Dierk Schaefers Blog

Der Trick mit Runden Tischen – oder „Vor Tische las man‘s anders“

Das Zusammenspiel von katholischer Kirche, besonders Erzbischof Zollitsch, ist bewundernswert, wenn auch degoutant. Das muss man erst einmal können.

Degoutant und Runder Tisch – da war doch was? Man sollte das noch einmal aufrollen!

Ein paar Ansatzpunkte/Ansatzpersonen habe ich benannt. Da gab es als ausführende Person Dr. Antje Vollmer. (Der Runde Tisch Heimkinder und der Erfolg der Politikerin Dr. Antje Vollmer, nachzulesen in meinem Blog 31. Januar 2011, unter https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/01/31/der-runde-tisch-heimkinder-und-der-erfolg-der-politikerin-dr-antje-vollmer/.

Am Beginn steht die damalige Familienministerin von der Leyen. Wie es weiterging mit den Tricksereien habe ich bei meiner Anhörung am Runden Tisch am 2. April 2009 referiert. (nachzulesen in meinem Blog: 5. April 2009: „Anhörung /Runder Tisch“, https://dierkschaefer.wordpress.com/2009/04/05/anhorung-runder-tisch-2-april-2009/ , dort „Phase 2“.

Zudem hatte ich Verfahrensvorschläge unterbreitet „zum Umgang mit den derzeit diskutierten Vorkommnissen in Kinderheimen in der Nach­kriegszeit in Deutschland“, nachzulesen unter: https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/verfahrensvorschlage-rt.pdf und: „Rück-Sicht, Wort zum Tag“, am 24. Januar 2009, https://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/rueck-sicht.pdf .

Doch da stand ich zusammen mit den Heimkindern allein auf weiter Flur.

Eine weitere „Verdachtsperson“ ist der Archivar der Diakonischen Werks der EKD. Im Blog am 9. September 2011, nachzulesen unter: „JUBILATE“, https://dierkschaefer.wordpress.com/2011/09/09/jubilate/ Damals fragte ich: „Warum steht ausgerechnet ein Archivar in der vordersten Reihe?“

So ging das Vertuschungs- und Verzögerungs-Karussell weiter. Die Medien schrieben von Entschädigung, doch die dürftigen Zahlungen sollten keinesfalls „Entschädigungen“ sein, denn die hätten einklag- und vererbbar sein können – und der Staat spielte mit. Warum wohl? Dazu mein Beitrag vom 3. Januar 2010 „Auf der langen Bank? Freeze now!“, nachzulesen unter https://dierkschaefer.wordpress.com/2010/01/03/auf-der-langen-bank-freeze-now/

Der vorzüglich recherchierte Beitrag von „Christ und Welt“ regt zum Nachdenken an.https://epaper.zeit.de/article/9b4e1f8646cf9d6088c969a43e175962fdf7051b29f5f7e3bcc35a9084e345a2

Gewiss: Die ehemaligen Heimkinder kamen meist vom Rand der Gesellschaft, die Miss­brauchten meist aus der bürgerlichen Mitte. Da sollten wir aber keine Unterschiede machen, sondern endlich die Rolle von Staat und Kirchen untersuchen. Diesmal ständen die zumeist evangelischen Heime im Focus, allerding auch die staatlichen, in denen es nicht besser war.

Dies schreibt der evangelische Pfarrer i.R. Dierk Schäfer. Ich habe in der Missbrauchs-Sache mehrmals  Artikel in meinen Blog gestellt, besonders „Es klebt wie Hundedreck unter den Schuhsohlen“, am 17. August, 2022, https://dierkschaefer.wordpress.com/2022/08/17/es-klebt-wie-hundedreck-unter-den-schuhsohlen/

Mein Archiv ist voll und steht staatlichen Aufklärern, wenn es sie denn geben sollte, zur Verfügung. Allein im Blog ergibt das Stichwort Tisch 23 Beiträge.

Ja, mach nur einen Plan! Sei nur ein großes Licht!

Das erste Verbrechen, das medial angekündigt wurde.

Der ehemalige Bürgermeister von Storkow, Heinrich Ludwig Tschech, verübte 1844 am Pistolenattentat auf König Friedrich Wilhelm IV. Doch das ging schief.

