Dierk Schaefers Blog

Der Fisch stinkt vom Kopf her

Posted in Kirche, Korruption, Kriminalität, Kriminologie, Moral, Recht, Religion, Soziologie, Täter, tradition by dierkschaefer on 19. April 2019

Ja, so sagt man. Damit es auch im Vatikan verstanden wird: Piscis primum a capite foetet![1]


Photo: Dierk Schäfer, Der eine Fisch sieht nur lebendig aus. Alle wurden frisch von einem Fischer in Marseille zum Kauf ausgelegt.

Doch diesmal hatte es anders angefangen: bei manchen Mitarbeitern der vielen Bodensta­tionen der himmlischen Zuversicht. Sie vergriffen sich an Kindern und Jugendlichen in Kinderheimen, Schulen, Seminaren, Sakristeien, auch im Beichtstuhl. Ob der Gestank zum Himmel stieg? Er breitete sich aus, doch er wurde verdeckt bis er doch durch die Ritzen drang. Puh, das stinkt, riefen die Leute, woher kommt die Fäulnis?

So beauftragte der Kopf des Fisches notgedrungen für die Öffentlichkeit einen Schnüffel­dienst. Der sollte den Bauch untersuchen, aber nicht den Kopf.[2]

»Der Kriminologe Christian Pfeiffer sollte den Missbrauch in der katholischen Kirche aufklären.“ Das ging nicht gut aus. »Im Gespräch mit giovanni di lorenzo erzählt er erstmals, was ihm im Konflikt mit den Würdenträgern widerfuhr[3]

Anfangs waren die Diözesen und ihre Bischöfe kooperativ. Doch als die merkten, dass auch die in die Gegenwart ragende Mitverantwortung von Bischöfen, von Diözesen und Verwal­tun­gen hätte aufgedeckt werden können, sperrten Sie den Zugang zu den Akten und setzten die Forscher ganz forsch unter Druck: »Über die Veröffentlichung der im Rahmen der Unter­suchung erstellten Berichte, insbeson­dere Art und Umfang der Vorstellung der Unter­suchungs­ergebnisse gegenüber der Öffentlich­keit, entscheiden VDD[4] und KFN[5] gemeinsam. Ist eine Einigung nicht möglich, unterbleibt die Veröffent­lichung.«.

Da machte Pfeiffer nicht mit. »Ich denke, zu diesem Zeitpunkt war den Akteuren der Kirche zum ers­ten Mal bewusst, dass unsere Forschung wehtun könnte. Und dass es uns auch darum ging, aufzu­decken, dass so viele enttarnte Täter weiterbeschäf­tigt wurden.«

Da machte die Kirche nicht nun mehr mit und wollte die Aufklärung beenden.[6]

Doch wie? Sie bot Schweigegeld: »Um uns zum Schweigen zu motivieren, formulierte sie im Ver­tragsangebot, dass – mit Unter­zeichnung weder wir an die Kirche noch die Kirche an uns finanzielle An­sprüche hätte. Ergänzend wurde uns mitgeteilt, dass wir nicht ausgegebene Forschungsmittel in Höhe von circa 120.000 Euro für sonstige Forschungs­zwecke behalten dürfen.«

»Wir lassen uns nicht kaufen«, sagte Pfeiffer und pfiff auf das vergiftete Angebot.

Das kam aber gar nicht gut an: »Auf einmal verkrampfte Bischof Acker­mann[7] — körperlich und von der Sprache her. Er re­dete mich mit „Professor Pfeiffer“ an und erklärte mir, wenn ich mich weigere, den Vertrag zu unter­schreiben, und der Zensurvorwurf nach draußen dringe, dann sei ich ein Feind der katholischen Kirche – und das wünsche er niemandem. Er er­klärte weiter, dass sie meinen guten Ruf öffentlich massiv attackieren würden und offen­legen müssten, welche Schwierig­keiten es mit dem Institut gegeben habe. Er sagte, dass mir das schaden wür­de, dass ich es bereuen und einen schweren Fehler begehen würde, wenn ich nicht unterschriebe.« (Ackermann? Den kennen wir doch: – O je, dass er so oft in meinem Blog vorkommt, hat mir erst die Suchfunktion offenbart[8])

Wie ging’s aus?

»Wie in einem Krimidrehbuch. Bischof Ackermann ging nach seiner Wutrede aus dem Raum, anschließend ergriff Langendörfer[9] das Wort. … Er betonte, dass wir uns ja wirklich gut verstünden und uns mensch­lich so nahegekommen seien. Und er fragte, ob ich das jetzt alles zerstören wolle. Er bat mich, doch ein­fach über die Gründe des Scheiterns zu schweigen.«

Und?

