Der Missbrauch mit dem Missbrauch
Die „Bewirtschaftung“ der ehemaligen Heimkinder und ihrer Schicksale stellt sich mittlerweile als Missbrauch der Missbrauchten dar [1]. Missbrauch ist hier umfassend zu verstehen als aktive Verletzung von Kindeswohl und Kinderrechten in staatlichen und kirchlichen Erziehungseinrichtungen.
Worin besteht diese Form des Missbrauchs der Missbrauchten?
Umfassend stellt das der in Österreich erscheinende Standard in einem glänzend geschriebenen Artikel zu einem Kinderheim in Tirol dar[2]: »Mittlerweile wurden die Schicksale der ehemaligen Tiroler Heimkinder historisch erforscht, kulturell bearbeitet und auch medial einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die vormals „schlimmen Kinder“ haben dabei brav kooperiert, führten Besucher durch ihre einstigen Folterstätten, ließen ihre Geschichten und Porträts ins Internet stellen … nahmen an Podiumsdiskussionen und Buchpräsentationen teil, gingen keiner Belastung aus dem Weg, auch nicht der Preisgabe intimer und schmerzhafter Details. Eine Betroffenheitswelle wurde erzeugt – aber die allein machte keinen Heller locker. Gewiss, es geht um Bewusstmachung, um Anerkennung, die „Restitution von Würde“, aber eine materielle Restitution folgte ihr nicht. Der Optimismus der letzten Jahre ist verflogen. Die Bearbeitung ihrer Geschichte hat die ehemaligen Heimkinder aufgerieben: Öffentlichkeitsarbeit, Behördenirrwege, mangelnde Akteneinsicht, taube Ohren, fragwürdige Gutachten, eingestellte Ermittlungen, geplatzte Hoffnungen, Almosen statt Entschädigung.«
Photo aus: https://www.mup.wi.tu-darmstadt.de/media/bwl7/praxisportal/dasfachgebietimspiegelderpresse/2010-06-10-Spielregeln.pdf
In Deutschland ist die Situation nicht anders. Die ehemaligen Heimkinder wurden ausgequetscht wie Zitronen.[3] Zunächst ging es um Misshandlungen jeder Art in den Heimen, nun aber um den viel „geileren“ sexuellen Kindesmissbrauch. Die Medien sprangen drauf und dann die liebe Wissenschaft. Ein weites Feld wissenschaftlichen Forschens liegt vor uns. Waren manche Heimkinder im Dienste der Wissenschaft pharmazeutischen Versuchen ausgesetzt, so nun der historischen Neugier. Diese Bewirtschaftung ihrer Schicksale ist pure Ausbeutung und bringt den Ausgebeuteten außer einer momentanen Aufmerksamkeit nichts, gar nichts. Die Medien benutzen zwar – unverbesserlich – den Begriff „Entschädigung“, obwohl es zu beantragende Almosen sind. Doch für echte Entschädigung[4] ist – wie auch in Österreich niemand zuständig: »Die Verantwortlichen, das wären die Republik Österreich, die Tiroler Jugendwohlfahrt, die beteiligten Bezirkshauptmannschaften und Gemeinden, die katholische Kirche und der Benediktiner/innen-Orden. Aber die bleiben un(an)greifbar, bis auf die paar Ausführende, jene Klosterschwestern, die für Gottes Lohn den ihnen Anbefohlenen das Leben zur Höllen machten. Die meisten sind inzwischen verstorben, die übrigen dement, also nicht mehr verhandlungsfähig. Schadenersatzforderungen ehemaliger Heimkinder, die … für ihr Leben gezeichnet sind, stoßen auch bei weltlichen Behörden auf taube Ohren, sei es bei Stadt, Bezirk, Land oder Bund, den höchstverantwortlichen Trägerinstanzen.«
»„Wir werden immer weniger. …Die meisten von uns haben resigniert, viele sind krank, manche verstorben.“ Zwar hätten ihnen die mediale Unterstützung und sogar offizielle Betroffenheitsbezeugungen der letzten Jahre durchaus den Rücken gestärkt, dennoch sähen sie sich der alten Zermürbungstaktik ausgesetzt: Man behandelt die Überlebenden des breitangelegtesten Verbrechens der Nachkriegszeit weiterhin als Bittsteller, anstatt sie in ihrer berechtigten Forderung nach Entschädigung wahrzunehmen. Geschweige denn sie zu ermutigen.«
Ja, so kann man nennen: Das am breitesten angelegte Verbrechens der Nachkriegszeit.