Das Attentat hatte einen Vorlauf. Dazu mehr im PDF:

Gerd Schröder – Kann man ihn einen Judas nennen?

Eindeutig NEIN!

Judas bekam für seinen Verrat nur 30 Silberlinge. Schröder viel mehr.

Judas bereute und erhängte sich. Schröder will nichts von „mea culpa“ wissen und macht weiter.

Alles klar? Judas war ein Waisenknabe neben Schröder.

Wer mehr wissen will, lese dieses Buch

Doch nun will ihn sein Ortsverein ehren, für seine 60-jährige Parteimitgliedschaft. „Im Streit über das SPD-Jubiläum von Altkanzler Gerhard Schröder hat Hannovers früherer Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg angeboten, die Ehrung zur 60-jährigen Parteimitgliedschaft zu übernehmen. Das sagte Schmalstieg der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.“

Wenn man im Buch liest, dass auch Schmalstieg Mitglied der Connection war, wundert das nicht weiter.

Mein Kommentar zu R. Bingener, M. Wehner: Die Moskau Connection, Das Schröder-Netzwerk und Deutschlands Weg in die Abhängigkeit

Wer ritt Deutschland in die Scheiße? Schröder war‘s, der Beutepreuße.

Der „Beutepreuße“ taucht hier nicht nur um des Reimes willen auf. Das Königreich Hannover verlor 1866 die Schlacht bei Langensalza und damit fiel das Königreich Hannover als Beute an Preußen. So einfach ging das damals und wir Hannoveraner sind seitdem Beutepreußen.

Diesmal ist die Ukraine als Beute seines Nachbarn ausersehen. Herr Schröder spielt mit und verspielt die Interessen Deutschlands zu seinem Vorteil.

Das Buch zeigt ausführlich die Verstrickungen auf, in die uns Herr Schröder und seine Connections gebracht haben: Eine immer stärkere Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Gas und seiner Verteilung in Deutschland. Er hat uns erpressbar gemacht. Folgerichtig unterstützt er Putin und seine Propaganda und übt seinen Einfluss auf politische Mitspieler aus. Sie werden im Buch genannt und der Leser nimmt mit Erstaunen wahr, was er bisher nicht wusste. Wohl niemand hätte gedacht, welche Machenschaften er mit seiner Wählerstimme gefördert und wen er damit reichgemacht hat. Die Endrechnung wird uns präsentiert werden, wenn es an den Wiederaufbau der zerstörten Ukraine geht. Zur Endrechnung gehört auch die mit Herrn Schöder. Man sollte sein Vermögen einfrieren und seine Pension auf die Grundversorgung reduzieren.

Sein Netzwerk wird auch einen Untersuchungsausschuss zu verhindern wissen, obwohl dieses Buch ihn vorzüglich vorbereitet hat. Den Verfassern ist höchstes Lob für ihre Recherche zu zollen.

Noch jemand ist wider Willen zu loben: Putin. Er hat es meisterhaft geschafft, Schröder und damit uns an der Nase herumzuführen. Er hat sich – vom Ukrainekrieg abgesehen – als cleverer Politiker erwiesen. Er hat die Schwachpunkte unseres damaligen Kanzlers erkannt und sie listenreich bedient: Geld und Bedeutung.

Beiden, Schröder wie Putin scheint jede Einsicht und jedes Verantwortungsbewusstsein zu fehlen. Schröder war da ganz ehrlich: Mea culpa zu sagen, sei nicht ein Ding. So kann er unbesorgt weiterhin seine Bezüge einstreichen. Darf man Schröder also einen Judas nennen? Die Antwort habe ich oben gegeben: Nein. Judas reicht bei weitem nicht an Schröder heran.

Entstellter Himmel

Posted in Uncategorized by dierkschaefer on 6. Juli 2023

Entstellter Himmel, Christiane Lange, Andreas Stahl, Erika Kerstner, (Hg.)Rezension, Dierk Schäfer

Untertitelt ist das Buch mit „Berichte über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche“. Es handelt sich also nicht um die schon lang überfällige Großstudie, die uns ähnlich wie die Studien der katholischen Kirche den gesamten Verbrechenstatbestand und seine Vertuschung in Zahlen vor Augen führt und die Schuldigen benennt. Hier berichten sieben Frauen und zwei Männer  

…weiter mit dem PDF

Wie konnte man nur so blind sein?