»Ich meinte nur: „Gegenüber einem Kri­minologen bad cop, good cop zu spielen, das geht nicht, Pater Langendörfer!“ Das war dann das Ende der Veranstaltung.«

Wie ging’s weiter?

»Wir haben vor Gericht zweimal gewonnen. Die Kirche musste ihren Antrag auf einstweilige Verfügung zurück­ziehen und auf ihrer Homepage den Satz streichen, sie hätte sich mit uns auf Vertragsformulierungen geeinigt, die die Wissenschaftsfreiheit respektier­ten. Und ich durfte weiter von Zensur sprechen.«

Doch apropos Langendörfer. Der hatte nach einem Vortrag Pfeiffers (im Herbst 2011 vor den Generalvikaren, also den obersten Verwaltungsbeamten aller Bis­tümer) kritisch gefragt, »ob ich wirklich so offen über den Zölibat reden musste.«

Pfeiffer hatte damit ein Tabu-Thema berührt. Schließlich beruht die Anforderung und zugleich Fiktion der katholischen Priester bis hinauf zum Papst auf der Idealvorstellung ihrer A-Sexualität, analog der bekannten Dame ohne Unterleib, die ja auch nur eine Vorspiegelung auf Jahrmärkten ist.[10] Jetzt einen Bogen zu schlagen zur asexuell imaginierten Mutter Jesu würde zu weit führen. Zu weit jedenfalls ging es den Würdenträgern der katholischen Kirche, den Zölibat als wichtigen Faktor in die Missbrauchsuntersuchung einbezogen zu sehen.

Zurück auf Los: Der Kopf des Fisches stinkt schon lange, wenn auch nicht so vernehmlich wie zu Zeiten der Renaissancepäpste. Sie brauchten kein Vertuschungsdeodorant.[11] Inwiefern auch für Päpste aus neuerer Zeit die A-Sexualität nur ein Wolkenkuckucksheim darstellt, könnte sich bald erweisen.

Pfeiffer sagt »Das Verbieten von Sexualität ist ein Grundfehler und hat massiv zum Miss­brauch bei­getragen. Die ständige Lüge von der Enthaltsam­keit vergiftet die Kirche von innen her.«

Datum: Karfreitag 2019

Fußnoten

Es sind sehr viele, doch die interessierten Leser werden sie zu schätzen wissen.


[1] Piscis primum a capite foetet! Il pesce puzza dalla testa http://www.beleadergroup.com/2017/06/19/piscis-primum-a-capite-foetet-il-pesce-puzza-dalla-testa/ Für die deutsche Version: https://www.mundmische.de/bedeutung/20644-Der_Fisch_stinkt_vom_Kopf_her

[2] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/03/25/kindesmisbrauch-zweiter-anlauf-der-bischofe/

[3] alle Zitate aus: DIE ZEIT, Nr. 17, 17. April 2019, S. 47f, Der komplette Artikel sei meinen Lesern, Gläubigen wie auch Ungläubigen, herzlich empfohlen.

[4] Verband der Diöze­sen Deutschlands (VDD)

[5] Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN)

[6] »Wir ha­ben Herrn Pfeiffer heute gekündigt, weil das Ver­trauensverhältnis völlig desolat ruiniert ist.«

[7] »Stephan Ackermann,Der Bischof von Trier, 56, ist der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskon­ferenz. Dieses Amt bekleidet er seit Februar 2010. Unter seiner Ägide überarbeitete die DBK ihre Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker«

[8] https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/09/26/missbrauchsbeauftragter-ackermann-hat-die-relevante-information-verschwiegen/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/03/18/das-fingerspitzengefuhl-des-herrn-ackermann/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/12/18/damit-ist-bischof-ackermann-zum-fall-geworden/

Bischof Ackermann hat sich sogar auf den Boden geworfen und stellvertretend die Sünde der Kirche bekannt. Doch das blieb alles im rituellen Rahmen. Herr Focke fällt aus dem Rahmen, er ist ausfallend – und er hat das Recht dazu. Herr Focke ist die Frucht kirchlicher Erziehung. https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/01/07/in-wirklichkeit-aber-sind-sie-reissende-woelfe/

Herr Werner wendet sich … nicht an die Allgemeinheit, sondern an ausgesuchte Adressaten: so auch: sehr geehrter Bischof Ackermann https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/05/25/zwei-pfingstbotschaften-gehen-aneinander-vorbei/ Hier sein offener Brief:

https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/01/17/die-entstehende-neue-missbrauchsstudie-der-kirche/  https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/01/19/man-befurchtet-dass-sich-der-neue-fonds-als-fass-ohne-boden-entpuppen-wird/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/08/01/aus-dem-bistum-trier/

https://dierkschaefer.wordpress.com/2014/03/25/kindesmisbrauch-zweiter-anlauf-der-bischofe/