Es findet seine Fortsetzung, harmlos und ohne böse Absicht, in der Bewirtschaftung der Schicksale von damals schon Missbrauchten.
„Vae Victis“ – Wehe den Besiegten!
Fußnoten
[1] Ursprünglich meinte „Missbrauch mit dem Missbrauch“ der instrumentell oder irrtümlich erhobene Vorwurf von Kindesmissbrauch, um einen Ex-Partner vom Umgang mit dem Kind ausschließen zu können. Ich machte eine Tagung zu diesem Thema. https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/11/02/politisch-korrekt-ist-dieses-buch-ganz-und-gar-nicht/ . Es referierte auch der Autor eines gleichnamigen Buches: http://www.alteck.de/alteck_show.cfm?CFID=cc708de0-7f56-4d81-b3bc-996e487728e4&CFTOKEN=0&xx=start_beschluss.cfm . Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Missbrauch_mit_dem_Missbrauch .
[2] Zitate aus: https://www.derstandard.de/story/2000093295474/missbrauch-im-kinderheim-falltuer-auf-kind-rein-falltuer-zu
[3] Das begann mit der damaligen Familienministerin: „Die Einrichtung eines nationalen Entschädigungsfonds wird von Bundestag und Bundesregierung nicht angestrebt.“ https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/runder-tisch-bericht-ds.pdf .
Sie fand eine willige Helferin in der „Moderatorin“ des Runden Tisches: Dr. Antje Vollmer. https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/ .
[4] Es heißt immer wieder abwehrend, mit Geld sei das Ganze ohnehin nicht wieder gut zu machen.
Heimkinder als Verfügungsmasse
Als Versuchskaninchen wurden sie auch benutzt. Seit Sylvia Wagner über Arzneimittelstudien an Heimkindern publiziert hat[1], purzeln die Meldungen geradezu aus dem Medien. Immer mehr Heime und Fälle werden genannt, auch aus dem Ausland[2]. Die FAZ veröffentlichte am 19. November einen ganzseitigen Artikel über „Tablettenkinder“ an recht prominenter Stelle[3].
Die Heimereignisse sind also noch vielfältiger, als sie bisher dargestellt wurden. Doch überraschend kommt das nicht. Es ist nur ein weiteres unterdrücktes und verdrängtes Kapitel der Heimgeschichte.
Ich sehe bisher fünf Phasen.
Die erste Phase ist durch das Stichwort „Schläge im Namen des Herrn“ (SPIEGEL-Redakteur Wensierski) zu umreißen. Es ging um die Vorkommnisse in den Heimen, die man aufgrund der damaligen pädagogischen Kenntnisse – vorsichtig formuliert – als hinderlich für den weiteren Werdegang vieler ehemaliger Heimkinder bezeichnen kann. Die Heimkinder nennen die alltäglichen Demütigungen, Gewalttätigkeiten, Zwangsarbeit und Bildungsverweigerung „Verbrechen“. Die folgenden Phasen resultieren aus dieser ersten.
Als diese Vorkommnisse nicht mehr geleugnet werden konnten, kam die zweite Phase: der Runde Tisch Heimkinder, „moderiert“ von Frau Vollmer. Hier saßen wenige ehemalige Heimkinder einer Phalanx von kompetenten Interessenvertretern von Staat und Kirchen gegenüber – und sie wurden gezielt betrogen.[4] Die Medien schreiben bis heute von Entschädigungen, obwohl die bescheidenen Geldzuwendungen erklärtermaßen keine sein sollen, denn dann gäbe es einen Rechtsanspruch. Das durfte nicht sein, ebensowenig wie man bereit war, die Zwangsarbeit als solche zu deklarieren und zu vergüten. Auch heute noch renommierte Firmen blieben verschont. Bleibende Körperverletzungen blieben unberücksichtigt wie grundsätzlich auch die Kinder aus Behindertenheimen und Kinderpsychiatrien.