Die Frage kann man drastischer formulieren, das tut dann weiter unten mein Gesprächspartner.

Worum geht es? „Das Erzbistum Köln soll nach einem Urteil einem Missbrauchsbetroffenen 300.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.“: „Vorwürfe gegen den Geistlichen wurden dem Erzbistum 1980 sowie 2010 bekannt – er konnte dennoch viele Jahre weiter als Seelsorger arbeiten. Der Betroffene wirft der Erzdiözese daher Amtspflichtverletzung durch Unterlassen vor. Das Erzbistum hatte bewusst darauf verzichtet, eine Verjährung zu beanspruchen. Der Schmerzensgeldprozess gilt als Präzedenzfall. (https://www.domradio.de/artikel/erzbistum-koeln-muss-300000-euro-missbrauchsopfer-zahlen)

Das hätte Köln – durchaus zynisch gedacht – billiger haben können. Doch offenbar hat man im Kölner Erzbistum nach gut kölscher Tradition anders kalkuliert: „Et hätt noch immer jot jejange.“ (Kölsches Grundgesetz – Paragraph 3 https://www.koeln.de/koeln/das-koelsche-grundgesetz-die-11-regeln-der-domstadt_paragraph-3_L1121331_1121322.html) Doch gut ging es nur für den Kläger – und für viele andere, bei denen die Kirchen, katholisch wie evangelisch, ihre Amtspflicht verletzt haben.

Mein Gesprächspartner feixte: „Wie kann man nur so dumm sein? Selbst wenn Gott nun doch noch Hirn ra schmeißen sollte, hilft das nicht mehr. Die haben doch längst selber alle Fälle mit ihren Einzelfallanerkennungszahlungen anerkannt. Stand doch sogar alles, auch sehr detailliert, in Ihrem Blog.“ Stimmt, ich verweise beispielhaft auf: https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/04/23/singe-o-goettin-vom-zorn-der-geschaendeten-knaben/ .

In der Heimkindersache hatte man sich noch recht billig aus der Affäre ziehen können. Doch diesmal klebt es wie Hundedreck unter den Schuhsohlen (https://dierkschaefer.wordpress.com/2022/08/17/es-klebt-wie-hundedreck-unter-den-schuhsohlen/“ und die Justiz ist nicht mehr so willfährig. Begonnen hatte es schon mit einem OEG-Verfahren (https://dierkschaefer.wordpress.com/2020/11/20/oeg-urteil/ ) Doch man setzte in den Kirchenleitungen weiterhin auf den Dreiklang: Kinder schänden, Zeit schinden, Kassen schonen.

Abseits von aller Kalkulation zwecks Schadenbegrenzung: Man hatte vergessen, was recht und billig ist und der bloße Anstand erfordert. Da half auch das Betroffenheitsgestammel nicht aus der Bredouille. (Der Begriff Betroffenheitsgestammel stammt von Helmut Jacob.)

Meine Leser mögen selber entscheiden: War es Blindheit, Dummheit oder Verblendung?

Merkwürdiger Versuch der Stadt München mithilfe einer „unabhängigen Aufarbeitungskommission“ die Fälle von Missbrauch und Trauma zu klären. – Ein Gastkommentar von Vladimir Kadavy

„München leuchtete“, schrieb Thomas Mann in seiner Erzählung „Gladius Dei“. Gladius Dei heißt: Schwert Gottes.

Ob München immer noch leuchtet, beleuchtet Vladimir Kadavy in seinem Kommentar:

Die Stadt kommt nicht zu Potte

Wie man es auch nennen mag: Entschädigung oder Kompensationsleistungen. Die sollte es bereits ab Mitte 2021geben. Über Erst-Zahlungen ist die Stadt nicht hinausgekommen.