Die katholische Kirche warf sich in Person von Herrn Ackermann bäuchlings vor den Altar und bekannte ihre Sünden https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/07/15/das-system-schlug-mit-wucht-zuruck/

Auch innerhalb der Kirche steigen solche Blasen auf: Kinder wurden mißbraucht und weitergereicht, wie wir dem Telefon-Hot-Line-Report von Bischof Ackermann gestern entnehmen konnten. Die Omerta, das Schweigegebot, hat jahrelang den Umgang der Kirche mit den Verfehlungen mancher Amtsträger bestimmt https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/01/18/kriminelle-blasen/

Was fehlt, ist Transparenz, die nicht von Diözese zu Diözese anders definiert werden sollte. Ob Bischof Ackermann tatsächlich für alle seine Kollegen spricht, ist nach dem Konflikt KFN-DBK fraglich: »Die Ergebnisse seien durch nichts zu beschönigen, sagte der Bischof. Allerdings werde seitens der Kirche auch nichts beschönigt, was als Beweis der festen Absicht der Bischöfe genommen werden solle, sich einer „offenen wissenschaftlichen Aufarbeitung“ des Umfangs und der Ursachen sexueller Gewalt in der Kirche zu stellen und die Freiheit der Wissenschaft zu respektieren.« https://dierkschaefer.wordpress.com/2013/01/17/ubergriffe-als-ausdruck-liebender-verbundenheit-in-christus-oder-auserwahlung-vor-gott-ausgegeben/

Weiterbeschäftigung pädophiler Priester ausgerechnet im Bistum Trier, Sitz des Mißbrauchsbeauftragten Ackermann. https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/04/23/merkwurdige-inkonsequenzen-innerhalb-der-katholischen-kirche/

Sehr geehrter Herr Dr. Ackermann, als ein Anwalt, der seit Jahren Opfer sexueller Gewalt durch katholische Priester in Deutschland und Österreich berät und vertritt, bin ich immer wieder damit konfrontiert, dass sich die Kirche gegenüber Schadenersatzansprüchen auf die Einrede der Verjährung beruft. https://dierkschaefer.wordpress.com/page/2/?s=Ackermann

Bischof Stephan Ackermann zur Entschädigungsregelung (März 2011), https://dierkschaefer.wordpress.com/2012/02/24/bischofskonferenz-versprach-unkomplizierte-losung/

In den Karfreitagsgottesdiensten der katholischen Kirche soll eigens für die Opfer sexueller Übergriffe gebetet werden. Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fälle sexuellen Missbrauchs, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, regte am Mittwoch an, in die traditionellen Fürbitten eine Bitte „für die Kinder und Jugendlichen“ einzufügen, denen „in der Gemeinschaft der Kirche, großes Unrecht angetan wurde, die missbraucht und an Leib und Seele verletzt wurden, https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/01/symbolhandlungen-und-ihre-glaubwurdigkeit-%e2%80%93-und-die-opfer-zweiter-klasse/

[9] »Hans Langendörfer – Der Jesuit ist Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz und Geschäftsführer des Ver­bandes der Diözesen Deutschlands. Im VDD sind alle 27 selbstständigen Bistümer zusammengeschlossen. Langendörfer, 68, verantwortet die Rechtsgeschäfte und die Mittelvergabe des VDD.

[10] http://schaubudenzauber.de/dame-ohne-unterleib/

[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Kastanienbankett

Wer mit dem Teufel aus einem Topf essen will, braucht einen langen Löffel.

Posted in Kindeswohl, Kirche, Kriminalität, Leben, Moral, News, Recht, Religion, Soziologie, Täter, Weltanschauung by dierkschaefer on 6. Oktober 2018

Das gilt wohl auch für gemeinsame Vorhaben mit der Deutschen Bischofskonferenz. Teufel.jpg

„Am 08.07.2011 vereinbarten der Ver­band der Diözesen Deutschlands (VDD) und das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) die Durchführung einer Untersuchung zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche.“

Daraus wurde letztlich nichts. Warum, das erklärt das KFN in einer mir vorliegenden Dokumentation.[1]