Die dritte Phase begann mit dem Bekanntwerden des umfangreichen sexuellen Missbrauchs in den Erziehungseinrichtungen und mündete in den separaten Runden Tisch Missbrauch. Missbrauch war am ersten Runden Tisch bereits zur Sprache gekommen, war jedoch kein eigenes Thema, wie auch die Medikamentierung der ehemaligen Heimkinder. Viele berichteten, wenn auch nicht von Versuchen, so doch von Medikamenten zur Ruhigstellung mit psychotropen Substanzen. Das hat nicht weiter interessiert.
Nun beginnt die vierte Phase mit der Aufdeckung umfangreicher medizinischer Versuche an ehemaligen Heimkindern. Medikamente waren nicht das einzige. Ich erinnere mich an die Schilderung eines ehemaligen Heimkindes, der wegen Bettnässen in der Universitätsklinik Tübingen mit Elektroschocks am Penis behandelt wurde bis zur Verschmorung des Gewebes.
Eine fünfte Phase wird gerade eingeleitet mit der Errichtung einer Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ für die ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien.
Das Schicksal der Kinder in den Heimen hat die Forschung beflügelt, wie auch jetzt aktuell in der Medikamentensache. Die Heimkinder sehen nach meiner Kenntnis dabei hauptsächlich, dass für die Forschung Geld bereitgestellt wird (wie auch für die Verwaltung ihrer Anträge), aber kein Geld für halbwegs angemessene Entschädigungen. Ein Großteil der ehemaligen Heimkinder lebt in äußerst bescheidenen Verhältnissen, allein schon bedingt durch heimverursachte Bildungsmängel.
Ich teile die Skepsis der ehemaligen Heimkinder, dass auch für die neu bekannt werdenden Fälle wieder nur „Almosen“ übrig bleiben werden, – auf Antrag und unter retraumatisierenden Bedingungen. Unsere Medien werden wieder von Entschädigungen sprechen. Sie sollten besser recherchieren.
Bewertung: Schutzbefohlene können zu den verschiedensten Zwecken „verzweckt“ , also missbraucht werden, die Geschichte der Heimkinder belegt das. Es wäre auch nach den Insassen der Seniorenheime zu fragen, nach den Strafgefangenen, auch nach Kranken in den Krankenhäusern, – es gäbe wohl noch manche andere. Ich will bei den Kindern bleiben.
Neuere Vorkommnisse[5] zeigen, dass trotz einer Besserung der Verhältnisse wohl auf breiter Basis in den totalen Institutionen es ohne Rücksicht auf die Rechtslage[6] immer wieder zu Übergriffen kommt, die nicht tolerierbar sind. Vertrauen mag gut sein, Kontrolle ist besser. Wir brauchen für die verschiedenen Gruppen Schutzbefohlener Ombudsleute, die nach ihrer Überprüfung der Plausibilität von Vorwürfen bevollmächtigt sind, die Fälle in den Einrichtungen zu untersuchen (Befragungen, Akteneinsicht, Schiedsbefugnis, Beschwerdemacht bis hin zur Anklagebefugnis). Viele Schutzbefohlene haben noch ihre Familien oder Freunde, die für sie die Ombudsperson anrufen können, wenn sie nicht selber mehr dazu in der Lage sind.
Doch ich fürchte, dass unsere Politiker eher um ihre Wiederwahl besorgt sind und auf Lobbyisten hören, denn auf die Sorgen und Beschwerden „kleiner Leute“.