Nun sollen die abschließenden Zweit-Zahlungen von einer Kommission abhängen. „Sie soll die Aufarbeitung wissenschaftlich betreuen. Man ist aber noch auf der Suche nach Fachleu­ten.“

Währenddessen werden wir, die überlebenden Betroffenen älter und warten seit Januar 2021 darauf, dass die Stadt zu Potte kommt. Zahlungen waren immerhin schon zur Jahres­mitte 2021 durch die Stadt angekündigt, aber erst im Spätherbst 2021 nahm das von städti­schen Angestellten durchtränkte aufarbeitende Gremium seine „unabhängige“ Tätigkeit auf, – während Jugendamt und Stadtrat darauf warten können, dass wir abtreten. Darauf besteht angesichts des Altersdurchschnitts der Betroffenen (plus minus 75 Jahre) und der Proble­ma­tik, eine wissenschaftlich aufarbeitende Institution zu finden, eine berechtigte Hoffnung. Einer meiner missbrauchten Verwandten ist bereits tot, ein anderer schwer erkrankt, zwei weitere aus dem Umkreis unserer Recherchegruppe sind in einem desolaten körperlichen und psychischen Zustand. Es findet also ein edler Wettstreit zwischen Altern und Hinauszögern statt. Dreimal darf man raten, wer aus diesem Wettkampf als Gewinner hervorgeht. Darum also auch kein Wort über transgenerationelle Lösungen, d. h. Zahlungen an Angehörige. Das scheint nicht mal angedacht worden zu sein.

Wie steht es mit den in Aussicht gestellten Kompensationsleistungen, Herr Raab?

Ignaz Raab, pensionierter Kriminalbeamter, ist Vorsitzender der Münchner städtischen Aufarbeitungskommission. Ihn befragte Bernd Kastner, Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, am 8. Mai 23 nach den in Aussicht gestellten Kompensationsleistungen:

„Wann wird über die endgültigen Summen entschieden?“ – „Noch ist offen, ob wir dafür den Abschluss der wissenschaftlichen Aufarbeitung abwarten.“

„Die hat immer noch nicht begonnen?“ – „Eigentlich sollte sie schon im letzten Sommer starten…..“

In dieser Art geht es weiter[1].

Was ist, wenn die Leute sterben?

Kastner hätte auch fragen können: Wie haben Sie bisher im Aufarbeitungsgremium die Zeit seit 2021 verbracht? Wenn in der Zwischenzeit schon viele gestorben sind, könnte sich die Stadt die Auszahlung der Zweitsumme ja sparen?

Weit gefehlt! Dazu Ignaz Raab: „Kürzlich haben wir an einen Betroffenen Soforthilfe ausgezahlt, und jetzt kam die Nachricht, dass er gestorben ist. Daran schließt sich die Frage an: Muss die Sofort­hilfe zurückgezahlt werden? Das muss der Staat einheitlich klären. Ich wünsche mir, dass es ins Erbe geht.“

Dafür sind wir Betroffene und unsere Angehörigen dem Vorsitzenden der Städtischen Auf­arbeitung sehr dankbar. Diese Frage, die er hier aufwirft, kann natürlich nur geklärt werden, wenn jeder Betroffene gegenüber der Stadt nachweisen kann, dass er noch unter den Leben­den weilt. Ich sehe schon der Zusendung eines Formblattes entgegen, auf dem ich bestätige, dass ich noch nicht tot bin.

Der Oberaufklärer der Stadt räumt ein, dass solche Zahlungen grundsätzlich steuerfrei gestellt werden könnten, was aber seit Bestehen der Ausschussarbeit in zweieinhalb Jahren nicht voll­ständig geklärt ist: Hier brächte eine rasche Information der Überlebenden bzw. noch unter uns Weilenden rasche Hilfe.

Tja, so viel hätte gemacht werden können, was man der Öffentlichkeit besser vorenthält.

Die Stille der städtischen Aufarbeitung

„..um die städtische Aufarbeitung […] ist es ruhig geworden. Woran liegt das?“ „Wir arbeiten im Stillen, ohne mediales Aufsehen.“

Das mit der Unabhängigkeit, der Verschwiegenheitsverpflichtung und der aufarbeitenden Stille hat schon seine Vorteile. Endlich erschließt sich mir die Bedeutung der Unabhängigkeit des Ausschusses. Dazu gehört auch das Warten bis biologische Lösungen im Bündnis mit dem Verstreichen der Zeit dafür sorgen, dass die Arbeit des Ausschusses im Sande verläuft. So nicht nur meine Wahrnehmung.