»Was hat das KFN aus dem Scheitern des Projekts gelernt? Hierzu gibt es verschiedene Antworten. So hätten wir die angesprochenen Probleme der Aktenvernichtung bereits vor Abschluss des Vertrages erkennen können, wenn uns eine erfahrene Kirchenrechtsexpertin bzw. ein erfahrener -experte zur Seite gestanden wäre. Sie oder er hätte uns dann wohl auch darauf aufmerksam gemacht, dass die per Hand­zeichen abgegebene Zustimmung der 27 (Erz-)Diözesen zu dem Vertrag für diese keinerlei rechtliche Bindungswirkung entfaltete und dass es deshalb ratsam gewesen wäre, ergänzend 27 Einzelverträge abzuschließen. Und schließlich wäre von dieser Person möglicherweise auch ein Hinweis auf die inne­ren Machtstrukturen der katholischen Kirche gekommen, der uns rechtzeitig etwas bewusst gemacht hätte: Für ein derart schwieriges Projekt bietet allein die Unterschrift des Sekretärs der Deutschen Bischofs­konferenz zu wenig Sicherheit, um das Forschungsvorhaben mit allen 27 (Erz-)Diözesen umsetzen zu können. Als sich gegen Ende des Jahres 2011 gegen das Projekt zuneh­men­de Widerstände zeigten, erwies sich seine Position als zu schwach, um die Erfüllung des gel­tenden Vertrages zu garan­tieren. Darüber hinaus drängt sich eine weitere Folge­rung auf. Es hat sich als Mangel des abgeschlos­senen Vertrages erwiesen, dass sich das KFN dazu verpflichtet hat, über alle projektinternen Abläufe oder Konflikte gegenüber Außen­stehen­den strikt zu schweigen und bei einem Verstoß gegen diese Regelung eine Kündigung aus wichtigem Grund zu riskieren. Stattdessen sollte bei solchen Verträgen vorgesehen wer­den, dass beide Seiten berechtigt sind, sich den sachverständigen Rat externer Exper­tinnen und Experten einzuholen. So wäre es in unserem Fall hilfreich gewesen, wenn wir eine ausge­wie­sene Datenschutzexpertin bzw. einen ausgewiesenen Datenschutzexperten hätten einbeziehen kön­nen. Dies hätte den VDD daran gehindert oder es ihm zumindest erheb­lich erschwert, in der Öffent­lichkeit den falschen Eindruck zu erwecken, das Projekt sei an Datenschutzproblemen gescheitert. Ein zweites Beispiel betrifft eine Grundsatzfrage. Für derartige Projekte, in denen ein außer­universitäres Institut bei einem mächtigen Vertragspartner Drittmittel für ein großes Forschungsprojekt eingeworben hat, wäre es hilfreich, wenn es beim Bundesforschungs­ministerium oder beim Wissenschaftsrat eine für Fragen der Forschungsfreiheit verant­wortliche Person gäbe. Ihre Aufgabe wäre es, sich auf Anfrage bera­tend einzuschalten, wenn sich Konflikte zwischen den Vertragsparteien ergeben sollten, die die For­schungs­freiheit tangieren. Vorsichtshalber sollte die Funktion dieser beauftragten Person bereits im Vertrag angesprochen werden, damit das Institut auch insoweit keine Geheimhaltungs­pflichten verletzt, wenn es diese besondere Sachverständige bzw. diesen besonderen Sachverständigen einschalten möchte.«

Inzwischen gibt es die Folgeuntersuchung, auch im Auftrag der Bischöfe. Doch alle von ihnen eingebauten Kautelen konnten nicht verhindern, dass von den Autoren selbst die Schwächen ihrer Untersuchung offen benannt wurden.

»Die letzten beiden [vom KFN benannten] Kritikpunkte werden nun bestätigt – und zwar durch die Studie selbst. Darin heißt es: „In einigen Fällen fanden sich eindeutige Hinweise auf Aktenmanipulation.“ Außerdem habe es „explizit die Information“ aus zwei Bistümern gegeben, „dass Akten- oder Aktenbestandteile mit Bezug auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger in früherer Zeit vernichtet wurden“. Neben der Aktenvernichtung wird auch das Blockieren einer unabhän­gigen Einsicht in die vorhandenen Bistumsakten belegt. In der Zusammenfassung der Studie steht auf Seite eins: „Das Forschungsprojekt hatte keinen Zugriff auf Originalakten der katholischen Kirche. Alle Archive und Dateien der Diözesen wurden von Personal aus den Diözesen oder von diesen beauftragten Rechtsanwaltskanzleien durchgesehen.“«[2]

Sollte beabsichtigt gewesen sein, mit einer unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchung im Auftrag der Kirche Vertrauen in die katholische Kirche wiederherzustellen, so ist das gründlich misslungen. Transparenz sieht anders aus – und: die Wissenschaftler haben sich als nicht käuflich erwiesen.