Fußnoten
[1] http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-42079/04_Wagner_Heime.pdf
[2] http://www.lkz.de/lokales/stadt-kreis-ludwigsburg_artikel,-%E2%80%9ETaeglich-ein-Becherle-mit-Smarties%E2%80%9C-_arid,396038.html
http://www.cbgnetwork.org/6964.html
Pharmaindustrie: grausame Medikamentenversuche unter dem Motto „Kinder sind unsere goldene Zukunft“
[3] Von Reiner Burger, FAZ Sonnabend, 19. 11. 2016, S. 3. Leider kann ich aus ©-Gründen meinen Scan hier nicht einstellen.
[4] https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/
[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/2016/07/12/friesenhof-skandal-neue-kinder-und-jugendhilfeverordnung-ab-ende-juli/
[6] Auch die Rechtslage ist dank der Lobby-Arbeit der Sozialkonzene nicht im Sinne von Schutzbefohlenen gleich welcher Art. https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/06/24/die-zahnlosigkeit-der-gesetze-zum-recht-von-schutzbefohlen/
Gerade kommt noch ein neuer Link rein: http://www.derbund.ch/zuerich/gemeinden/Schlimme-Befuerchtung-Pharmatests-an-Heimkindern/story/31169665
Du Arschloch, du Wichser!
Der Wortwechsel zwischen dem Münchner Amokläufer und dem Baggerfahrer Salbey[1] wird als Schlüsselszene bezeichnet. Warum?
Milde gesagt befremdet dieser Dialog den Bildungsbürger, allerdings eine aussterbende Spezies. Politisch korrekt wäre es gewesen, wenn ein Psychologe oder ein Notfallseelsorger Seelenmassage betrieben und den Täter zum Aufgeben bewegt hätte. Das wäre auch eher meine Herangehensweise gewesen. Ob erfolgreich weiß ich nicht.
Auch der Brutaldialog des Baggerfahrers Salbey war nicht risikofrei. Schließlich hatte der Täter – wie wir nun wissen – noch eine beachtliche Zahl von Patronen im Rucksack. Er hätte noch weiter durchdrehen können. Doch er ließ sich auf das Gespräch ein, was Fachleute immer als ersten Erfolg bewerten, und verlegte sich auf Begründungen und Entschuldigungen:
„Wegen euch wurde ich gemobbt!“
Herr Salbey lässt sich davon nicht beirren. Er fährt mit seinen Beschimpfungen fort, ohne auch nur ein einziges Argument zu bringen, ohne auf die psychische Lage des Täters, von ihm selbst offenbart, einzugehen. „Du Arschloch, du Wichser“.
Damit offenbart er dem Täter seine klägliche Situation. Der wollte sich an der Gesellschaft rächen und dabei groß rauskommen, insofern ein typischer Amoktäter. Dieser Narziss kriegt aber nun von einem einfachen Mann, vermutlich bildungsmäßig unter ihm, schonungslos den Spiegel vorgehalten. Du bist ein Loser, ein Nichts! Das bricht den psychischen Widerstand des Täters. Es wird die abgrundtiefe Verzweiflung gewesen sein und eben nicht die letzte großspurige Abschlusstat, als er sich in den Kopf schoss.
Wie gesagt, es hätte auch schiefgehen können.
Was lernen wir daraus?
Wir müssen den Tätern und damit auch allen potentiellen Tätern, die Aussicht auf eine Heldengloriole nehmen.
Wir selber, besonders die Medien, sollten nicht fasziniert life dem Ablauf folgen, sondern das Ergebnis am nächsten Tag abwarten. Eine Freundin erzählte, sie sei bis nachts um halbeins nicht vom Fernseher losgekommen. Warum? fragte ich, du wärest besser ins Bett gegangen.
Wir brauchen weder Täternamen noch Täterporträts. Die nutzen nur der Einschaltquote und damit dem, wenn auch negativen Personenkult.
Wir brauchen die schonungslose Aufdeckung der erbärmlichen Denk- und Wahrnehmungswelt der Täter. Sie sind Menschen, die mit ihrem Leben nicht zurechtkommen, nicht zurechtgekommen sind. Eigentlich verdienen sie Mitleid. Doch das ist schon verbraucht für ihre Opfer.
Falls die Täter überleben, gebührt ihnen ein gerechter Prozess – und danach eine Psychotherapie, die ihnen hilft, nach einem verpfuschten Leben einen bescheidenen Neustart hinzukriegen.