Der Ruf nach dem Staat

Dass Herr Raab eine Intervention des Staates zur Aufarbeitung der Verbrechen sexuellen Missbrauchs fordert, ehrt ihn, aber was ist denn nun mit der Stadt? Was meint er denn eigentlich? Vielleicht kann man ihm nahebringen, dass auch die Stadt Staat ist. Kommunen unterliegen dem staatlichen Verwaltungsrecht. Insofern appelliert Herr Raab hier an die Aufarbeitung des Ausschusses, dem er vorsitzt. Ob er das wohl gemeint hat?

Soweit der Gastkommentar.

Wann wohl das Schwert Gottes zuschlägt?

Bei einem Spaziergang sah ich, dass es in München tatsächlich leuchtet: Der Erzengel Michael kämpft auf leuchtend goldenem Hintergrund. Er führt zwar kein Schwert, dafür aber eine Lanze. Ist es eine für Gerechtigkeit? Photo: Dierk Schäfer


[1] Hier der Link mit eingeschränktem Zugang, über den Sie im zweiten Schritt das ungekürzte Interview aus der SZ aufrufen können: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-missbrauch-kinderheime-aufarbeitung-ignaz-raab-1.5844370?reduced=true

Vereidigung – eine Schnittstelle zwischen Staat und Kirche

Junge Polizeibeamte werden zu Dienstbeginn feierlich auf das Grundgesetz vereidigt. Bei der Feier zugegen sind zudem Angehörige der Polizeibeamten, politische Vertreter der Kommune und des Landes, auch die Bundeswehr war regelmäßig vertreten und die Lokalpresse. Der Innenminister hielt eine Ansprache, soweit er nicht verhindert war.

Von uns Polizeipfarrern[1] wurde erwartet, im Berufsethischen Unterricht noch vor der Vereidigung das Thema zu behandeln. Inhaltliche Vorgaben gab selbstverständlich nicht[2].

Die aktuelle Diskussion über Polizeieinsätze gegen Demonstranten der „letzten Generation“

ließen mich Rückschau halten. Von Stichworten wie Wackersdorf oder Tiefflieger abgesehen ist meine Vereidigungsansprache noch aktuell:


[1] Wir Pfarrer (evangelisch&katholisch) wechselten uns in dieser Aufgabe ab.

[2] So etwas habe ich in meiner gesamten Berufslaufbahn als Pfarrer nie erlebt, von niemandem.

Religion und die Wahrheit hinter den Wahrheiten

Posted in Christentum, Ethik, Gesellschaft, kirchen, Leben, Philosophie, Psychologie, Religion, Soziologie, Theologie, tradition by dierkschaefer on 18. April 2023

Die Wahrheitsfrage ist die Gretchenfrage für Religionen.

Ob bei kirchlichen Aktivitäten die Wahrheit hinter den Wahrheiten aufscheint?

Caspar David Friedrich, Mönch am Meer, Endzustand nach Restaurierung © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Foto: Kristina Mösl, Francesca Schneider, https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/der-moench-ist-zurueck/

Da sind nicht nur die Kirchentage zu nennen mit ihrer hohen Beteiligung von Jugendlichen und der Präsenz hochrangiger Politiker; da gibt es das Flüchtlingsschiff der EKD („Schicken wir ein Schiff“) oder die Trauergot­tes­dienste bei Aufsehen erregenden Unglücksfällen und Katastrophen. Und selbst über die zur­zeit arg gebeutelte katholische Kirche schreibt die Süddeutsche Zeitung[1]: „Dabei kann die katho­lische Kirche ja noch überzeugen – nämlich da, wo ihre Mitglieder sichtbar die Bot­schaft Jesu leben. Wo Pfarrgemeinden Kleider und Möbel sammeln und Deutschkurse für die Flücht­lings­familie organisieren. Wo Pfarrer, Ordensfrauen und Mönche lieber Gefängnis riskieren, als zuzulassen, dass junge Frauen aus dem Kirchen­asyl in einen unsicheren Staat abgeschoben werden. Wo Seelsorger in Vollschutz­montur Sterbende und Kranke auf der Corona-Station begleiten. Wo Hochschulpfarrer einem Obdach­losen erlauben, in der Garage der Hochschul­gemeinde zu schlafen und ihn mit Lebensmitteln versorgen.“[2] Auch die öku­menisch getra­gene Telefonseelsorge, die Vesper­kirchen und die inzwischen bundesweit angebotene Notfallseel­sorge sind hier zu nennen.[3]

Um Wahrheit in der Religion geht es in diesem Artikel, der auch, etwas gekürzt, in der aktuellen Ausgabe des Evangelischen Pfarrerblatts erschienen ist: https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/aktuelle-beitraege?tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Baction%5D=show&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5Bcontroller%5D=Item&tx_pvpfarrerblatt_pi1%5BitemId%5D=5634&cHash=edc1e697669742f2a3249ef16130b7fc  

Hier der komplette Artikel als PDF – und zum Schluss eine etwas überraschende Antwort.


