erfolgt. Ein unabhängiges Arbeiten wäre unter diesen Umständen nicht möglich“, sagt Weber. Er greift in seiner Absage zudem die Mediatoren Elisabeth Rohr und Gerd Bauz scharf an. „Die Einflussnahme der Mediatoren, speziell deren Kommunikationsverhalten in den letzten Tagen, zeugte von fehlendem Respekt, da Inhalte und Entwicklungen über meine Verpflichtung, ohne mich vorab zu informieren, in die Öffentlichkeit getragen wurden.“

    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.missbrauchsskandal-bruedergemeinde-ulrich-weber-wirft-in-korntal-hin.d7619177-34c4-4648-a9bf-501d60334fc4.html

    So was nennt man doch Zensur und das erinnert an die Briefzensur früher in den Heimen und auch in Korntal, aber dazu komme ich noch später bei der nächsten Zusammenfassung.

    Tja und dann fand man sie, denn man suchte so lange bis die „Richtige“ in den Vorstellungen der Verantwortlichen passte, denn was nicht passt wird passend gemacht.

  32. Detlev Zander said, on 2. Oktober 2018 at 14:58

    So jetzt muss ich mich auch mal zu Wort melden. Die VERGEWALTIGUNG durch den großen GÖNNER Jakob Munz habe ich bereits schon vor vier Jahren der Gemeindeleitung mitgeteilt. Nun ist es auch so , dass es von alten Gemeindemitglieder bestätigt wird, dass MUNZ Kinder vergewaltigt hat. Die Damen nennen das Haus, ohne mich zu kennen Spermahaus. Und der liebe Herr Grünzweig hat mich vergewaltigt, zu dem ist er Täter weil er Taten vertuscht hatte. Einmal hat der dem Hausmeister gedeckt, u. einen nachweislichen Pädophilen Lehrer der fast 20 Jahre in der Heimschule arbeitet hatte, und Jungs missbraucht hat. Und noch was lieber Herr Rechtsanwalt Pätzold waren es nicht Sie, der den Betroffenen die Sie unterstützen wollten in den Rücken gefallen sind, als wir Weber wollten. Sie sind kein Diskutant für mich, Sie sehen ja, welchen Mist der Aufklärung auch Sie zu verantworten haben. Wir machen weiter aber ohne Sie. Sie haben nicht einmal die geringste Ahnung was es heißt in dieser scheinheiligen Brüdergemeinde Korntal aufgewachsen zu sein.

    • Ludwig Pätzold said, on 2. Oktober 2018 at 17:49

      Frau Dr. Baums-Stammberger hat auf dem Opfertreffen alle Betroffenen aufgefordert sich zu melden, wenn sie die Angaben im Interview ergänzen wollen.

      • Detlev Zander said, on 2. Oktober 2018 at 18:32

        Es lohn sich wirklich nicht darauf zu antworten Herr RA. Pätzhold meine Befragung hatte 10 Stunden gedauert. Und wenn Betroffene was nacheichen, es hat für die Betroffenen keinerlei Konsequenzen. Sie haben diese opferfeindliche Aufklärung immer unterstützt. Und Ihre Onlineorganisation auch noch Opferhilfe Korntal. Ich schäme mich für Sie. Und von Aufklärung und Aufarbeitung haben Sie überhaupt keine Ahnung.


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