Wir brauchen aber insgesamt mehr Aufmerksamkeit für Menschen, die sich gekränkt fühlen, die zuweilen auch tatsächlich gekränkt wurden[2]. Wenn wir das ganz nüchtern und ohne Aufdeckungshysterie hinkriegen, wäre es der wichtigste Beitrag zur Prävention.
[1] http://www.focus.de/politik/videos/nach-toedlichen-schuessen-in-muenchen-ich-bin-deutscher-anwohner-filmte-streitgespraech-mit-einem-der-attentaeter_id_5755674.html
[2] http://m.welt.de/vermischtes/article149321704/Die-zerstoererische-Macht-der-Kraenkung.html
Die Christen? Der Gipfel der Bosheit!
Die Römer taten gut daran, sie vor die Löwen zu werfen.
»Der SPIEGEL deckt die christlichen Greueltaten auf.«
Ein Kommentar von Sebastian Moll. http://m.theeuropean.de/sebastian-moll/10831-deckt-der-spiegel-christliche-greueltaten-auf
Gewalt in den Medien färbt nicht auf Gesellschaft ab
»Insgesamt betrachtet fand sich keine Verbindung zwischen dem Ausmaß an fiktiver und realer Gewalt.
Auch wenn Filme und Videospiele durchaus mit der Zeit immer mehr Gewalt enthielten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass dadurch ein reales Problem für die Gesellschaft entstanden ist.«[1]
[1] http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Gewalt_in_den_Medien_faerbt_nicht_auf_Gesellschaft_ab1771015589681.html
Wozu der Hype?
Wozu der Hype?
Ein Rennfahrer ist bei seinem Freizeitsport verunglückt. Wenn man das Informationsfeuerwerk in den Medien[1] ernst nimmt, sollte man meinen, ein Meteor nähere sich bedrohlich der Erde. Es gibt keine wichtigeren Meldungen, darum wird über den Unfall und seine Folgen an erster Stelle berichtet. Ein „normaler“ Unfall auf den Skipisten.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich wünsche diesem Menschen alles Gute, wie auch allen Mühseligen und Beladenen, über deren Leid nicht in diesem Ausmaß berichtet wird, deren Leid aber durch umsichtige politische Entscheidungen gemildert werden könnte.
Angst vor einem „Schauprozeß“?
Klein aber fein gibt sich die Justiz in München, so klein, daß die Medien Schlange stehen müssen, wie die DDR-Bürger, wenn es denn mal Bananen gab. Wer Pech hatte, bekam keine Bananen mehr. Und die Medien, die für die Platzreservierung im NSU-Prozeß zu spät kamen, werden vom Leben und der Gerichtsordnung bestraft. Dummerweise sind alle türkischen Medien leer ausgegangen.
Nun erweist sich die Angst vor einem „Schauprozeß als Bumerang. Zur Schau steht die politische Unbedarftheit, um nicht zu sagen Dummheit der Münchner Justiz. Man fragt sich, welche Kriterien bei der Besetzung des Postens des Münchner Gerichtspräsidenten ausschlaggebend waren.
Aber vielleicht hat er ja doch überlegt, nur daß nun der Schuß nach hinten losgeht. Ein Schauprozeß könnte es auch ohne rechtsorientierte Buhrufe im Gerichtssaal in der „Hauptstadt der Bewegung“ immer noch werden, wenn es zum Schaulaufen der Verfassungsschützer käme und dabei ihre Scheuklappen auch im Gerichtsverfahren sichtbar werden. Schließlich muß man kein Profiler sein, um verbindende Elemente und das System der NSU-Mordserie zu erkennen. Diese Blindheit hatte System.
Und sollten tatsächlich in einem angemieteten größeren Gerichtssaal viele Sympathisanten des braunen Sumpfes ihre Blüten treiben, wäre es erkennungsdienstlich eine Chance – aber nur, wenn der Verfassungsschutz bis dahin seine Scheuklappen abgelegt hätte.
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