[1] Die immerhin einen wichtigen Anteil hat an der Berichterstattung über schlimmste klerikale Pädokriminalität.

[2] http://sz.de/1.5512588

[3] Die Notfallseelsorge nannte ich einmal das „letzte volkskirchliche“ Projekt. https://dierkschaefer.wordpress.com/2015/03/26/notfallseelsorge/

Die Welt steht in Flammen

Der erste Weckruf war 9/11

Der zweite Putins Angriff auf die Ukraine

Und im Hintergrund der Gelbe Riese mit Anspruch auf die Weltherrschaft.

Der Angriff auf die World Trade Towers war die symbolische Kriegserklärung an die „freie Welt“. Die programmatische Grundhaltung finden wir im Begriff „boko haram – Westliche Bildung ist Sünde“. https://de.wikipedia.org/wiki/Boko_Haram Man muss wohl Moslem sein, um diesen Angriff zu verstehen, man muss militanter Islamist sein, um ihn gutzuheißen und zu unterstützen, denn diese Gedankenwelt ist uns fremd, findet jedoch Resonanz in den  islamischen Ländern Afrikas und Asiens. Auch der religiös abseitsstehende Iran ist trotz aller Gegnerschaft zu den sunnitischen Moslems hier einzuordnen. Das westliche Denken ist bedroht, aber nicht angekränkelt, auch – oder gerade, weil – es immer wieder islamistisch begründete Terrorangriffe gibt.  Aber: Pakistan ist Atommacht und der Iran wohl bald.

Der russische Überfall auf die Ukraine hat nicht nur territoriale Ziele: „Russki Mir (deutsch Russische Welt) ist eine Ideologie der kulturellen Totalität des Russischen. Das Konzept ist von zentraler Bedeutung für die gegenwärtige neoimperialistische Außenpolitik Russlands. Von Wladimir Putin wurde der Begriff ab 2001 öffentlich verwendet und bildet heute einen Baustein des Putinismus. Hieraus leitet er ideologische, politische, identitäre und geopolitische Standpunkte ab, die explizit auch Russen in der Diaspora, vor allem dem Nahen Ausland, aber auch deren Nachkommen sowie ganz allgemein Russischsprecher einschließen. Die Russische Welt ist hiernach die russische Einflusssphäre und umfasst alle Gebiete, in denen das Russische präsent ist.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Russki_Mir)  

Diese Position wird von Patriarch Kyrill I. flankiert. Er „nannte in Moskau die russische Invasion einen Kampf gegen die „Sünde und liberale Ausländer“, … Russische Soldaten hätten die Aufgabe, die ukrainische Nation vom Boden der Erde zu tilgen. Sollten sie dabei sterben, würden sie von ihren Sünden freigesprochen.“ Damit „betrieb die  ROK eigentliche Kriegspropaganda und rechtfertigte theologisch den Angriffskrieg auf die Ukraine mit dem Überfall ab 24. Februar 2022.“ ( https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Orthodoxe_Kirche#Position_im_Russisch-Ukrainischen_Krieg )

Zwei erklärte Feinde der liberalen Welt: der islamistische und der russische. Im Unterschied zur islamistischen Bedrohung hat die russische im Westen Unterstützer gefunden. Sie drängen die Ukraine zu Verhandlungen und stärken die russische Position. Armin Nassehi spricht von der „Rückkehr des Feindes“. ( https://www.zeit.de/kultur/2022-02/demokratie-bedrohung-russland-ukraine-krieg-wladimir-putin?utm_referrer=https%3A%2F%2Ft.co%2F ) Damit hat er die Weltlage gut auf den Begriff gebracht. Die Rückkehr des Feindbegriffs bedeutet das Ende einer Illusion. Der Feind hat den liberalen Gesellschaften den Krieg erklärt, einen totalen Krieg, nicht nur militärisch. Seine Vorboten sind schon unter uns.  Jan Fleischhauer schreibt im Focus, er „sehe in Wagenknechts Augen und … sehe das schwarze Herz der Leninistin“. (https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-das-lachen-der-alice_id_186708225.html).