Fußnoten

[1] Christian Pfeiffer, Thomas Mößle, Dirk Baier, Über das Scheitern eines Forschungsprojekts zur Untersuchung des sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845259390_9.pdf?download_full_pdf=1&page=1 Die Datei ist geschützt, wenn man sie öffnet, kann es vorkommen, dass man sie kaum wieder vom Schirm runterkriegt. Ich habe sie gelesen und veröffentliche aus ©-Gründen hier nur den Teil, in dem die Autoren ihre Lehren aus der Zusammenarbeit mit der in Deutschland real-existierenden katholischen Kirche beschreiben.

[2] https://www.zeit.de/2018/38/sexueller-missbrauch-bischoefe-kirche-studie/komplettansicht

Photo: Dierk Schäfer, https://www.flickr.com/photos/dierkschaefer/16422342929/in/photostream/

50 Huren im Vatikan

Posted in Geschichte, Kirche by dierkschaefer on 10. Januar 2013

Leibniz hat 1697 in Hannover darüber geschrieben. Den Beleg fand er in der Wolfenbütteler Bibliothek, deren Chef er war. Der Titel: „Historia arcana sive de vita Alexandri VI. Papae“. Der Text schlug ein. Warum?

Der Sohn Alexanders VI, Cesare Borgia, hatte in seinem Vatikanspalast eine – heute würden wir sagen – Bunga-Bunga-Party veranstaltet. »An dieser Orgie nahmen fünfzig Huren teil. Sie tanzten nach dem Essen zuerst bekleidet, dann nackt; dann wurden Kandelaber auf den Boden gestellt und Kastanien auf den Boden geworfen, welche die Kurtisanen auflesen sollten; die, welche sich dann mit den anwesenden Herren geschlechtlich vereinigten, erhielten Seidenstoffe und kostbare Strümpfe.« Dies alles geschah laut Tagebuch des päpstlichen Zeremonienmeisters im Beisein des Papstes und seiner Tochter Lucrezia.

Dummerweise hatte Leibniz zuvor in der Vatikanischen Bibliothek recherchiert, dort aber diesen Text nicht gefunden. Doch der Vatikan fühlte sich hintergangen und argwöhnte, Leibniz habe das ihm in Rom entgegengebrachte Vertrauen mißbraucht, und setzte das Buch auf den Index der verbotenen Bücher. »In den italienischen gelehrten Kreisen verbreitete sich dazu die Meinung, dass der schlaue bösgesinnte Lutheraner das Werk nur deshalb veröffentlicht habe, um das Papsttum anzugreifen«.

Andere Zeiten, andere Sitten? Kaum! Nicht nur der Verweis auf Bunga-Bunga zeigt das an. Es gibt auch Versicherungen, die ihre Mitarbeiter mit solchen Parties belohnen. Doch das ist nicht das eigentlich Empörende.

Ein aktueller Vorfall erinnert fatal an die vatikanische Reaktion von damals. Da soll doch der Kriminologe Pfeiffer, dem man Akteneinsicht gewährt hatte, das Vertrauen der Kirche mißbraucht haben. Im Unterschied zu den mittelalterlichen Sexualarbeiterinnen, geht es um sexuellen Kindesmißbrauch in kirchlichen Einrichtungen. Diesem Feind der Kirche gehört Einhalt geboten! Sein Vertrag wurde gekündigt.

Die Zitate sind entnommen aus: Roberto Zapperi, Leibniz als Historiker eiens Skandals, FAZ 9. Januar 2013, S. N 3

Wenn Bischöfe träumen: KfN, Katholisch far Niente

Posted in Kinderrechte, Kirche, Menschenrechte, Politik by dierkschaefer on 9. Januar 2013

Wenn Bischöfe schlecht träumen, träumen sie vom Mißbrauchsskandal und dem Imageschaden ihrer Kirche. Ein tiefer Seufzer  führt zum erlösenden Folgetraum, dem vom dolce far niente. Beruhigt wachen sie auf – und siehe, der Traum ist wahr geworden in Gestalt des KfN. „Wir sind noch einmal davongekommen!“

 

Sollte es immer noch Opfer geben, die von einer Aufarbeitung der kirchlichen Verbrechen träumen, so sind sie jäh aus ihrem Traum erwacht – und bekehrt.

 

»Es sollte der Befreiungsschlag werden: Die Deutsche Bischofskonferenz beauftragte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Doch nun steht das Projekt vor dem Aus – Bistümer weigern sich, die notwendigen Daten herauszugeben«.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/sexueller-missbrauch-studie-der-kirche-zur-aufarbeitung-vor-dem-aus-a-876442.html