Das Schwarze Herz. Von den Morden, den Vergewaltigungen, der Zerstörung der ukraini­schen Krankenhäuser ist im „Manifest für den Frieden“ nicht die Rede.

„Das Fehlen jeder Empathie hat einen Vorzug: Es erlaubt einem, völlig unbeeinträchtigt von Mitleid durchs Leben zu schreiten.“ (Fleischhauer). Genau das unterscheidet uns von unseren Feinden, auch wenn die westliche Welt nicht so golden ist, wie sie glänzt: Wir müssen und werden diesen uns erklärten Krieg gewinnen.

Zunächst tragen die Ukrainer die Blutlast. Wir sind in ihrer Schuld.

Sally Perel, der „Hitlerjunge Salomon“ ist tot.

Posted in Deutschland, Geschichte, Gesellschaft, Kinder, Krieg, Kriegskinder, Leben, Nazivergangenheit, Zeitgeschichte by dierkschaefer on 3. Februar 2023

Gern und voll Hochachtung denke ich an diesen bemerkenswerten Menschen, eine bemerkenswerte Persönlichkeit und ein bemerkenswerter Lebenslauf.

Ich habe Sally Perel mehrfach erleben dürfen, sogar mit meiner Familie und ihm einen Ausflug gemacht. Dadurch habe ich ihn mehrfach mit seiner Geschichte gehört. Seine Berichte changieren ein bißchen in der Wortwahl, sind aber in den Grundzügen überprüft: „… es wurde auch in einigen Medien behauptet, dieser alte Herr dort in Israel — damit meinte man mich — hat diese Geschichte erfunden. Um das zu beweisen, haben mich zwei deutsche Zeitschriften aus Israel nach Deutschland eingeladen, der Stern und der Spiegel. Unter anderem ist es ihnen gelungen, die Adresse des Soldaten ausfindig zu machen, der mir damals gegenüberstand und mich fragte, ob ich Jude bin. Wir haben ihn bei sich zu Hause besucht. … Die Journalisten fragten ihn: »Herr Weidemann« – so heißt er – »erinnern sie sich noch an diesen Moment?“«. Er sagte: »Ja, natürlich. Ich war mit ihm fast ein Jahr in derselben Wehr­machtseinheit.«“ https://dierkschaefer.wordpress.com/2018/09/02/erinnerung-und-identitaet/ , Fußnote 1.

Da sind wir schon in seiner dritten Lebensphase. Die erste war ganz normal: Ein jüdisches Kind, – bis er aus der Schule flog, weil er Jude ist. In der zweiten Phase war er ein begeisterter Hitlerjunge, in der dritten Phase durfte er wieder Jude sein bis er nach einer inneren Quarantäne von 40 Jahren seine Geschichte erzählen konnte.

Doch was rede ich. Wer seinen Film nicht gesehen hat, lese im Anhang, was er in der Akademie berichtete, denn im Jahr 2000 referierte er auf unserer Kriegskindertagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Zu den Tagungsteilnehmern war auch meine Frau mit sämtlichen Grundkurs­schülern Religion ihres Gymnasiums gestoßen. Das war Sally Perel wichtig, er wollte junge Menschen erreichen. So kam er bis ins hohe Alter nach Deutschland und erzählte seine erstaunliche Geschichte in Schulen, denn die Jugend wollte er erreichen um sie zu wappnen gegen den braunen Ungeist, der sich schon wieder breitmachte. Als er von sechs Schülern mit dem Hitler-Arm-hoch begrüßt wurde, sagte er: Ihr wollt in die Hitlerjugend? Dann fragt mich. Ich war dort. Zum Schluss ließen sie sich sein Buch signieren.

Doch nun sein Vortrag (Quelle: Dokumentation zur Tagung „Kriegskinder gestern und heute2 vom 17. – 19. April 2000, Nr. 12/2000, ISSN 0170-5970)